Leg dein Herz in meine Haende
und Daniel sprangen gleichzeitig über den Zaun und rannten über den Vorrasen. Daniel wandte sich zum hinteren Teil des Hauses, weil er hoffte, dort einen Weg hinein zu finden, während Cole zur anderen Seite lief.
Die Vordertür sprang plötzlich krachend auf, und sie sahen Jessica, die langsam rückwärts aus dem Haus kam. Sie ging gebückt und schleifte Grace ins Freie.
Ihre Freundin bewegte sich nicht. Daniel erreichte die Veranda noch vor Cole und hob die ohnmächtige Frau auf seine Arme. Im Schein des Feuers konnte er das Blut an ihrer linken Schläfe sehen. Irgendetwas musste sie dort hart getroffen haben, und der beachtlichen Schwellung nach zu urteilen, hatte sie verdammtes Glück gehabt, dass sie noch lebte. Daniel hielt sie fest an seine Brust gepresst und trug sie die Stufen hinunter in den Garten, wo er sie sanft ins Gras legte.
Jessica folgte ihm über die Treppe und hielt dann plötzlich inne. Sie schrie Calebs Namen, drehte sich wie von Sinnen im Kreis und suchte fieberhaft nach ihrem Baby und nach Tilly, als Cole mit einem Satz von der Veranda sprang und sie mit sich zu Boden riss.
Der Sturz war so heftig, dass er Jessica den Atem raubte. Rückwärts wurde sie ins Gras gestoßen, rang nach Atem und begriff nicht, was geschah. Sie konnte nur an ihr Baby denken und daran, dass sie zu ihm musste. Wo war Caleb?
Jessica versuchte, sich auf die Seite zu drehen, um aufzustehen und ihr Kind zu suchen, doch Cole hielt sie unnachgiebig fest und ließ nicht locker. Und dann begann er plötzlich mit den Handflächen auf ihre Beine einzuschlagen und rief Daniel zu, dass er ihm helfen solle. Jessica schrie auf und verstärkte ihre Bemühungen, ihn fortzustoßen.
Flammen züngelten gierig am Saum ihres Morgenrocks entlang. Cole versuchte, sie zu löschen und ihr den Morgenmantel auszuziehen, bevor sie sich verbrannte. Als es ihm endlich gelang, sie auf den Bauch zu drehen, war Daniel schon bei ihm und half ihm.
Beide Männer zerrten wie verrückt an ihren Kleidern. Calebs Namen schreiend, wehrte sie sich und versuchte aufzuspringen, aber sie hielten sie unerbittlich fest, bis Cole ihr den Morgenrock abgestreift und Daniel ihn weit fortgeschleudert hatte.
Jetzt endlich half Cole ihr auf die Beine. Fieberhaft umklammerte sie sein Hemd und flüsterte: »Ich kann Caleb nicht finden. Sie müssen mir helfen, ihn zu suchen. Er ist bei Tilly ... Sie wollte ihn hinausbringen, während ich Grace suchte. Sie waren oben noch neben mit. Wo sind sie? Ich muss sie finden!«
Plötzlich riss sie sich von ihm los und versuchte, zum Haus zurückzurennen, aber Cole packte sie von hinten und hielt sie fest. Sie kämpfte wie eine Wildkatze, zerkratzte seine Arme und trat nach seinen Beinen, aber es gelang ihr nicht, sich zu befreien.
»Ich werde ihn finden«, versuchte Cole sie zu beruhigen. »Hören Sie mich, Jessie? Ich werde Ihr Baby finden. Sie bleiben so lange hier bei Grace. Würden Sie das bitte für mich tun?«
Seine ruhige Stimme drang in ihre Hysterie. »Ja, ja, ich bleibe hier bei Grace. Beeilen Sie sich.«
»Die alte Dame und das Baby sind noch drinnen«, schrie Cole Daniel zu und drehte Jessica am Arm zu sich herum. »Wo sind ihre Zimmer?«
Sie deutete auf das mittlere Fenster über der Veranda. »Das ist Tillys. Calebs und mein Zimmer liegt direkt daneben ... links ... bei diesem Baum dort.«
Daniel war schon auf dem Dach der Veranda. Mit dem Stiefelabsatz trat er das Glas im Mittelfenster ein und sprang zurück, um den Flammen und dem dichten Rauch zu entgehen, die aus dem Fenster drangen. Dann, als die Luft wieder ein wenig klarer war, sprang er kopfüber in das Zimmer.
Das Dach über der Veranda stürzte keine zwei Sekunden später ein. Cole war zur anderen Seite des Hauses gelaufen, um zu sehen, ob er durch eins der Fenster im Erdgeschoss hineinsteigen konnte, aber er kam nicht nahe genug heran, weil die ausströmende Hitze schon viel zu intensiv war. Seine Augen brannten und tränten, als er zu dem knorrigen alten Baum zurückging, der dem Haus am nächsten stand.
Seine dicken Äste reichten fast bis ans Dach heran, und Cole hoffte, dass er nahe genug herankam, um hinüberspringen zu können.
Er begann zu klettern. Sekunden später hangelte er sich an einem Ast zum Haus hinüber und ließ sich auf das Dach fallen. Daniel erschien mit Tilly am Fenster, die, in eine Decke eingewickelt, über seiner Schulter lag. Bevor Cole ihm helfen konnte, sprang Daniel durch die Öffnung und lief zur anderen Seite
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