Leg dein Herz in meine Haende
Regenbogenfarben.
Während Cole die Pferde versorgte, bereitete Jessica das Lager vor. Nachdem sie für ein Feuer trockene Zweige gesammelt hatte, legte sie die Schlafsäcke zurecht und packte das Picknick aus, das Josey ihnen mitgegeben hatte.
»Das Essen ist fertig«, rief sie Cole zu.
»Ich esse später«, erwiderte er.
Er striegelte die Pferde und ließ sie dann in dem üppigen
Gras weiden. Das Rauschen des nahen Wassers war ungemein beruhigend und verlockend, und während Jessica beim Essen saß, ging Cole zum Rand des Teichs, streifte seine Kleider ab und sprang hinein.
Das kalte Wasser lenkte ihn ein wenig von Jessica ab, und plötzlich wusste er auch wieder, warum er nichts mit ihr anfangen wollte. Verpflichtungen, dachte er bei sich. Sie war ungemein begehrenswert, aber sie brachte Verpflichtungen mit sich. Außerdem war sie keine Frau, mit der ein Mann ins Bett gehen und sie dann verlassen konnte. Sie verdiente mehr als das - und einen besseren Mann als ihn, fand er. Aber warum machte es ihn dann so furchtbar wütend, wenn er sie sich mit einem anderen vorstellte? Er besaß kein Recht zur Eifersucht, aber genau das war es, was ihn quälte.
»Willst du die ganze Nacht im Wasser bleiben?«
Die Frage riss ihn aus seinen düsteren Überlegungen. Er watete aus dem Teich, trocknete sich hastig ab und zog seine Hosen an. Als er ins Lager zurückkehrte, legte er ihre Schlafsäcke, für den Fall, dass es während der Nacht zu regnen anfing, unter einen Felsvorsprung und hielt ein Streichholz an die trockenen Zweige, die sie gesammelt hatte. Als das Feuer brannte, setzte er sich, um zu essen.
Da er wusste, dass Josey das Essen zubereitet hatte, überraschte es ihn nicht, dass es so schlecht schmeckte. Jessica hatte sich nicht beschwert, aber ihrem fast noch vollen Teller nach zu urteilen, konnte sie nicht viel gegessen haben.
Sie aß jedoch fast alle Pfefferminzstangen, die Josey eingepackt hatte. Sie kaute noch an einer, als sie saubere Kleider, ein Handtuch und ein Stück Seife aus den Satteltaschen holte. Am Rand des Teichs zog sie sich aus, stieg in das kühle Wasser und trat hinter den Wasserfall, um nicht von Cole gesehen zu werden. Das Wasser war kalt aber erträglich. Sie hob mit einer Hand ihr langes Haar an und trat unter den Wasserfall, wo sie den Kopf zurücklegte und die Augen schloss. Die sanfte Massage entspannte sie, und nach kurzer Zeit fühlte sie sich schon wie neu geboren. Wie Eva im Paradies.
Cole hingegen kam sich wie im Fegefeuer vor, doch daran trug kein anderer als er selbst die Schuld. Warum musste er ihr auch beim Baden zuschauen. Es war dreist und aufdringlich. Aber er brachte es nicht über sich, sich abzuwenden, und wenn ihn das zu einem Wüstling oder Voyeur machte, war daran eben nichts zu ändern. Sie war hinreißend schön; ihre Bewegungen waren von einer Sinnlichkeit und Anmut, wie er sie noch bei keiner anderen Frau gesehen hatte. Er schaute zu, wie sie ihren Nacken und ihre Arme einseifte, dann musste er die Augen schließen, um nicht dem Impuls zu folgen, zu ihr zu gehen. Vielleicht wäre eine feste Bindung ja doch gar nicht so schlecht ... Er verdrängte den Gedanken rasch und öffnete die Augen wieder. Aber das Bild vor ihm war so erotisch, dass es ihm den Atem raubte.
Eine lustvolle Vorstellung nach der anderen begann ihn zu bedrängen, und er erkannte, dass er ernsthafte Probleme haben würde, wenn er seine Gedanken nicht schnell wieder unter Kontrolle brachte. Stöhnend streckte er sich auf seinem Schlafsack aus und verschränkte die Hände im Nacken. Er hatte nur einen leichten Schlaf, und falls Jessica seine Hilfe benötigte, brauchte sie ihn nur zu rufen.
Er zählte Rinder, er zählte Schafe. Dann, als dies alles nichts nützte, begann er über die vielfältigen Möglichkeiten nachzusinnen, wie er sie lieben konnte.
»Cole, schläfst du schon?«
Er öffnete nicht die Augen. »Nein.«
»Hast du etwas? Du klingst so heiser.«
»Es geht mir gut. Was willst du?«
»Ich wollte dich nur fragen, ob es dich stört, wenn ich ein bisschen Krach mache.«
»Wieso? Wobei?«
»Bei meinen Schießübungen.«
Er richtete sich auf und sah die Waffe auf ihrem Schoß. »Woher hast du die?«
»Tom Norton hat sie mir gegeben.«
»Leg sie weg.«
»Ich möchte lernen, einigermaßen zielsicher zu schießen.«
»Nein. Vergiss es!«
»Ich will mich selbst beschützen können. Ich mag zwar eigentlich keine Waffen und hätte mir auch nie gewünscht, eine zu besitzen, aber
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