Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Ereignissen nicht rechnen, Captain«, meinte Botschafterin Suganaki in ernstem Ton, obwohl ihre Augen schelmisch funkelten. »Wenn man Ihre prekäre Situation beim Empfang heute Abend bekannt macht, fühlen sich vielleicht weitere meiner Kollegen angesprochen und bieten ihre Hilfe an.« Sie wandte sich an Mr. dea’Gauss. »Ich denke, Sir, dass vier zusätzliche Inspektorenteams keine unbescheidene Forderung darstellen. Die Dutiful Passage ist ein großes Schiff.«
»Ein weiser Vorschlag, Botschafterin. Haben Sie vielen Dank. Ich werde mich mit Richter Bearmert in Verbindung setzen, damit er mir weitere Inspektoren schickt. Und nun …« Der Bord-Kommunikator summte, und Mr. dea’Gauss drückte auf einen Schalter. »Ja?«
»Tower hier, Mr. dea’Gauss«, meldete sich Rusty förmlich. »Pinglit Manufakturen und Co. erklärt sich mit dem von Ihnen angeregten Prozedere einverstanden. Eine schriftliche Bestätigung dieser Mitteilung trifft mit dem nächsten Kurierschiff ein. Wenn die Firma noch in irgendeiner anderen Art und Weise behilflich sein kann, sollen Sie nicht zögern, Ihre Wünsche kundzutun.«
»Ausgezeichnet, Tower. Vielen Dank.« Er unterbrach die Verbindung und blickte zufrieden in die Runde. »Auf geht’s zu Frachtraum Dreiundvierzig.«
Eine geraume Zeit später, nachdem die Inspektoren das Schiff für die Nacht verlassen hatten, begab sich Shan mit Mr. dea’Gauss zu den Gästequartieren.
»Ich habe eine Nachricht für Sie, Euer Lordschaft, und zwar von der Ersten Sprecherin«, murmelte der ältere Herr in der Hochsprache. »Sie sollen wissen, dass der Clan für sämtliche Kosten aufkommt, die aus dieser Situation entstehen. Denn offensichtlich zielt dieser Schlag auf die gesamte Sippe ab, nicht nur auf die Passage – und auf Sie.«
Shan nickte geistesabwesend. »Die Erste Sprecherin, meine Schwester, ist äußerst großzügig.«
Seine Reaktion war absolut korrekt. Mr. dea’Gauss räusperte sich, ehe er fortfuhr. Es kam nicht oft vor, dass Seine Lordschaft sich in einer derart zugänglichen Stimmung befand. Dabei vergaß er, dass auf jede Phase, in der Shan einen gefügigen Eindruck machte, unweigerlich irgendeine bizarre Aktion gefolgt war. »Außerdem habe ich eine Mitteilung von Lord yos’Phelium.«
Shan lächelte erfreut. »Ach, wirklich? Und was hat mein Bruder mir zu sagen?«
Korvals geschäftlicher Berater legte eine Pause ein. Die Nachricht war höchst merkwürdig – frivol bis an die Grenze des Unverschämten. Allerdings schien der junge Val Con die Unverblümtheit seines Vaters geerbt zu haben, und Mr. dea’Gauss glaubte, dass die eigentliche Botschaft an Shan in der Mitteilung verborgen war, die er ausrichten sollte. Er bemühte sich, den Wortlaut so präzise wie möglich wiederzugeben. »Val Con bat mich, Ihnen Folgendes zu übermitteln: Er glaubt, dass ein erfolgreicher Scout und ein erfolgreicher Dieb die gleichen Charaktereigenschaften besitzen müssen. Er bedankt sich für den Vorschlag, er möge sich eine Nebenbeschäftigung suchen, und lässt fragen, was er für Sie als Erstes stehlen soll.«
Shan lachte. »Typisch Val Con, er war schon immer ein Rebell. Man hätte ihn gleich nach seiner Geburt ertränken sollen. Wie lange bleibt er zu Hause?«.
Mr. dea’Gauss zog leicht die Nase hoch, um seine Missbilligung zum Ausdruck zu bringen. Er fand es höchst unpassend, wie Shan yos’Galan über Korvals Erben sprach. Betont kühl antwortete er: »Lord Val Con weilte knapp ein viertel Relumma auf Liad, als er plötzlich abberufen wurde, um seinen Pflichten als Scout nachzugehen. Wenn ich mich recht erinnere, verließ er den Planeten just an dem Tag, als die Erste Sprecherin mich zu sich bestellte. Nur durch einen Zufall kam ich in den Genuss, ihn kurz zu sehen und mit ihm einen Gruß auszutauschen.«
Shan sah ihn mit gewölbten Augenbrauen an. »Die Scouts bedurften Knall auf Fall seiner Dienste?«
»Ja, Mylord, und Lady Nova kam dies gar nicht gelegen. Sie hatte Lady Imelda eingeladen. Ich denke, sie versucht eine Vertragsehe zu arrangieren, damit seine Lordschaft seine Pflichten dem Clan gegenüber erfüllen kann.«
»Ist sie krank?«, erkundigte sich Shan besorgt.
Mr. dea’Gauss zwinkerte verdutzt. »Ich bitte um Vergebung, Euer Lordschaft. Wem gilt Ihre Anfrage?«
»Nun, ich will wissen, ob meine Schwester noch ganz bei Trost ist. Ich zweifle nämlich an ihrem Verstand, wenn Sie allen Ernstes darauf abzielt, Val Con mit dieser Dame zu verkuppeln!«
»Lady Imelda«,
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