Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
aber ohne Hast, um die Ecke, in der Rechten ein Glas Wein, unter den linken Arm eine große Grünpflanze geklemmt. Jählings blieb er stehen, während die Blätter des Gewächses über seinem Kopf wippten, und blinzelte verblüfft.
»Sind die Inspektoren fort, Ken Rik? Oder legen Sie gerade eine Teepause ein? Denken Sie bitte nicht, ich wollte Sie kontrollieren, aber …«
Ken Rik schmunzelte zufrieden. »Mr. dea’Gauss ist hier.«
»Ach nein! Wie schön für uns. Hat man ihm schon sein Quartier gezeigt? Sind Sie vielleicht unterwegs zu ihm, um ihm einen Besuch abzustatten? Wie dumm von mir – natürlich machen Sie ihm Ihre Aufwartung. Das gehört sich auch so, denn schließlich sind Sie beide alte Freunde. Ein paar Gläser Wein, ein bisschen Klatsch, vielleicht ein, zwei Spiele zur Entspannung. Aber was ist mit den Inspektoren, Ken Rik?«
»Mr. dea’Gauss hat sich ihrer angenommen. Er kam direkt zu den Frachträumen, weil er Seine Lordschaft dort vermutete, und nahm die Dinge in gewohnter Manier in die Hand. Ich soll ihm ein paar Unterlagen über das Schiff bringen, als Unterstützung für seine Arbeit.«
»Sie haben die Inspektoren mit Mr. dea’Gauss allein gelassen?« Shan grinste breit. »Die armen Inspektoren! Was meinen Sie, Ken Rik, sollte ich mich zu ihnen begeben und ihnen zur Seite stehen? Eine Anzeige wegen Grausamkeit hätte uns gerade noch gefehlt.«
»Mr. dea’Gauss bat vier Botschafter, die mit der gegenwärtigen Sachlage befasst sind, in mein Büro, wo er den Inspektoren gerade die gesetzliche Regelung in Bezug auf die intergalaktische Transportwirtschaft erklärt. Ich glaube, fürs Erste sind die beiden gut aufgehoben.« Er rümpfte die Nase. »Wussten Sie, dass wir die Dienste einer örtlichen Buchhaltungsfirma in Anspruch genommen haben, die ausrechnet, wie hoch die finanziellen Einbußen für den Hafen und das Schiff sind, solange man uns vom freien Handel ausschließt?«
Shan blickte ihn voller Ehrfurcht an. »Tatsächlich? Das war ein kluger Schachzug von uns, nicht wahr? Wie haben wir das in die Wege geleitet?«
»Wir gaben ein Inserat auf«, erwiderte Ken Rik leicht verunsichert. »Und ließen es in den für den Hafen zuständigen Medien veröffentlichen.«
Shan fing schallend an zu lachen, und die Pflanze unter seinem Arm geriet beängstigend ins Schwanken. »Ach du meine Güte. Oh nein! Es stand im Hafenanzeiger? Ken Rik, wir haben unsere unsterblichen Seelen mit einem Schandfleck besudelt, indem wir es zuließen, dass ein Experte sich in ein Spiel einmischt, an dem bis jetzt nur Amateure teilnahmen! Um bei dem Vergleich zu bleiben – ich glaube, ich sollte dabei sein und mich als Schiedsrichter zur Verfügung stellen. Seine Lordschaft darf dieses Spektakel um keinen Preis verpassen.« Er hielt Ken Rik die Pflanze hin. »Seien Sie so gut und bringen Sie dieses Grünzeug in Botschafterin Kelmiks Kabine. Sie sagte mir, in einem Raum ohne Pflanzen könne sie sich nicht wohlfühlen.«
Ken Rik seufzt. »Wie stehen die Dinge in unserem Streichelzoo?«
»Lina und Priscilla scheinen alles bestens im Griff zu haben. Wirklich, dieses Schiff verfügt über eine höchst bemerkenswerte Crew. Als ich ging, bluteten die Inspektoren aus etlichen Wunden, aber man hatte ihnen den Schneid abgekauft. Keine der Damen war von den Zoobewohnern bis jetzt auch nur angerührt worden.«
»Das bleibt auch so«, prophezeite der Frachtmeister zuversichtlich. »Bitte sagen Sie Mr. dea’Gauss, ich hätte ihn nicht vergessen, und er würde das angeforderte Material so schnell wie möglich bekommen.«
»Ich werde es ihm ausrichten«, versprach Shan und setzte seinen Weg fort. Vor sich hin schmunzelnd, steuerte Ken Rik die Gästequartiere an, wobei das ausladende Blattwerk der Pflanze bei jedem Schritt über seinem Kopf wankte.
»Außerdem muss in Betracht gezogen werden«, dozierte Mr. dea’Gauss vor seinen aufmerksam lauschenden Zuhörern, als Shan das Allerheiligste des Frachtmeisters betrat, »dass jemand, der für den Korval-Clan arbeitet, zehn bis fünfzehn Prozent mehr verdient als jemand, der in vergleichbarer Position auf einem anderen Schiff tätig ist. Dies hat wiederum zur Folge, dass die Korval-Crews in den Anlaufhäfen mehr Geld ausgeben können als ihre weniger begünstigten Kameraden. Exakte Hochrechnungen erwarte ich in … Euer Lordschaft.« Er stand auf und verbeugte sich tief.
Shan unterdrückte einen Seufzer und neigte den Kopf. »Mr. dea’Gauss, ich bin froh, Sie zu sehen.
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