Leg dein Herz in meine Haende

geregelt hast.«
    »Ich bin sicher, dass die Geschichte dramatisiert wurde.«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich habe sie nachgeprüft. Du wusstest, was sie dieser Frau antun wollten, und du ...«
    »Wie ich schon sagte«, unterbrach ihn Cole. »Die Geschichte wurde dramatisiert.«
    »Du hast durch sie hindurchgeschossen, um an ihn heranzukommen. «
    »Ich habe ihren Arm durchschossen, das ist alles. Die Kugel hat nicht einmal einen Knochen getroffen. Sie hatte nur eine leichte Fleischwunde.« »Aber dieselbe Kugel tötete ihn.«
    »Er hatte es verdient zu sterben.«
    »Ich könnte dir noch zwanzig andere Beispiele nennen.«
    »Ich kann gut mit einer Waffe umgehen. Na und?«
    »Willst du den eigentlichen Grund wissen?«
    »Ja.«
    »Du denkst wie sie.«
    »Wie wer?«
    »Wie diese Mistkerle, die hier hereinkamen und all diese Leute töteten.«
    »Du verdammter Bastard!«, brüllte Cole. »Glaubst du wirklich, ich wäre fähig, so etwas zu tun?«
    »Nein«, besänftigte Ryan ihn. »Ich sagte nur, du denkst wie sie. Du kannst dich in ihre Köpfe hineinversetzen, Cole. Ich habe es versucht, aber es gelingt mir nicht.«
    »Du bist verrückt, Ryan.«
    »Vielleicht, aber ich brauche einen Mann, der nicht zögert und keine Bedenken hat, in gewissen Situationen das Gesetz zu beugen. Ich muss ihm auch vertrauen können, und dir vertraue ich.«
    »Woher weißt du, dass du mir vertrauen kannst?«
    »All dieser Geschichten wegen, von denen du behauptest, dass sie übertrieben sind. Ich bin mit deiner Mutter im Zug nach Salt Lake gefahren, und sie hat mir alle möglichen frommen Dinge über dich erzählt, wie sie nur eine Mutter glauben kann. Weiß sie eigentlich, wie rücksichtslos du sein kannst?«
    Cole weigerte sich, die Frage zu beantworten.
    »Sie glaubt, du hättest die falsche Richtung eingeschlagen. Deshalb wollte sie dir den Kompass schenken.«
    »Den Kompass, den du über ein Jahr behalten hast.«
    Ryan zuckte mit den Schultern. »Sie hat mir auch gesagt, der Kompass solle dich daran erinnern, auf dem rechten Weg zu bleiben. So wie ich es sehe, helfe ich dir jetzt dabei.« »Ich bin nicht rücksichtslos.«
    »Wenn die Lage es erfordert, bist du es. Ich weiß auch von Springfield.«
    »Ach, verdammt!«
    »Wirst du mir nun helfen oder nicht?«
    Cole hatte seine Entscheidung längst getroffen. Der Anblick dieser Leichen war für immer in sein Gedächtnis eingebrannt, und er wusste, dass er keine Ruhe mehr finden würde, wenn er nicht mithalf, die Männer festzunehmen, die diese Gräueltat begangen hatten.
    »Wir werden sie fassen, jeden Einzelnen von ihnen«, flüsterte er. »Ich behalte den Stern, aber sobald das hier vorbei ist, gebe ich ihn zurück.«
    »Vielleicht beschließt du dann zu bleiben.«
    »Vielleicht«, war alles, was er einräumte. »Gibt es für Marshals irgendwelche besonderen Regeln? Ich hasse nämlich Vorschriften«, warnte er.
    »Marshals sind bestimmten Territorien zugeordnet, aber wir beide sind eine Ausnahme, weil wir einen Sonderauftrag haben. Und was die Regeln betrifft, so brauchst du dir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie sind alle sehr vernünftig. Marshals können nicht wegen Mordes vor Gericht gestellt werden«, log er, ohne eine Miene zu verziehen.
    Cole lachte. »Das ist praktisch.«
    Ryan stand auf und lockerte seine angespannten Schultern. »Wie wäre es, wenn du diese Papiere hier überprüfst, während ich noch einmal in den Schreibtischschubladen nachsehe.«
    Ryan war bereits auf dem Weg ins Büro des Bankdirektors, als Cole ihm zurief: »Und wonach soll ich suchen?«
    »Nach den Namen der Kunden, die gestern in der Bank waren. Sloan sagte mir, der Präsident hätte darauf bestanden, dass seine Kassierer alle Vorgänge genauestens notierten. Sie hatten Anweisung, den Namen jedes Kunden aufzuschreiben, den sie bedienten.«
    »Und wenn wir eine Liste der Namen haben, was machen wir dann?«, fragte Cole.
    »Dann reden wir mit ihnen, weil einer von ihnen etwas Ungewöhnliches bemerkt haben könnte.«
    »Ist das schon einmal vorgekommen?«
    »Nein, aber wir müssen trotzdem fragen. Diese Schurken werden eines Tages einen Fehler machen. Vielleicht kam einer von ihnen vorher in die Bank, um sich dort umzusehen.«
    »Das ist reines Wunschdenken, Ryan.«
    »Ja, ich weiß, aber wir müssen trotzdem die Routine einhalten und alle Möglichkeiten untersuchen. Diesen Papieren nach zu urteilen, waren gestern eine Menge Leute in der Bank. Wir werden den Rest des Tages brauchen, um sie