Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
eine Schwerverbrecherin, aufgrund von unbewiesenen Anschuldigungen? Die Beweise für meine vorgebliche Straftat werden niemals eintreffen – weil es keine gibt, es sei denn, Händler Olanek lässt sich dazu hinreißen, Indizien zu fälschen.« Stolz hob sie den Kopf und drückte die Schultern durch. »Ich werde Sie nicht auf die Planetenoberfläche begleiten! Mit Ihnen gehe ich nirgendwo hin.«
»Ich muss Sie darauf hinweisen«, entgegnete Budoc, »dass Sie gar keine andere Wahl haben, Ms. Mendoza. Wir haben diesen Haftbefehl, und Sie müssen mitkommen. So erfordert es das Gesetz.«
Priscilla zog die Nase hoch. »Dies ist ein Liaden-Schiff. An Bord verfügen Sie über keinerlei Autorität.«
»Aber Sie sind Terranerin«, parierte Budoc.
»Vielleicht darf ich jetzt eine Erklärung abgeben«, mischte sich Shan in mildem Ton ein. »Ms. Mendoza dient auf diesem Schiff, weil zwischen ihr und dem gesetzlichen Erben des Korval-Clans ein privater Vertrag abgeschlossen wurde.«
Eine Zeit lang herrschte betroffenes Schweigen. Budoc fasste sich als Erster und fragte halb verblüfft, halb ehrfürchtig, ob dies nicht der Clan sei, der in seinem Wappen den Baum und den Drachen trüge, der Clan, der auf Trellen’s World die Gilde der Händler repräsentierte.
»Wie ich sehe, sind Sie bestens informiert. Ja, wir sind die Familie mit dem Baum und dem Drachen.« Shan strahlte ihn an. »Und wir vertreten Trellen’s World, Dieses Arrangement reicht beinahe zweihundert Standardjahre zurück.«
Budoc schien gebührend beeindruckt zu sein, aber Relgis hatte sich in die Vorstellung verrannt, Shan versuche lediglich, ihnen Sand in die Augen zu streuen, um das lokale Gesetz zu umgehen. Er hatte keineswegs die Absicht, klein beizugeben, sondern stakste gewichtig einen Schritt auf Priscilla zu.
»Wie auch immer«, verlautbarte er streng, »aber dem Gesetz muss Genüge getan werden. Diese Frau ist keine Liaden, sondern eine Terranerin, und sie wird mit uns kommen.« Er haftete den Blick auf den Captain und reckte das Kinn vor. »Mit wem sie einen Vertrag bezüglich ihres Dienstes an Bord dieses Schiffs abgeschlossen hat, ist irrelevant. Wir haben einen Haftbefehl, ausgestellt auf Ms. Mendoza, und aus diesem Grund sind wir befugt, sie mitzunehmen.«
»Ich sagte, es handele sich um einen Vertrag mit dem gesetzlichen Erben des Hauses Korval«, berichtigte Shan höflich, »und nicht mit dem Erben, den Göttern sei Dank. Ms. Mendoza befindet sich im Recht. Denn dieser private Vertrag sichert ihr den Schutz des rechtmäßigen Erben zu. Das heißt, sie genießt die Protektion der gesamten Sippe. Und der Korval-Clan ist ein Rechtsträger. Also haben Sie es hier mit einer juristischen Person zu tun, welche ihrer Abstammung nach Liaden ist.« Er trank seinen Wein aus und stellte das Glas zur Seite. »Ein interessanter Aspekt, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass Anwälte mehr als zehn Tage Ortszeit brauchen würden, um diesen Punkt auszudiskutieren.«
Budoc schöpfte tief Atem. Er war sichtlich nervös. »Captain, seien Sie doch vernünftig. Niemandem kann daran gelegen sein, eine derart ausufernde Debatte in Gang zu setzen. Denken Sie nur an die Kosten! Das Beste wäre, Sie erlaubten es uns, Ms. Mendoza ohne viel Umstände von Bord zu bringen. Vielleicht gestattet der Richter ihr ja, gleich nach dem Verhör auf das Schiff zurückzukehren – im Hinblick auf diesen Vertrag.« Wieder befeuchtete er seine Lippen. »Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine Einigung erzielen werden.«
»Tatsächlich?« Shan hob die Brauen. »Das trifft sich gut, denn ich bin derselben Ansicht.« Er nahm den Haftbefehl in die Hand und gab vor, ihn voller Aufmerksamkeit zu studieren. »Hier steht nichts über eine Kaution«, murmelte er, während er spürte, wie Priscilla ihn gespannt ansah. »Zweifelsohne hat der Richter vergessen, hierüber eine Angabe zu machen. Wer hat diesen Haftbefehl eigentlich ausgestellt – aha! Richter Zahre! Nein, wie mich das freut! Was für ein glücklicher Zufall!« Er grinste die beiden Beamten albern an und vermied es, Priscillas Blick zu begegnen.
»In diesem Fall werden wir im Handumdrehen alles Weitere regeln!«, verkündete er heiter. »Richter Zahre und ich sind nämlich gute alte Bekannte.« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Was bin ich doch für ein Tropf. Warum ist es mir nicht schon früher eingefallen, den Namen des unterzeichnenden Richters zu lesen?« Er drückte eine Taste auf der Schalttafel
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