Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
nahm ihr das Klemmbrett ab, prüfte ihre Berechnungen, billigte die Ballastverteilung mit einem Hochziehen der Nase und winkte ihr dann zu, sie solle den Shuttle besteigen.
Automatisch steuerte Priscilla den Sitz des Kopiloten an, nur um sich von ihrem Begleiter einen Rüffel einzuhandeln.
»Haben Sie noch nicht ausgeschlafen?«, blaffte Ken Rik, schob sie unsaft zur Seite und pflanzte sich selbst auf den Kopilotensessel. Priscilla starrte den alten Mann verdutzt an, bis er gereizt schnaubte: »Voran, junge Frau! Wir haben schon genug Zeit vertrödelt!«
»Sie wollen, dass ich den Shuttle zur Planetenoberfläche bringe?«
»Nein, er soll ganz von selbst fliegen!«, schnauzte Ken Rik hingebungsvoll. »Mir wurde gesagt, Sie seien Pilotin. Also werden Sie als solche eingesetzt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Priscilla schnallte sich auf dem Pilotensitz an. Zuerst langsam, dann mit wachsender Sicherheit wanderten ihre Finger über die Steuerarmaturen. Sie rief Daten ab bezüglich der Rotation des Planeten, der Entfernung, der Windgeschwindigkeit und der Beschaffenheit der oberen Atmosphäre. Dann berechnete sie die Flugbahn des Shuttles und signalisierte der Kontrollstation, dass sie zum Abflug bereit sei.
In einem sauberen Manöver lösten sie sich von der Passage und näherten sich dem Planeten auf der exakt kalkulierten Flugbahn. Bald darauf tauchten sie mit einem kaum merklichen Rütteln in die Atmosphäre ein, um danach im Landeanflug auf Port Arsdred zuzuschweben. Der starke, böige Wind bereitete ihr ein paar Probleme, aber es gelang ihr, den Shuttle ruhig zu halten. Voll auf den Flug konzentriert, merkte sie nicht einmal, wie sich ihre Zähne in die Unterlippe gruben, doch die Hände über den Steuerkontrollen zitterten kein bisschen.
Im Gleitflug erreichten sie den Raumhafen und setzten in einer perfekten Landung auf der Rampe auf. Nach einem abschließenden Check schaltete Priscilla die Steuerkonsole aus, betätigte die Hebel, die die Ausstiegsluke öffneten, und löste ihren Sicherheitsgurt.
Ken Rik stand bereits. »Nicht schlecht«, grummelte er widerwillig. »Jedenfalls für einen ersten Versuch.«
Priscilla lächelte glücklich. »Wenn Sie es sagen, dann darf ich das wohl als dickes Lob auffassen.«
»Hmmm«, knurrte Ken Rik und wandte sich ab.
Arsdred, Außenweltbasar, Ortsjahr 728, Morgengrauen
A ußerdem«, sagte der fette Mann in dem violett schillernden Übergewand, »führen wir in unserem Angebot vierzehn Dutzend Sonnensteine von feinster Qualität, in den Farben eines doppelten Regenbogens! Da muss ein so gewiegter Händler wie Sie doch einfach zugreifen.«
Shan paffte gemächlich die Huka, die sein Gastgeber ihm freundlicherweise bereitgestellt hatte. Der Qualm dieser Wasserpfeife wirkte einschläfernd; während Shans Gegenüber an dieses Narkotikum gewöhnt und nur milde berauscht war, musste Shan die einzelnen Züge sorgfältig dosieren. Zwar war er für einen Liaden groß gebaut und gegen alle möglichen Narkotika geimpft, doch die Folgen des Huka-Genusses durfte er nicht unterschätzen.
»Sonnensteine«, griff er das Thema auf, nachdenklich einen Rauchkringel auspustend. »Sie belieben zu scherzen, mein ehrenwerter Freund. Warum sollte ich Sonnensteine, egal welcher Qualität, erstehen, wenn die Galaxis davon überquillt?«
Der Dicke lächelte gutmütig. »Ich sehe schon, Sie besitzen ein sicheres Gespür für wahrhaft schöne und wertvolle Dinge. Nun, auch damit kann ich dienen. Zufällig befinden sich in unseren Lagerhäusern auch erstklassige Tusodianische Seidenstoffe, Elbam-LikörJoberkerney-Essenz-Praquilli-Ölundköstliche Tabake, von der Art, wie wir ihn gerade rauchen …«
Shan gähnte und blies einen weiteren Rauchkringel aus. »Ehrenwerter Händler Minata, bitte verzeihen Sie mir. Als Ihr hoch geschätzter Kollege Sasoni Sie, Ihre Lagerhäuser und die dort der Entdeckung harrenden Raritäten erwähnte, muss ich ihn missverstanden haben. Leider spreche ich Ihre Sprache nur unvollkommen. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, weil ich Ihre kostbare Zeit verschwendet habe, Sir. Ihr ergebenster Diener …« Er stand auf, deutete eine Verbeugung an und rüstete sich zum Gehen.
»Meisterhändler!«
Er drehte sich noch einmal um; auf seinen Zügen malte sich ein Ausdruck gespannter Besorgnis ab. »Was gibt’s, Händler Minata?«
Der Fettwanst senkte die Lider und zupfte an einer Falte seines weiten
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