Leg dein Herz in meine Haende
nicht?«
»Das kann man wohl sagen«, gab Cole ihm Recht. »Und es ergibt nicht den geringsten Sinn. Sie müssen doch wissen, dass sie in der Bank gesehen wurden. Sie alle standen vor der Kasse mit Männern an, die sich an sie erinnert haben. Warum machten sie sich dann die Mühe, ihre Aussagen aufeinander abzustimmen?«
»Nein, das ergibt wirklich keinen Sinn! Welche der Frauen lügt wohl?«
»Möglicherweise sogar alle drei. Sie scheinen fest entschlossen zu sein, sich gegenseitig zu beschützen.«
»Oder ...«
»Oder was?«
»Sie beschützen jemand anderen, von dem wir noch nichts wissen.«
»Wie sollen wir die Wahrheit herausfinden?«
»Sie werden sie uns morgen sagen«, meinte Daniel. »Rebecca, Jessica und Grace werden uns morgen sagen, was sie wissen, so oder so.«
»Und wenn sie es nicht tun?«
»Ich werde mich durch niemanden in meinen Ermittlungen behindern lassen.« Daniels Stimme bebte vor Entschlossenheit. »Und wenn ich sie alle einsperren muss, werde ich es verdammt noch mal tun!«
»Tu bloß nichts Falsches.«
Cole erkannte die Ironie in seinen Worten und lachte rau. »Ich glaube, dieser Marshal-Stern verändert mich. Ich bin sonst derjenige, der verrückte Dinge tut, und jetzt warne ich dich davor. Ich weiß, wie viel dir daran liegt, diese Kerle zu schnappen. Verdammt, mir ginge es an deiner Stelle auch so, aber du musst im Rahmen des Gesetzes handeln.«
Daniel schüttelte den Kopf »Ich kriege sie, ganz gleich, was es erfordern sollte! Es ist mir egal, ob es legal ist oder nicht. Wirst du mir helfen?«
»Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dir helfen werde.«
Das Gespräch endete, als sie das Hotel erreichten und zu ihren Zimmern gingen. Cole riss sein Fenster weit auf, um frische Luft hereinzulassen, dann zog er sich aus und wusch sich, um kurz darauf todmüde ins Bett zu fallen. Auf dem Rücken liegend und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, dachte er über die Antworten der Frauen nach. Ein Gedanke führte zum anderen, und plötzlich dachte er an Jessica. Verdammt - sie war aber auch wirklich eine unglaublich verführerische Frau ...
Er schlief mit der Hoffnung ein, dass nicht sie es gewesen war, die sich unter dem Schreibtisch verborgen hatte.
Daniel ging nicht sofort schlafen. Er verbrachte eine gute Stunde damit, in seinem winzigen Zimmer herumzulaufen, in dem er sich wie ein gefangenes Tier vorkam. Er versuchte, sich auf die Ermittlungen zu konzentrieren, aber Grace Winthrop kam ihm dabei immer wieder in die Quere.
Er war zutiefst verblüfft über den Eindruck, den sie auf ihn gemacht hatte, und wusste beim besten Willen nicht, wie er damit umgehen sollte. Bis heute Abend hatte er anderen Frauen nicht einmal einen Blick gegönnt und sie ganz gewiss nicht körperlich begehrt. Grace hingegen war ihm vom ersten Moment an unter die Haut gegangen, und nun erschien es ihm wie ein Betrug an seiner Frau, dass er in so frivoler Weise an eine andere dachte.
Er konnte einfach nicht verstehen, warum er sich so stark zu Grace hingezogen fühlte. Sicher, sie war hübsch, und ihr Gesicht war vermutlich das bezauberndste, das er seit langer, langer Zeit gesehen hatte. Auch ihre Figur konnte sich sehen lassen. Ja, Grace war ganz ohne Zweifel attraktiv, aber dennoch nicht mit seiner süßen Kathleen zu vergleichen. Keine andere Frau würde ihr je das Wasser reichen können. Als Farmerstochter, die es gewöhnt war, hart zu arbeiten, hatte seine Frau die Gabe besessen, sich an schlichten Dingen zu erfreuen, und erstaunliche Tat- und Willenskraft bewiesen. Er hatte sich vom ersten Augenblick an zu ihr hingezogen gefühlt und sich bis über beide Ohren in sie verliebt. Wie hatte er gestaunt über dieses herrliche Geschenk, das Gott ihm mit ihr gemacht hatte, und wie oft hatte er sie heimlich beobachtet, wenn sie ihren Alltagspflichten nachgegangen war. Ihre starken, tüchtigen Hände hatten den ganzen Tag lang unermüdlich gearbeitet, doch in der Nacht waren sie unendlich sanft und zärtlich gewesen, wenn sie über seinen Körper gestrichen waren ...
Grace hingegen war eine sehr zarte, kleine Frau, die ihm nur knapp bis an die Schultern reichte. Sie stammte offenbar aus einer vornehmen und wohlhabenden Familie und hatte in einer Welt gelebt, die etwas völlig Unbekanntes für ihn war. Und dennoch strahlte sie eine Verwundbarkeit und Unschuld aus, die in ihm den Wunsch erweckten, sie zu beschützen.
Aber sie war nicht Kathleen. Gott, wie sehr er seine Frau vermisste! Sein sehnlichster
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