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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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brächte, auf die Frau vor ihm zu schießen – sie eventuell zu töten. Er wusste es nicht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir gehören nicht zu den Juntavas, Charlie.«
    »Nein? Die Cops gehen ins Hyatt, um euch festzunehmen, die Juntavas folgen ihnen, und es knallt! Wie in einem Krieg. Die Juntavas beschützen ihre Mitglieder, aber für Fremde rühren sie nicht den kleinen Finger.«
    »Das war ein Zufall. Und die Erklärung ist reichlich kompliziert.« Sie beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. »Passen Sie auf, Charlie, ich hab’s furchtbar eilig. Was halten Sie davon, wenn ich Sie bei meinem nächsten Aufenthalt in der Stadt anrufe, und bei einem Drink erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte?«
    Keine Reaktion. Im Grunde hatte sie auch keine erwartet, nicht jetzt, da er eine Uniform trug, aber es war einen Versuch wert gewesen. Wo zur Hölle blieb Val Con?
    »Das Hauptquartier in Mixla hat uns folgende Geschichte präsentiert«, erwiderte Charlie. »Angeblich hat Ihr Bruder fünf Leute getötet – darunter ein acht Jahre altes Kind.« Aufmerksam beobachtete er ihre Mimik, um zu sehen, ob sie sich verstellte.
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts. Und auf gar keinen Fall hat er ein Kind umgebracht.« Sie holte tief Luft. »Damit will ich nicht sagen, dass er zu so etwas nicht fähig wäre. Ich sage nur, dass er es nicht getan hat. Jedenfalls glaube ich das.«
    In der Dunkelheit hinter Charlie gewahrte sie eine Bewegung. Sie kniff leicht die Augen zusammen, um den Blick zu schärfen. Um ein Haar hätte sie vor Erleichterung laut geseufzt.
    »Charlie«, fuhr sie ruhig fort. »Ich mag Sie sehr. Das ist der Grund, warum ich Sie jetzt nicht erschieße, sondern Ihnen sage, dass hinter Ihnen ein Mann mit einer Pistole steht. Wenn Sie nicht augenblicklich Ihre Waffe fallen lassen, wird er Sie ohne mit der Wimper zu zucken und ohne das geringste Bedauern umbringen. Also sollten Sie lieber tun, was ich Ihnen sage, und Ihre Pistole wegwerfen.«
    Charlie zögerte; er glaubte an einen Bluff und behielt die Waffe in der Hand.
    Sie streckte beide Arme aus, und auf ihrem Gesicht malte sich etwas ab, das bei dieser spärlichen Beleuchtung beinahe wie Angst aussah.
    »Bitte, Charlie. Tun Sie, was ich Ihnen sage!«
    Er ließ die Waffe fallen und kickte sie mit einem Fuß zur Seite.
    »Sie haben richtig gehandelt«, sagte sie leise. »Es tut mir ehrlich leid, aber wenn Sie wieder aufwachen, werden Sie fürchterliche Kopfschmerzen haben.«
    Der Fausthieb traf ihn über dem linken Ohr und war so heftig, dass er sofort das Bewusstsein verlor. Das Letzte, was er sah, ehe er in Ohnmacht fiel, war das Gesicht dieser Frau.
    Das schnittige braune Auto fuhr zügig, aber in mäßigem Tempo durch die Straßen von Econsey, Richtung Festland und Shuttlehafen. Die Fenster waren verdunkelt, damit das gemeine Volk keinen Blick auf die Passagiere des Wagens werfen konnten. Der Emitter sendete seine Botschaft an alle, die über die nötigen Geräte verfügten, um sie empfangen zu können.
    »War das eben nicht ein bisschen heftig?«, fragte der Mann, der neben der Fahrerin saß.
    »Was soll heftig gewesen sein?«, erwiderte sie und hielt an einer Ampel.
    ›»Er wird Sie ohne mit der Wimper zu zucken und ohne das geringste Bedauern umbringen …‹«, zitierte er leidenschaftslos.
    Sie sah ihn an. In gerader Haltung, das Kreuz durchgedrückt, saß er auf dem bequemen Beifahrersitz und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Seine offensichtliche Anspannung wunderte sie. Als die Ampel wieder umsprang, lenkte sie den Wagen über die Kreuzung und zuckte leicht mit den Schultern.
    »Genau so habe ich dich schon erlebt«, entgegnete sie so milde wie möglich.
    Er schnaubte unfein durch die Nase. Aber vielleicht stieß er auch nur einen viel zu lange angehaltenen Atemzug aus.
    »Ich werde mich darum bemühen müssen, meinen Ruf ein bisschen aufzupolieren«, meinte er in dem gleichen Tonfall. Nach einer Weile sank er ein wenig auf dem Sitz nach unten und bewegte die Schultern hin und her, bis er sich in der weichen Polsterung behaglich eingerichtet hatte; dann schloss er die Augen. »Halte auf gar keinen Fall mehr an, egal, was passiert«, ermahnte er die Fahrerin. »Und weck mich, sowie wir den Shuttlehafen erreichen.«
    Jetzt war es an ihr, unelegant durch die Nase zu schnauben, doch er schien es nicht zu hören; der gleichmäßige Rhythmus seiner Atemzüge verriet ihr, dass er bereits eingeschlafen

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