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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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herauszulassen und sie dann in den leer stehenden Raum ein Stockwerk darüber bringen. Wenn dies fehlschlug, sollte sie darum bitten, mit Leah in deren Kammer sprechen zu dürfen. Sie würde ihr erklären, dass sich Ciaran Sorgen um sie machte und versuchen, den Grund für den plötzlichen Aufbruch des Captains herauszubekommen. Auch wollte sie in Erfahrung bringen, ob ihr Vater von den Ereignissen der letzten Nacht wusste.
    Ciaran bemühte sich, das Gespräch zwischen Sìle und dem Wächter zu belauschen, verstand jedoch kaum etwas. Sein Herz wurde schwer, als die Unterhaltung länger und länger andauerte und ihm klar wurde, dass der Mann nicht beabsichtigte, Leah gehen zu lassen. Endlich tauchte Sìle auf der Treppe auf. Er stieß sich von der Wand ab und stieg nach oben auf die Brustwehr. Der Nachtwind zerrte an seinem Haar und an Sìles Kapuze, und er musste die Stimme erheben, um sich verständlich zu machen.
    »Was ist passiert?«
    Sìle schüttelte den Kopf. »Ich durfte überhaupt nicht mit ihr sprechen. Sie halten sie sozusagen in Isolierhaft, sie darf noch nicht einmal mit dem Wächter reden. Ich fürchte, sie wird gar nicht erfahren, dass ich da war.«
    Ciaran murmelte einen der Lieblingsflüche seines Vaters, dann beugte er sich über die Brustwehr, um zu sehen, ob er von hier aus eine der Fensteröffnungen von Leahs Kammer erkennen konnte. Aber er wusste nur zu gut, dass dies nicht der Fall war. Er hätte nur vom Burghof aus etwas zu ihr hochrufen können, und damit würde er auch nichts erreichen.
    »Ciaran, der Captain wird nie zulassen, dass du sie siehst.«
    Er starrte wortlos über den schwarzen See unter dem schwarzen Nachthimmel hinweg, während er sich bemühte, das Unabänderliche zu akzeptieren. Sìle nahm tröstend seine Hand.
    »Vielleicht ist es so für uns alle am besten.« Ihre Stimme klang weich. »Wenn du sie vergessen könntest, wäre dem Clan und dir selbst damit gedient.«
    Einen Moment lang brachte er keinen Ton heraus. Dann erwiderte er langsam: »Aye, vielleicht hast du Recht.«
    Sìle blieb eine Weile schweigend neben ihm stehen und sah gleichfalls auf den See hinaus, dann kehrte sie zu ihrem Mann in ihre Kammer zurück.
    Niedergeschlagen machte Ciaran kehrt und suchte seine eigene Schlafkammer auf.
    Er zog sich aus, ließ seine Kleider auf den Boden fallen, wusch sich und fuhr sich mit den feuchten Fingern durch das Haar, ehe er niederkniete, seinen Rosenkranz betete und dann unter die Decke kroch.
    Aber wie er befürchtet hatte, wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Er starrte die Deckenbalken an, die einst mit Früchten und Blumen bemalt gewesen waren. Im Laufe der Jahre waren die Farben verblasst und die Umrisse kaum noch zu erkennen. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Leah. Hatte sie ihn
    wirklich verraten? Er beschwor ihr Bild beim Abendessen herauf, ihren Gesichtsausdruck, ihre Haltung, ihre Handbewegungen, das Kleid, das sie getragen hatte. Aber das half ihm auch nicht weiter Er hatte nicht erraten können, was in ihr vorging. In der Gegenwart ihres Vaters trug sie stets eine eiserne Selbstbeherrschung zur Schau.
    Sinann tauchte auf und ließ sich auf ihrem Lieblingsplatz auf der Vorhangstange nieder. »Hallo, Fee.«
    »Hallo, mein Freund. Hast du dich etwas beruhigt?« »Aye.« Er war alles andere als ruhig. Niedergeschlagen bezeichnete seinen Zustand schon eher. Oder >am Boden zerstört<, wie Pa immer gesagt hatte. Plötzlich vermisste er seinen Vater so sehr, dass er die Augen zusammenkneifen und einen Moment den Atem anhalten musste. »Du liebst sie wirklich, nicht wahr?«
    Er nickte. »Sie hat sich in mein Herz geschlichen. Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte, aber es ist nun einmal passiert Und jetzt weiß ich nicht, wie ich ohne sie weiterleben soll.« Dann rollte er sich auf die Seite. »Ich möchte jetzt schlafen, Fee.« Einen Moment lang herrschte Stille. »Dein Vater konnte sich meinen Namen auch nie merken«, sagte Sinann schließlich. Ciaran blickte über seine Schulter hinweg zu ihr hoch, und sie fuhr mit leiser, wehmütiger Stimme fort: »Er nannte mich immer Tinkerbell.«
    »Tinkerbell.« Ciaran hatte dieses Wort schon oft gehört, normalerweise leise vor sich hingebrummt. »Warum?« Sinann zuckte die Schultern. »Das hat er mir nie gesagt.« Ciaran grunzte und vergrub sein Gesicht im Kissen. »Du kannst nicht mit dem jungen Prinzen in die Schlacht ziehen.«
    Mit durch Federn und Leinen gedämpfter Stimme erwiderte Ciaran: »Ich kann aber

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