Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
hinweg streitlustig an.
Die Liadenfrau seufzte. »Weil – bah! Der Ausdruck ist mir entfallen. Wie nennt man ein Mittel, das jemanden zwingt, einen anderen zu lieben?«
»Aphrodisiakum«, half Priscilla aus und blickte von ihrem Frühstück hoch. »Auf manchen Planeten sind Aphrodisiaka illegal. Ich nehme an, dass Arsdred dazu gehört.«
Mit finsterer Miene starrte Rusty auf seinen Teller.
»Rah Stee, zieh nicht so ein Gesicht!«, lachte Lina. »Sonst wird dein Essen noch schlecht! Ich finde es nicht so schlimm, wenn wir hier nichts absetzen können. Wir verkaufen das Parfüm dann halt in einem anderen Hafen.« In gespielter Strenge drohte sie ihm mit dem Finger. »Du denkst vielleicht, ich hätte uns ein Verlustgeschäft beschert. Aber dem ist nicht so. Du kannst nicht erwarten, dass alles gleich beim ersten Anlauf klappt. Du wirst schon sehen, mein Freund, das Parfüm wird reißenden Absatz finden – und zwar zu einem hohen Preis. Sei unbesorgt, wir machen schon noch unseren Profit.«
Rusty blickte zweifelnd drein, und abermals fing Lina an zu lachen.
»Priscilla?«, hörte sie neben sich eine atemlose Stimme. Die Angesprochene drehte sich um und sah den Kabinensteward, der ein Kästchen umklammerte.
»Guten Morgen, Gordy«, grüßte sie und gönnte ihm ein Lächeln, das nach den vergangenen Ereignissen allerdings ein wenig matt ausfiel. »Solltest du nicht während dieser Schicht Unterricht in Selbstverteidigung nehmen?«
»Crelm!«, erwiderte er verächtlich. »Die Lektion ist schon seit einer Stunde zu Ende!« Er hielt ihr das Kästchen unter die Nase, in der offenkundigen Absicht, sie möge es ihm abnehmen. Verblüfft streckte sie die Hand nach dem Behälter aus.
»Mit den besten Empfehlungen des Cap’ns«, richtete Gordy in förmlichem Ton aus. »Und er bittet dich um Entschuldigung, weil er dich allein auf den Planeten geschickt hat.« Gordy legte den Kopf schräg. »Wortwörtlich sagte er, er hätte sich benommen wie ein Idiot. Ich bin mir nicht sicher, ob er gemeint hat, ich sollte dir das auch mitteilen. Aber jetzt weißt du’s.«
»Wahrscheinlich wollte er nicht, dass du es mir sagst«, gab sie zu bedenken. »Also tun wir einfach so, als hättest du diese Worte niemals ausgesprochen. Einverstanden?«
»Klar. Ich muss sofort wieder losdüsen. Morgen, Lina! Rusty!«
Priscilla saß da, das Kästchen auf dem Schoß, bis Rusty ungeduldig fragte, ob sie es nicht öffnen wolle.
»Doch, natürlich mache ich es auf«, murmelte sie, traf indes keine Anstalten, dies zu tun. In ihrem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Was hatte der Ausspruch des Captains zu bedeuten? Hatte er sie vielleicht bewusst allein den Landgang antreten lassen, weil er sie auf die Probe stellen wollte? Um zu erfahren, ob sie versuchen würde, Rache zu nehmen? Möglicherweise beobachtete der Captain sie viel aufmerksamer, als sie ahnte. Sie schüttelte den Kopf und griff nach einem stumpfen Geleemesser.
Das Band, mit dem die Box versiegelt war, ließ sich mühelos durchschneiden. Sie legte das Messer weg und öffnete das Kästchen. Es enthielt mehrere Gegenstände, die einzeln in buntes, hauchdünnes Papier eingewickelt waren.
Langsam fischte sie das erste Objekt heraus. Genauso bedächtig befreite sie es von der Verpackung. Ihre tastenden Finger verrieten ihr, worum es sich bei dem Ding handelte, noch ehe sie es sah, doch als sie es dann endlich ausgewickelt hatte, bekam sie vor Staunen große Augen.
Es war ein Kamm aus Rosenholz, in den ein kunstvolles Muster aus Blumen und Sternen eingeschnitzt war; die Zähne waren seidenglatt, weil sie jahrelang durch eine bis zu den Hüften reichende schwarze Mähne – und später durch einen kurzen, wilden Lockenschopf – gefahren waren.
Priscilla holte tief Luft, legte den Kamm zur Seite und nahm sich erneut das Kästchen vor. Einen Gegenstand nach dem anderen holte sie heraus – die Bürste und den Handspiegel, passend zum Kamm, ein paar Figürchen aus gebranntem Ton, eine schmale Mappe mit Bildern, ein in Messing gefasstes Kaleidoskop, vier gebundene Bücher, neun Musikbänder und drei schmale silberne Armreifen.
Eine Weile hielt Priscilla die Armreifen in der Hand, ehe sie sie zu den anderen Sachen legte. Sie hatte einmal sieben dieser Silberreifen besessen – den kompletten Satz einer Jungfrau auf dem Weg zur Braut. Vier hatte sie nach und nach verkauft, weil sie das Geld zum Überleben brauchte. Als Siebener-Satz wären die Reifen wesentlich mehr wert gewesen, Sammler
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