Leg dein Herz in meine Haende
tragen, wenn sie ausgeht.«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. Sie war so unglaublich wohlerzogen, dass es beinahe schon absurd war ... Aber Gott, war sie entzückend! Er frage sich, wie wohlerzogen sie im Bett sein mochte. Doch kaum kam ihm der Gedanke, verdrängte er ihn schon wieder.
»Glauben Sie, Sie könnten jetzt etwas essen?«, fragte sie. »Hat Ihr Magen sich beruhigt?«
»Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Mir geht es gut.«
Das Essen wurde in dem zweistöckigen kleinen Bahnhofshotel serviert, aber Daniel war kaum aus dem Zug gestiegen, als er schon gerufen wurde.
»Marshai Ryan?«
Als er sich umwandte, sah er einen untersetzten Mann in seine Richtung eilen. »Ja?«, fragte er, während er zurücktrat und Grace mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie im Zug bleiben sollte.
»Ich dachte mir schon, dass Sie es sind. Der Schaffner hat mir eine gute Beschreibung von Ihnen gegeben. Owen Wheeler ist mein Name, und ich bin der Sheriff dieser Stadt hier. Die Leute, die mich gut kennen, nennen mich Bobcat, das ist mein Spitzname. Sie können mich auch so nennen, wenn Sie wollen«, fügte er hinzu, während er Daniels Hand schüttelte. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir.«
»Was kann ich für Sie tun, Sheriff?«
Bobcat erblickte hinter Daniel Grace, tippte sich an den Hut und sagte: »Wie geht es Ihnen, Ma’am?«
»Hallo, Mr Bobcat.«
»Nur Bobcat«, sagte er. »Das Mister können Sie sich sparen.«
»Wie sind Sie an einen solchen Spitznamen gekommen?«, fragte sie neugierig.
Er grinste. »Vor einigen Jahren bin ich einem Luchs begegnet und musste mit ihm kämpfen. Die Narben, die ich überall am Bauch habe, beweisen es. Wenn Sie sie sehen wollen ...«
»Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich glaube Ihnen auch so«, erwiderte Grace rasch.
Der Sheriff konnte den Blick nicht von ihr abwenden, und seine Aufdringlichkeit irritierte Daniel. »Gibt es etwas, was ich für Sie tun kann, Sheriff?«, hakte er gereizt nach.
Bobcat nickte. »Wir haben Probleme. Ich habe dem Schaffner davon erzählt, und er meinte, er habe Ihren Marshalstern gesehen, und vermutete, dass Sie uns vielleicht helfen könnten.«
»Worum geht es denn?«, fragte Daniel und wünschte, der Sheriff möge endlich zur Sache kommen.
»Gladys Andersons Junge hat gestern einen Mann aus dem See gezogen. Billy war angeln, anstatt seine Arbeit in den Ställen zu verrichten. Aber es war ein Glück, dass er so pflichtvergessen ist. Der Mann wäre ertrunken, wenn Billy nicht dagewesen wäre, und das ist die Wahrheit. Billy hat auch gesehen, wie es passiert ist.«
»Wie was passiert ist?«
»Billy saß in seinem Boot und beobachtete den Zug über der Brücke, als plötzlich ein Mann herausflog und ins Wasser stürzte. Der arme Kerl ging sofort unter, aber Billy fischte ihn heraus. Dann sah er, dass der Mann angeschossen worden war. Ich glaube, er wurde aus dem Zug geworfen.«
Grace war entsetzt. »Wie schrecklich!«, murmelte sie. »Wie geht es dem armen Mann?«
Bobcat schüttelte den Kopf. »Der Arzt sagt, es stünde schlecht um ihn, Ma’am. Sehr schlecht. Es war zwar ein glatter Durchschuss, sodass der Doc die Kugel wenigstens nicht zu entfernen brauchte, aber die Wunde ist entzündet. Ich dachte, dass es Sie interessieren würde, Marshal , weil der Sterbende einer der Ihren ist.«
Daniel streckte bereits die Hand nach Grace aus, um sie aus dem Zug zu ziehen.
»Er trug ein Abzeichen«, erklärte Bobcat. »Und der Schaffner erzählte mir, er heiße Cooper. Kennen Sie den Mann?«
»Wo ist er?«, fragte Daniel, und seine Stimme klang ganz scharf vor Wut und Angst.
»Im Bahnhofshotel. Der Doc wollte nicht, dass wir ihn weiter wegbrachten. Er ist oben in einem der Zimmer. Der Marshal kämpft verzweifelt um sein Leben, aber der Doc glaubt nicht, dass er es schaffen wird.«
Erschüttert von dem Gehörten, griff Daniel nach Graces
Hand und ging rasch auf das Gebäude zu. Der Sheriff beeilte sich, mit ihnen Schritt zu halten.
Daniel drehte sich noch einmal nach ihm um. »Haben Sie die Fahrgäste im Zug befragt?«
»Klar«, antwortete der Sheriff. »Eine Dame sah ihn über das Brückengeländer stürzen, aber mehr hat sie nicht gesehen. Es hat auch niemand einen Schuss gehört«, fügte er keuchend hinzu. »Ein Fenster war von einer Kugel zersplittert worden, und deshalb vermute ich, dass zwei Schüsse abgegeben wurden. Die andere traf den Marshal .«
Daniel hatte inzwischen das Hotel erreicht, riss die Tür auf und trat
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