Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Verzeihen Sie, dass ich nicht persönlich zugegen war, als Sie an Bord kamen.«
»Euer Lordschaft ist zu gütig. Selbstverständlich gibt es zahllose Dinge, die Ihrer Aufmerksamkeit bedürfen. Mr. yo’Lanna hat sich in vorbildlicher Weise meiner angenommen. Ich bin wohl nicht übertrieben optimistisch, wenn ich an dieser Stelle behaupte, dass die Dinge eine günstige Wende genommen haben. Vermutlich wird sich schon sehr bald herausstellen, dass alles auf einem Missverständnis beruht.«
»Ich glaube, das hoffen alle, die an dieser leidigen Geschichte beteiligt sind«, erwiderte Seine Lordschaft ernst. »Fahren Sie bitte mit Ihren Erläuterungen fort. Es ist immer sehr inspirierend, Sie bei Ihrer Arbeit zu beobachten.«
Mr. dea’Gauss bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken für das Kompliment und nahm wieder Platz. Shan schlenderte nach links, entbot den vier Botschaftern sein freundlichstes Lächeln, was genauso herzlich erwidert wurde, und stellte sich so hin, dass er die Gesichter der Inspektoren und Mr. dea’Gauss’ Arbeitsbildschirm im Auge behalten konnte.
»In Kürze«, nahm Korvals geschäftlicher Berater den Faden wieder auf, »erhalten wir eine Antwort von der Firma Pinglit Manufakturen. Wenn die Betriebsleitung dem Vorschlag zustimmt – nämlich zu gestatten, dass diese vier Personen, die Botschafter May, Sharpe, Gomez und Suganaki, stellvertretend für einen firmeneigenen Agenten fungieren –, werden wir Frachtraum Dreiundvierzig zum Zwecke einer Inspektion öffnen lassen. Bis es so weit ist, werte Herren …« Er richtete das Wort an die verstört dreinblickenden Inspektoren. »Erstellen Sie mir eine komplette Liste der Zonen, welche Sie bereits kontrolliert haben. Für jeden einzelnen Bereich erwarte ich eine Bescheinigung.«
»Bescheinigung, Sir?«, hakte der kleine Reder beiden nach -Inspektor William, wie Shan sich erinnerte. Der Mann wirkte nervös und irgendwie furchtsam. »Was für eine Bescheinigung?«
Mr. dea’Gauss zog die Augenbrauen zusammen und maß ihn mit einem herablassenden Blick. »Nun, eine Bescheinigung, dass Sie innerhalb der durchsuchten Bereiche keine illegalen Waren gefunden haben, was denn sonst? Hätten Sie Unregelmäßigkeiten entdeckt, würde ich diese Bitte selbstverständlich nicht äußern.«
Inspektor William wechselte einen Blick mit seinem Kollegen.
»Sind Ihnen denn irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufgefallen?«, fragte Mr. dea’Gauss mit Nachdruck.
William schluckte. »Nein, Sir, in den Laderäumen, zu denen wir Zutritt hatten, war alles in Ordnung. Bis jetzt haben wir keine illegalen Artikel gefunden. Aber wir sind angewiesen, das gesamte Schiff zu durchsuchen, und erst danach eine Bescheinigung auszustellen.«
»Das ist albern«, kommentierte Mr. dea’Gauss und wandte sich dem Bildschirm zu. »Es ist geradezu absurd, dass so wenig Personen abgestellt sind, um ein Schiff dieser Größe zu inspizieren – lediglich zwei Inspektoren mit Teams, die sich aus der Schiffscrew rekrutieren. Und während Sie durch die Laderäume kriechen, verliert Korval die Summe von …« Mit einer Zärtlichkeit, mit der ein anderer Mann die Wange seiner Liebsten gestreichelt hätte, drückte er eine Taste auf dem Keyboard. »Sieben Cantra pro Handelsnacht. Port City auf Arsdred erleidet einen Verlust von vier Komma acht Cantra pro Nacht, in der Korval seinen Geschäften nicht nachgehen kann. Nicht eingerechnet sind die Einbußen der Geschäftsleute, die ihren Kunden eine Lieferung unserer Waren garantiert haben. Unser Ruf, absolut zuverlässig zu sein, gerät ins Wanken. Wir benötigen auf jeden Fall mehr Inspektorenteams – mindestens noch zwei.«
An dieser Stelle schaltete sich Botschafterin Suganaki ein. »Ich würde es als Auszeichnung betrachten, in eines dieser Inspektorenteams aufgenommen zu werden. Es ist nicht akzeptabel, dass die Crew unter einer misslichen Situation leidet und die ganze Last dieser Kontrollen trägt, während gleichzeitig meine Kollegen und ich bereit wären auszuhelfen. Obendrein hat die Schiffsbesatzung Aufgaben zu erfüllen, die nicht vernachlässigt werden dürfen, ganz gleich, zu welchen zusätzlichen Beschäftigungen die Leute außerdem eingeteilt werden.«
Shan verneigte sich. »Ich danke Ihnen, Ma’am. Genau diese Art von Unterstützung brauchen wir. Hätte ich nur im mindesten geahnt, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen, hätte ich zu Beginn dieser Reise die Crew aufgestockt.«
»Natürlich konnten Sie mit derartigen
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