Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
mich streng an die Vorschriften.«
»Dessen bin ich mir sicher«, lenkt Shan ein. »Allerdings gibt es da ein paar Aspekte, die Ihnen nicht unbedingt bekannt sein dürften. Zum einen scheint Händler Olanek eine persönliche Abneigung gegen Ms. Mendoza zu hegen. Über das Motiv für seinen Groll kann man nur spekulieren. Doch es entspricht den Tatsachen, dass nicht Ms. Mendoza Händler Olanek bestohlen hat, sondern umgekehrt. Sav Rid Olanek brachte sich widerrechtlich in den Besitz von Ms. Mendozas persönlichem Eigentum. Vor ein paar Tagen verkaufte ein Mitglied seiner Crew Gegenstände, die nachweislich Ms. Mendoza gehören, an ein Geschäft im Parkton Way – der Laden heißt ›Teela’s Schatztruhe‹. Die Besitzerin ist eine gewisse Ms. Pometraf. Sie verfügt über ein ausgezeichnetes Gedächtnis.«
Der Richter neigte ein wenig den Kopf. »Ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Natürlich werde ich Ihre Hinweise überprüfen müssen.« In seine tief liegenden Augen stahl sich ein listiger Ausdruck. »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie ich Ihnen helfen kann, Shan yos’Galan.«
»Ach, es ist nur eine Bagatelle; ich wollte Sie bitten, eine winzig kleine Korrektur im Text des Haftbefehls vorzunehmen.« Er raschelte mit dem Blatt Papier. »Nirgendwo steht etwas von einer Kaution, Sir. Aber Ms. Mendoza ist ein unentbehrliches Mitglied meiner Crew, und ich kann nicht zehn Tage lang auf sie verzichten. Nicht einmal zehn Minuten ist sie abkömmlich! Was soll ich tun, Sir?«
Um die Mundwinkel des älteren Mannes zuckte es, doch mit ernster Miene gab er zu, dass tatsächlich versäumt wurde, eine Kaution festzusetzen. »Aber der Wortlaut dieses Haftbefehls wurde per Eid festgelegt, Sir, Das Gesetz muss befolgt werden.«
»Selbstverständlich, Gesetz ist Gesetz.« Shan drehte den Info-Schirm herum, sodass der Richter ihn sehen konnte. »Das hätte ich beinahe vergessen. Dies ist Ms. Mendozas Dienstakte, Sir. Und nun frage ich Sie: Halten Sie es für wahrscheinlich, dass jemand mit so erstklassigen Zeugnissen seinen guten Ruf durch einen Diebstahl beschädigt?«
Nach einer längeren Pause erwiderte der Richter: »Ich denke, eine Kaution in Höhe von einem Cantra – in bar natürlich – dürfte in diesem Fall ausreichen. Garantieren Sie mir, dass Ms. Mendoza vor Gericht erscheinen wird, sollte es zu einer Verhandlung kommen?«
»Der Korval-Clan verbürgt sich dafür«, antwortete Shan förmlich und fasste die völlig verdattert wirkenden Beamten hochmütig ins Auge. »Kann ich diesen beiden Gerichtsdienern das Geld mitgeben? Ist es bei ihnen sicher?«
»Relgis und Budoc sind absolut vertrauenswürdig.«
»Davon bin ich überzeugt. Es käme mir nie in den Sinn, ihre persönliche Ehrlichkeit anzuzweifeln. Meine Frage zielte auf etwas anderes ab. Ein Cantra, Sir? Wäre es nicht besser, den beiden Gentlemen eine bewaffnete Eskorte mitzugeben?«
Relgis entfuhr ein Laut der Empörung; der Mann auf dem Bildschirm schien zu schmunzeln.
»Ich glaube nicht, dass eine Begleitung erforderlich ist, Sir. Aber ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen.«
»Man kann nicht vorsichtig genug sein«, meinte Shan ernst. »Es soll schon vorgekommen sein, dass arglose Passanten in Ihrer Stadt auf offener Straße von schurkischen Elementen überfallen wurden.« Er seufzte und spreizte die Finger. »Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen, Sir. Leider muss ich Ihre Hilfsbereitschaft ein weiteres Mal strapazieren.« Er hielt das zweite Dokument in die Höhe.
Der Richter überflog es und schüttelte dann den Kopf. »Diese Angelegenheit fällt nicht in meine Jurisdiktion. Aber einer der Unterzeichner, Richter Bearmert, ist mir persönlich bekannt. Gestatten Sie mir, ihn anzurufen und ihn zu bitten, sich mit Ihnen ins Benehmen zu setzen.«
»Zu gütig, Sir«, erwiderte Shan mit einem leichten Nicken. »Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite.«
»Das ist keineswegs der Fall. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass Gesetze befolgt werden und unschuldige Personen nicht unter Willkür zu leiden haben.« Er verbeugte sich förmlich. »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Shan yos’Galan. Darf ich Sie morgen Abend zum Dinner erwarten?«
»Nichts wäre mir lieber, Sir, als mit Ihnen zu speisen. Aber ich fürchte, dass das Verbot, den Planeten zu betreten, nicht nur für meine Crew gilt, sondern auch mich trifft.«
»Unsinn!«, wehrte der Richter energisch ab. »Ich lasse Sie von meiner Yacht
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