Leg dein Herz in meine Haende
Diskussion gekommen war.
»Hör mal, Jessie, ich wollte dir damit nur sagen ...«
»Dass du dich nicht binden willst.«
»Genau.« Er schrie beinahe.
»Dann halte dich jetzt gut fest, Cole. Ich will es nämlich auch nicht«, wisperte sie. »Ich will nicht heiraten und werde es auch niemals tun.«
»Eines Tages wirst du heiraten«, prophezeite er und runzelte bei dem Gedanken unbewusst die Stirn.
»Weil das Leben dann leichter wäre?«
Er streckte sich auf seinem Schlafsack aus und schaute zu den Sternen auf, während er über eine Antwort nachdachte.
»Ja, es wäre leichter, und es wäre auch gut für Caleb, wenn er einen Vater hätte.«
»Mein Sohn und ich brauchen keinen Mann, um unsere Familie vollständig zu machen. Oh, du ahnst ja nicht, wie wütend du mich machst, Cole! Du bist wie all die anderen Leute, die mir im Laufe meines Lebens begegnet sind und mir ihre Ansichten und Erwartungen aufzwingen wollten.«
»Es ist nicht leicht, eine allein stehende Mutter zu sein.«
»Ich weiß, wie schwierig es ist, aber ich bin glücklich -wirklich glücklich, und wenn ich jemanden heiraten würde, nur um Ansehen zu gewinnen, wäre ich unglücklich und könnte niemand anderem als mir selbst die Schuld daran geben.«
»Ansehen? Was hat das damit zu tun?«
»Ach vergiss es!«
»Du hast es erwähnt. Also erklär mir auch, wie du das meinst.«
»Sobald die Leute erfahren, dass ich nicht verheiratet bin, ist Caleb für sie ein uneheliches Kind, und dann ...«
»Und dann?«, beharrte er.
»Dann lassen sie mich spüren, wie sie über diese Dinge denken.«
Er beobachtete sie scharf. »Und wie tun sie das? Nenn mir ein Beispiel.«
Sie zuckte die Schultern und bemühte sich, so zu tun, als hätten all die Kränkungen, die sie erlitten hatte, sie nie belastet. »Als Grace und ich einkaufen gingen, schlug eine Frau mich ins Gesicht, als sie erfuhr, dass ich noch unverheiratet bin. Ich hatte Caleb bei mir, und als sie fragte, zu wem der Junge gehöre, sagte Grace, er sei mein Sohn.«
Cole war über den Vorfall empört. »Und was hast du getan?«
»Ich habe Caleb hinausgebracht.«
»Schade, dass du nicht zurückgeschlagen hast.«
Sie lächelte. »Das wollte ich, habe es aber nicht getan, weil sich so etwas für eine Dame nicht schickt und ich Caleb bei mir hatte. Ich wollte nicht, dass er ein derartig unmanierliches Verhalten bei seiner Mutter sieht. Grace hat es ihr allerdings gegeben«, fügte sie hinzu und schlug kichernd die Hand vor den Mund. »Das hättest du sehen müssen! Ich beobachtete es von draußen durch das Fenster.«
Er lächelte in Erwartung dessen, was jetzt kam. »Und was hat Grace getan?«
»Sie hat sich ein Holzmaß von der Theke genommen und die Frau damit an eine Wand gedrängt. Sie hat sie nicht geschlagen, aber der Vortrag, den sie ihr hielt, war mindestens genauso schmerzhaft, denn die Frau weinte, als Grace mit ihr fertig war. Die Szene war eigentlich ziemlich komisch, weil Grace nur halb so groß war wie die andere Frau. Später haben wir darüber gelacht.«
»Aber es hat trotzdem wehgetan, nicht wahr?«
Sie erwiderte nichts darauf. »Grace ist die erste richtige Freundin, die ich habe«, murmelte sie. »Ich würde alles für sie tun.«
»Und sie für dich, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie zustimmend. »Hast du auch Freunde, die dir nahe stehen?«
Cole nickte. »Meine Familie«, antwortete er. »Meine Brüder stehe mir sehr nahe. Sie treiben mich manchmal in den Wahnsinn, aber ich würde jeden umbringen, der versuchte, ihnen etwas anzutun.«
Jessica konnte sich nicht vorstellen, Geschwister zu haben, und bat ihn, ihr zu erzählen, wie es war, in einer so großen Familie aufzuwachsen. Sie war sehr erstaunt, als sie erfuhr, dass seine Brüder, seine Schwester und seine Mutter nicht seine Blutsverwandten waren.
Er sprach über eine Stunde von seiner Familie und flocht immer wieder lustige Anekdoten und Geschichten in seine Erzählung ein. Die Wärme in seinem Blick und seiner Stimme verriet, wie sehr er seine Familie liebte, und als er seinen Bericht schloss, kam Jessica wieder einmal zu Bewusstsein, wie allein und einsam sie doch war. Sie sehnte sich so sehr nach Angehörigen, nach Menschen, die sie lieben konnte und die sie liebten.
»Wir haben uns zusammengetan und eine Familie gegründet«, erzählte Cole. »Und keiner von ihnen hat mich je im Stich gelassen. Denn das ist es doch, wovon du glaubst, dass es unweigerlich geschehen muss, nicht wahr?«
»Die Erfahrung hat mich
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