Leg dein Herz in meine Haende
Sie fühlte sich allein und sehnte sich nach Nähe.
Ihr Haar kitzelte seine Nase. Als er die seidigen Strähnen wegschob, richtete sie sich auf und zog seinen Arm unter sich, sodass sie ihren Kopf darauf betten konnte. Sie duftete heute Nacht wie Rosen, und das ließ ihn plötzlich an zu Hause denken. Das ist es, dachte er. Er wollte an all das denken, was er zu erledigen hatte, wenn er nach Rosehill heimkehrte.
Aber nicht eine einzige Aufgabe fiel ihm ein.
»Fünf Minuten, Jessie. Ich bleibe höchstens fünf Minuten bei dir«, sagte er und verzog wegen des harten Tonfalls seiner Stimme das Gesicht.
Seine Schroffheit ließ sie völlig unberührt. Sie rutschte noch näher an ihn heran, bis ihr Rücken an seiner Brust ruhte und ihr Po an seinem Unterleib.
Cole begann zu schwitzen. Es war die reinste Hölle, der Frau, die er begehrte, so nahe zu sein und sie nicht anfassen zu dürfen. Sein einziger Trost war der Gedanke, dass es nicht mehr viel schlimmer kommen konnte.
Doch darin hatte er sich geirrt. Jessica bewegte sie, und eine heiße Welle des Verlangens durchzuckte ihn.
»Lieg still«, befahl er. »Schlaf!«
Seine Grobheit schien keinen Eindruck auf sie zu machen, denn sie ergriff seine Hand und zog seinen Arm um ihre Taille. Er konnte nicht anders, als sie noch näher zu sich heranzuziehen. Seine Hand ruhte unter der sanften Wölbung ihrer Brüste, und er brauchte nur die Finger zu spreizen, um ...
Die erotische Fantasie fand ein Ende, als sie versuchte, sich in seinen Armen umzudrehen.
Er hatte ihr fünf Minuten versprochen. Er musste verrückt gewesen sein, aber er hatte ihr sein Wort gegeben, und deshalb begann er die Sekunden mitzuzählen. Wenn er eine volle Minute ertrug, ohne sie zu küssen, würde er es vielleicht sogar ein ganzes Leben lang ertragen. Er wollte ein Leben mit ihr.
Die Erkenntnis verblüffte ihn. Er sah jetzt ein, dass er die Wahrheit lange ignoriert hatte, es aber irgendwo - ganz tief in seinem Innersten - die ganze Zeit gewusst und akzeptiert hatte. Er konnte sich sogar an den Moment erinnern, in dem ihm klar geworden war, dass er sie liebte. Das war, als dieser Johnson versucht hatte, sie zu töten. Cole hatte noch nie in seinem Leben einen so wilden Zorn verspürt. Als er auf sie zugelaufen war und geglaubt hatte, sie nicht mehr rechtzeitig zu erreichen, hatte ihn die Möglichkeit, sie zu verlieren, zu Tode erschreckt. Dann, als alles vorüber gewesen war, war er vor Angst noch so erschüttert gewesen, dass er zornig - nicht liebevoll - reagiert hatte.
Wenn das die wahre Liebe war, wollte er nichts damit zu tun haben. Und dennoch wollte er sie nie wieder gehen lassen ...
Es schien ihm das Natürlichste der Welt, ihre Schulter zu küssen, ihren Nacken und ihr Ohr. Obwohl er sich nach wie vor befahl, mit dieser Tortur aufzuhören, waren seine Sinne längst erwacht. Sie roch so gut und fühlte sich ganz wunderbar in seinen Armen an.
Waren fünf Minuten schon vergangen? Vielleicht ist sie eingeschlafen, dachte er und klammerte sich so verzweifelt an diese Hoffnung wie ein Mann, der an einem Tau über einer steilen Klippe baumelt.
Sie versuchte noch einmal, sich in seinen Armen umzudrehen. »Beweg dich nicht«, flüsterte er.
»Ich möchte dir nur einen Gutenachtkuss geben.«
Sein Herz bedrängte ihn, ihre leise, schüchterne Bitte zu erfüllen. »Nein«, entgegnete er schroff.
»Bitte.«
Er seufzte an ihrem Haar. »Wenn du mich jetzt küsst, werde ich nicht mehr aufhören. Also lass mich in Ruhe, und schlaf endlich.«
Er strafte seine eigenen Worte Lügen, indem er wieder ihren Nacken küsste. Er liebte das Gefühl ihrer weichen Haut an seinen Lippen. Und er liebte die leisen, erstickten Töne, die sich ihr entrangen und die wie lustvolle Seufzer klangen.
Jessica verhielt sich einen Moment ganz still, und als sie sich langsam zu ihm umdrehte, wusste sie, was sie tat und wohin es führen würde. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, streichelte sie sein Gesicht, schaute in seine schönen blauen Augen und schlang ihren Arm um seinen Nacken.
»Ich möchte diese eine Nacht mit dir ... nur diese eine.«
»Jessica«, murmelte er rau, »du weißt nicht, was du sagst. Morgen wirst du es bereuen ...«
»Ich brauche dich, Cole. Lieb mich heute Nacht.«
Er war nicht länger in der Lage, rücksichtsvoll zu sein. Aufstöhnend suchte er ihre Lippen und küsste sie, von dem fast verzweifelten Wunsch beherrscht, sie endlich zu besitzen.
Eine Weile begnügte er sich damit, sie mit
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