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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Augen. »Sensoren?«, unterbrach sie den Captain mit einer Mischung aus Furcht und Faszination. »Wie klein sind diese Dinger?«
    »Ach, Sie sind interessiert? Meister Calintak ist sehr teuer, wissen Sie, aber ein wahrer Künstler. Er bringt eine Peilsonde in Gegenständen unter, die noch kleiner sind … als ein Ohrring zum Beispiel.«
    »Hören Sie nicht auf ihn!«, schnauzte Sav Rid seinen Zweiten Maat an und machte auf dem Absatz kehrt. »Er redet Blödsinn, er ist ein Idiot. Kommen Sie, wir gehen!« Wütend stapfte er los, Dagmar im Schlepptau.
    Shan schüttelte den Kopf und streckte eine Hand nach Gordy aus, der herbeieilte und sie dankbar ergriff. »Nun denn … Gordy, Ms. Mendoza?«
    Priscilla stand vor dem Tisch mit den Beweisstücken, sammelte vorsichtig die Kristallsplitter ein und legte jede einzelne Scherbe in ihre hohle Hand.
    »Crelm!«, murmelte Gordy und ging zu ihr. »Priscilla, was machst du da? Das Ding ist doch kaputt!«
    Sie ließ sich nicht stören. »Trotzdem ist es alles, war mir von meiner Habe geblieben ist, und ich nehme es mit.« Der Tonfall, in dem sie sprach, war so leidenschaftslos, dass Shan stutzig wurde.
    Rasch trat er zu ihr und legte ein seidenes Taschentuch auf die Tischplatte.
    »Sie werden sich an den Splittern noch schneiden, Priscilla! Benutzen Sie lieber das Tuch, um sie zu verwahren.«
    »Danke.« Ihre Stimme klang immer noch teilnahmslos, doch Shan glaubte, zumindest eine Andeutung von … irgendetwas herauszuhören.
    Er hielt Gordy an der Hand und wartete, bis sie mit dem Einsammeln der Scherben fertig war und das Seidentuch verknotete. Priscilla nahm Gordys andere Hand, und nebeneinander verließen sie den Saal, um die Gerichtskasse aufzusuchen.

Schiffsjahr 65, Reisetag 143, Erste Schicht, 2.00 Uhr

     
     
    D u wirst mir doch den Gefallen erweisen, Gordy«, wandte sich der Captain an den Jungen, »und deiner Mutter nichts davon erzählen, dass du verhaftet wurdest?«
    »Wurde ich denn verhaftet?«, fragte Gordy schläfrig. »Ich glaube nicht, dass ich ein richtiger Gefangener war. Sie haben mir doch nichts angetan.«
    Shan yos’Galan lachte. »Doch, Gordy, du warst in der Tat ein Gefangener. Die Umstände einer Verhaftung mögen sich auf verschiedenen Welten unterscheiden, aber ein paar Details bleiben im Großen und Ganzen immer gleich. Wird jemand verhaftet, legt man ihm Handschellen an, es gibt eine Gerichtsverhandlung, und ein Richter verhängt gegebenenfalls eine Strafe. Keine Mutter hört gern, wenn ihrem Kind etwas Derartiges widerfahren ist, selbst wenn du noch so sehr beteuerst, dass du nichts dafür konntest und nur durch einen dummen Zufall in die Sache reingeschlittert bist. Dabei fällt mir ein: Wie kamen eigentlich deine Fingerabdrücke auf das Messer?«
    »Priscilla war dabei, den Kampf zu verlieren«, erklärte Gordy. »Und das Messer lag da herum. Ich hob es auf und versuchte dann rauszukriegen, wie es funktioniert …«
    »Ach, wirklich? Und falls dir gelungen wäre, es zu aktivieren … was hättest du dann getan?«
    »Nun ja, ich dachte mir, wenn ich Dagmar dann einen Stich in den Arm versetzte, müsste sie Priscilla loslassen.«
    »So so, du hat also schon wieder gedacht. Höchste Zeit, dass du die höheren Gefilden der Theorie verlässt und dich in die Niederungen der Praxis begibst«, sinnierte der Captain. »Nach dem Frühstück meldest du dich bitte bei Pallin Kornad. Ich finde, du solltest allmählich in der Kunst der Selbstverteidigung unterwiesen werden.«
    »Jawohl, Captain.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Shan?«
    »Ja, acushla?«
    »Ich wollte dich nur fragen: Darf ich Großvater erzählen, dass man mich festgenommen hat? Eigentlich ist ja nichts dabei – ich habe doch nichts verkehrt gemacht …« Doch Gordys Zweifel, ob er richtig gehandelt hatte, waren unverkennbar.
    Der Captain ließ sich vor Gordy auf ein Knie nieder, um dem Jungen in die Augen sehen zu können.
    »Du musst es deinem Großvater sogar erzählen«, bestätigte Shan und legte seine großen Pranken auf Gordys schmale Schultern. »Er wird stolz auf dich sein. Du hast dich in dieser Angelegenheit absolut richtig verhalten, deine Tat gereicht dir zur Ehre. Mit Besonnenheit und Mut bist du einer Schiffskameradin und Freundin zur Hilfe geeilt.« Er legte eine Hand gegen Gordys weiche, kindlich runde Wange. »Du hast dich tapfer geschlagen, Gordy. Meine Hochachtung.«
    »Dem schließe ich mich an.« Priscilla hörte ihre eigene Stimme, als käme sie aus weiter Ferne.

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