Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
war ein Kinderspiel gewesen – sie schickte ihr Signal einfach über sieben verschiedene Satelliten und zusätzlich dreimal durch die einzige kontinentale Überlandleitung. Ihr neuer Partner hatte die Kom-Anlage als »ganz passabel« bezeichnet. Sie fragte sich, ob er immer zu Untertreibungen neigte.
Nun trank sie einen köstlichen Kaffee und dachte über die erhaltene Information nach. Viel war es nicht, aber immerhin etwas. Sie drückte auf eine Reihe von Tasten und tippte »Econsey« als Suchbegriff ein.
Hinter ihr ging die Tür auf; sie sprang hoch und wirbelte herum, die Hand an der Waffe in ihrer Tasche. Val Con trat ein, über die Schulter einen blauen Beutel gehängt. Gleich hinter der Tür blieb er stehen, hob die Augenbrauen und sah Miri mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen an.
Sie zog einen Schmollmund und nahm ihre Hand aus der Waffen. »Dir gefällt mein Make-up nicht.«
»Im Gegenteil«, murmelte er. »Ich bin fasziniert.«
Er nahm den Beutel von der Schulter und hielt ihn ihr entgegen. Sie riss ihm das Teil beinahe aus der Hand und ließ sich mit überkreuzten Beinen neben der Chora auf den Boden plumpsen. Blitzschnell zog sie das Kästchen heraus und strich mit ihren blassen Fingern hastig über die glänzende schwarze Oberfläche, ehe sie die Box auf ihren Schoß legte und Val Con ansah.
»Wie hat Liz sich benommen?«
»Ich würde sagen, im Großen und Ganzen hat sie sich bei diesem Gespräch besser geschlagen als ich«, erwiderte er zerstreut und starrte sie an, während er auf der Sitzbank vor der Chora Platz nahm.
Ihre Haare. Wie war es möglich, einen einzigen Haarschopf in so viele unattraktive Knoten, Büschel und Zöpfe zu zwängen? Hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er glatt abgestritten, dass man Haare derart zwirbeln, malträtieren und verhunzen konnte. Außerdem hatte sie sich ein Make-up ins Gesicht geschmiert, das die Sommersprossen auf ihrer Nase nur unvollkommen verdeckte; irgendetwas war mit ihren Augen geschehen, die viel größer wirkten als sonst, dafür aber jeden Glanz eingebüßt hatten.
Mit sicherer Hand hatte sie exakt das Wangenrouge ausgesucht, das sich mit ihrer Haarfarbe biss, und das Blau auf den Lippen strahlte grell wie ein Neonlicht. Und dann dieser geschmacklose, auffallende Schmuck, mit dem sie sich behängt hatte – ein Teil wirkte protziger und kitschiger als das andere. Erstaunt schüttelte er immer wieder den Kopf.
Sie sah es und setzte ein scheußliches Lächeln auf, indem sie bei geschlossenen Lippen lediglich die Mundwinkel hochzog und Falten in die Wangen kerbte.
»Du findest mich doch hübsch, nicht wahr?«
Er verschränkte die Arme auf der Chora und stützte sein Kinn auf einen Handrücken. »Ich finde«, entgegnete er ohne Umschweife, »dass du wie eine Nutte aussiehst.«
Sie lachte und klatschte in die mit Ringen überladenen Hände. »Dasselbe dachte auch die Frau vom Inkasso-Büro von mir!« Abrupt wurde sie weder ernst und richtete den Blick aus ihren stumpfen Augen auf ihn. »Du hättest vorhin dein Gesicht sehen sollen! Ich weiß nicht, wann mir das letzte Mal jemand begegnet ist, der so überrascht war.« Sie schüttelte den Kopf. »Hat man dir auf der Schule für Spione denn gar nichts beigebracht?«
Er grinste. »Es gibt ein paar Dinge, die kann einem selbst eine Ausbildung als Spion nicht austreiben. Zum Beispiel gute Manieren. Von klein auf wurde ich zur Höflichkeit erzogen.«
»Tatsächlich?« Aus runden Augen sah sie ihn bewundernd an. »Und was ist dann passiert?«
Er ignorierte die Provokation und deutete mit einem Kopfnicken auf die Kom-Anlage. »Murph?«
Sie seufzte. »Macht gerade mit seiner Verlobten Urlaub. An einem Ort namens Econsey – südliche Hemisphäre. So viel konnte ich bis jetzt in Erfahrung bringen. Ich war gerade dabei, mit den Recherchen fortzufahren, als du reinkamst und meine Frisur beleidigt hast.«
»Econsey liegt an der Ostküste der Südhalbkugel«, klärte er sie in leicht singendem Tonfall auf, während er die Informationen ablas, die vor seinem inneren Auge entlang scrollten. »Der Ort befindet sich an der östlichsten Spitze einer Halbinsel und ist von drei Seiten vom Maranstadt-Ozean umgeben. Ständige Einwohnerzahl während des gesamten Jahres: 40 000. Anzahl der Touristen: cirka 160 000 pro Jahr. Wichtigste Industriezweige: Glücksspiel, Nahrungsmittel, Spirituosen, Hotelgewerbe, Unterhaltung, exotische Importe.« Er unterbrach sich, nahm zur Kontrolle einen
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