Leerer Kuehlschrank volle Windeln
oftmals in aller Frühe Schlager. Die beiden oben genannten Herren haben allerhand auf ihrem Schlager-Kerbholz. Eingängige Melodien, simple Texte. Perfekt für Papa zum Vorsingen. Perfekt fürs Baby zum Beruhigen. Als ich einmal wieder mitten im Schlagerfieber bin, höre ich aus irgendeinem Grund auf den Inhalt, den ich da selbst singe:
»… heiß war ihr stolzer Blick, doch tief in ihrem Innern verborgen brannte die Sehnsucht …«
»Dich zu lieben, dich berühren, mein Verlangen, dich zu spüren …«
»Manchmal möchte ich schon mit dir eine Nacht das Wort BEGEHREN buchstabieren …«
»Ich will sie wecken und alles entdecken, was keiner bisher sah …«
Schlag(er)artig stelle ich fest, dass das nun auch nicht das Richtige für meine kleine Tochter sein kann. Was ist, wenn sie sich all diese verruchten Texte im Unterbewusstsein abspeichert? Dann kommt sie eines Tages und bestimmt viel zu früh auf dumme Gedanken. Nein! Mit Jungs kann sie was anfangen, wenn sie zwanzig ist. Oder dreißig.
Jetzt werde ich uns erst einmal ein Kinderliederbuch kaufen. Damit ich endlich weiß, wer von diesem ganzen Federvieh mit wem eine Affäre hat.
VON DER HAND IN DEN MUND
Nach gut vier Monaten ist der Spuk vorbei, und wir sind das Schreiproblem los. Aber eher durch das natürliche Ende der Dreimonatskoliken als durch das Ausprobieren jeglicher freiverkäuflichen Mittelchen dafür. Nichts hat geholfen. Nicht einmal die Kümmelzäpfchen und die »Pups-Globulis«, die unsere letzte Hoffnung waren.
Aber wie gesagt: Wir haben es überstanden, wenn auch mit fetten Autoreifen unter den Augen. Momentan weint Johanna nur noch, wenn ihr etwas nicht passt. Oder wenn sie Hunger hat. Und wenn sie müde ist. Das können wir schon ziemlich gut differenzieren und die Bedürfnisse im Handumdrehen erfüllen. Wir haben uns inzwischen gut eingespielt als Kleinfamilie. Aber was nützt all das, wenn es einem ein paar Möchtegern-Weltretter wieder kaputtmachen? Ich rede von den Typen, die die Zeitumstellung von der Winterzeit auf die Sommerzeit zu verantworten haben. Die stehen gleich neben den Dreimonatskoliken-Erfindern ganz oben auf meiner roten Liste. Der angebliche Vorteil beim Energiesparen ist mittlerweile völlig überholt und nicht mehr zeitgemäß.
Es geht mir gehörig auf den Wecker, zweimal im Jahr durch die Wohnung zu rennen und insgesamt einundzwanzig Uhren per Hand umzustellen (inklusive Handyanzeige, Armbanduhr, Mikrowellenuhr, Wanduhr, Radiowecker, Bad-Uhr, Telefon- und Fax-Uhr, Autouhr und und und …) Dadurch verliere ich bei der Umstellung auf die Sommerzeit noch zusätzlich eine weitere Stunde, also insgesamt zwei Stunden. Aber das sind nicht meine größten Sorgen. Die stecken nämlich in der Johanna-Uhr. Die lässt sich nicht so einfach mit ein paar Knöpfchen und Rädchen umstellen. Die Johanna-Uhr lässt sich überhaupt nicht umstellen. So kommt es, dass nach dem letzten Zeitwechsel auf Winterzeit unsere Nächte permanent noch kürzer sind. Johanna wird nun nicht mehr um sechs Uhr wach, sondern bereits um fünf Uhr.
Eine typische Nacht sieht derzeit so aus, dass wir Johanna um 19 Uhr in ihr eigenes Bett bringen und spätestens zwei Stunden danach selbst auf dem Sofa wegratzen. Dann heißt es auch für uns: Ab ins Bett! Manchmal können wir sogar bis Mitternacht durchschlafen, immerhin drei Stunden am Stück, dann kriegt die Kleine zum ersten Mal Hunger. Christin geht ins Kinderzimmer, lässt andocken, downloaden und abdocken (das Prozedere habe ich bereits erklärt) und legt unser Goldstück zurück in ihren eigenen Safe. Um zwei Uhr knurrt ihr Magen wieder, und Christin holt sie in das elterliche Bett, um nicht vor Schlafmangel aus den Latschen zu kippen. Da schläft Johanna dann an Mama gekuschelt sofort wieder ein. Zwischen uns. Irgendwann zwischen zwei und fünf Uhr morgens kreiselt sie sich so quer durch unser Bett, dass Christin und ich letzten Endes ganz außen am Bettrand liegen. Dazu sollte ich erwähnen, dass unser Bett zwei Meter breit ist, uns jedoch lediglich je 30 Zentimeter bleiben, auf denen wir die Arme dicht am Körper wie die Sprotten in der Büchse verharren. Und unser Pupsi liegt mit weitausgebreiteten Armen quer in der Mitte.
Jeden Morgen pünktlich um fünf Uhr wird Johanna wach. Erst sabbelt und brabbelt sie leise vor sich hin, dann werden ihre Geräusch-Versuche immer lauter. Wenn wir es noch immer nicht mitbekommen haben, legt sie Hand an. Und das nicht zu sanft. Dazu packt sie den Zipfel
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