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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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meinte er. »Deswegen werden wir einfach an unserem ursprünglichen Plan festhalten, das Tal einzeln verlassen und uns auf dem Weg nach Glenfinann irgendwo treffen - gerade so, als ob die Garnison noch voll bemannt wäre. Was übrigens durchaus der Fall sein könnte.«
    Eóin lehnte sich gegen den Bettpfosten und nickte. »Einen weisen Laird haben wir da.«
    Wieder stiegen leise Selbstzweifel in Ciaran auf, aber er verdrängte sie und nickte zustimmend. Jetzt war nicht die Zeit, Schwächen zu zeigen.
    In dieser Nacht wartete er geduldig darauf, dass es in der Burg still wurde. Er hatte seinen Stuhl neben das offene Fenster gerückt, sah in den Burghof hinunter und lauschte den schwächer werdenden Schritten und dem Stimmengewirr. Er würde den richtigen Zeitpunkt sorgfältig auswählen, wie sein Vater es ihm bei diversen creachs immer wieder eingeschärft hatte. Langsam kehrte Ruhe ein, und der flackernde Kerzenschein erlosch hinter den Fenstern und Schießscharten.
    Sowie die Burgbewohner in tiefem Schlaf lagen, huschte er aus seiner Kammer, stieg die Treppe empor und überquerte die Brustwehr zum Nordturm, wo er die Treppe hinunterschlich. Als er jedoch das Stockwerk erreichte, wo Leahs Kammer lag, prallte er erschrocken zurück. Sein Herz hämmerte. Ein Wächter war in der Nische vor der Kammertür postiert worden.
    Ciaran spähte vorsichtig um die Biegung der Treppe. Der Soldat lehnte sich gegen die Wand und döste vor sich hin. Ciaran trat ein paar Schritte zurück, überlegte, ob er in seine eigene Kammer zurückkehren sollte, entschied sich aber dagegen. Er konnte jetzt nicht einfach gehen. Es lag nicht in seiner Natur, kampflos aufzugeben.
    Er drehte sich um und stieg die Stufen weiter hinunter. Doch dann zögerte er wieder. Verdammt! Noch ein Mal blickte er sich zu dem Wachposten um. Es war hoffnungslos. An einem mit Muskete, Pistole und Säbel bewaffneten Soldaten kam er nicht vorbei. Ciaran konnte ihn natürlich angreifen und ihn vermutlich sogar ohne große Mühe überwältigen, aber der Lärm würde andere auf den Plan rufen und sein Vorhaben vereiteln. Ein Kampf war keine Lösung des Problems.
    Er stieg die Stufen wieder hinauf, ging zu der Kammer im Westturm, in der Sìle und Aodán schliefen, und klopfte an. Keine Antwort. Ciaran trat einen Schritt zurück und sah nach, ob Licht unter der Türritze hervordrang. Nichts. Alles dunkel. Die beiden mussten schlafen. Wieder klopfte er an, diesmal fester. Als sich immer noch nichts rührte, hämmerte er mit der Faust gegen die Tür.
    Endlich hörte er auf der anderen Seite der Tür unterdrücktes Fluchen, dann wurde sie einen Spalt breit geöffnet. »Pass auf, du Hurensohn, du solltest besser einen guten Grund...« Als er Ciaran sah, verstummte Aodán erschrocken.
    »Hol Sìle her«, befahl Ciaran knapp.
    »Warum?«
    »Hol sie her, habe ich gesagt, und wenn ich noch ein einziges Wort höre
    »Schon gut, schon gut. Ich werde sie wecken.«
    Nach einer langen, von unwilligem Gemurmel unterbrochenen Pause kam Sìle in ihrem Nachthemd auf ihn zu und schlang ihren Umhang enger um sich. Sie blinzelte ihn schlaftrunken an. »Ciaran, was ist denn passiert? Warum weckst du uns mitten in der Nacht?«
    Nahezu unhörbar flüsterte er: »Sìle, ich brauche deine Hilfe.«
    »Du brauchst Schlaf. Genau wie ich.«
    »Ich muss mit Leah sprechen, bevor sie morgen früh abreist, aber es steht ein Wächter vor ihrer Tür.«
    »Aus gutem Grund, nehme ich an.« Sìle kicherte leise in sich hinein.
    »Ich kann das nicht sonderlich lustig finden, denn es ist möglich, dass der Captain von der vergangenen Nacht erfahren hat. Ich furchte um ihre Sicherheit.«
    »Und um deine eigene, nicht wahr?«
    »Nein, Sìle.« Allmählich verlor er die Geduld. »Was er mit mir anstellt, ist mir egal, aber ich muss wissen, ob es ihr gut geht. Das kann ich nicht in Erfahrung bringen, wenn sie bewacht wird.« Er knirschte mit den Zähnen und zischte leise: »Ich dachte, meine Schwester würde mir diesen Gefallen tun.«
    Das brachte sie zum Schweigen. Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Aye. Ich denke, das lässt sich machen. Warte einen Moment.« Sie verschwand in der Kammer und kehrte nach kurzem Geflüster mit ihrem Mann zurück. Nachdem sie ein paar weiche Schuhe übergestreift hatte, folgte sie Ciaran.
    Im Nordturm lehnte er sich gerade außerhalb der Sichtweite von Leahs Tür gegen die Wand, um auf seine Schwester zu warten. Sìle sollte den Wachposten überreden, Leah aus ihrer Kammer

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