Leg dein Herz in meine Haende
Speisesaal schnell etwas essen?«, murrte Sloan.
»Nein«, entgegnete Cole entschieden. »Sie werden draußen vor Graces Zimmer bleiben.«
Der fehlende Schlaf machte Cole noch verdrießlicher als sonst, und Sloan war klug genug, ihn nicht zu provozieren.
Cole verlangte vom Sheriff den Schlüssel zum Gefängnis und machte sich auf den Weg dorthin. Das Büro war stickig, und so ließ er die Tür geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Alles roch für ihn nach Rauch, was vermutlich auch der Grund war, warum er keinen Appetit hatte.
Es war fast acht Uhr, als Daniel endlich kam. Er hielt eine Kanne Kaffee in der einen Hand und einen Stapel Telegramme in der anderen.
Er verschwendete keine Zeit, Cole zu berichten, was er erfahren hatte. »Eins der Mitglieder der Blackwater-Bande ist gefasst worden.«
»Wo haben sie den Kerl geschnappt?«
»Er hielt sich in einer der Höhlen in der Nähe der texanischen Grenze versteckt. Sie haben ihn nach Blackwater gebracht.«
Cole stand auf, um einen sauberen Becher aus dem Regal auf der anderen Seite des Raums zu holen. Er schenkte sich Kaffee ein, trank und fragte dann: »Lebt er noch?«
»Kaum noch«, antwortete Daniel. »Der Sheriff von Maple Hills hat ihm zwei Kugeln in den Bauch gejagt. Es war reiner Zufall, dass der Sheriff ihm begegnete. Der Mann war von einer Grippe sehr geschwächt, und trotzdem hat er sich wie wild gewehrt. Ich hoffe nur, dass er lange genug lebt, um vor Gericht gestellt werden zu können. Ich wünschte, ich wäre in Blackwater. Ich kann es nicht erwarten, ihn zu sprechen.«
»Du glaubst doch nicht, dass er dir etwas verraten würde!«
»O doch, das glaube ich. Er wird mir alles sagen, was ich wissen will.«
»Möchtest du nur mit ihm reden, oder hast du noch etwas anderes mit ihm vor?«, fragte Cole.
»Das kommt darauf an, wie der Prozess verläuft. Ich lasse ihn nicht davonkommen«, erwiderte Daniel, um dann kopfschüttelnd hinzuzufügen: »Aber das wird Richter Rafferty sowieso nicht zulassen. Wenn der Kerl zu der Blackwater-Bande gehört, wird er am Galgen enden.«
»Das klingt, als ob du diesen Richter kennst.«
»Und ob ich ihn kenne!«, antwortete Daniel. »Jeder in Texas kennt ihn oder hat zumindest schon von ihm gehört. Rafferty besitzt den Ruf, sehr hartnäckig zu sein. Die Leute sagen, neben ihm sei >Galgenrichter< Cyrus Burns ein Heiliger. Man verärgert Rafferty nicht ungestraft. Er hat im Übrigen ein persönliches Interesse an den Fällen«, fügte er hinzu. »Rafferty hat bei einem Raubüberfall in Kansas einen guten Freund verloren. Die beiden kannten sich schon lange, und der Tod des Mannes hat ihn sehr getroffen. Er will Rache.«
»Dann ist er nicht objektiv. Ein guter Anwalt könnte einen anderen Richter für den Prozess verlangen.«
»Vielleicht, aber er würde nicht damit durchkommen«, erklärte Daniel. »Rafferty ist das Gesetz im westlichen Texas. Zum Glück ist er aber auch ein anständiger Mann. Denn wenn er das nicht wäre, hätte er den Kerl längst der Lynchjustiz überlassen.«
»Du glaubst, sie hatten in Blackwater Ärger?«
»Allerdings.«
Cole dachte kurz darüber nach und fragte dann: »Was steht in den anderen Telegrammen?«
»Sie sind alle von Rafferty. Er muss im Telegrafenbüro gestanden haben und in gesprächiger Stimmung gewesen sein. Er wollte wissen, ob wir schon irgendwelche Spuren hätten, und ich telegrafierte ihm zurück, dass wir möglicherweise eine Zeugin haben. Ich schrieb ihm, eine Frau habe sich ver-mutlich während des Überfalls unter einem Tisch versteckt, und wir glaubten, es müsse eine von insgesamt dreien sein, aber keine sei bereit, es zuzugeben ...«
»Und was hat er darauf geantwortet?«
»Er will, dass wir alle drei nach Blackwater bringen. Er sagt, er werde sie zum Reden bringen.«
»Kann er uns zwingen, sie zu ihm zu bringen?«
Daniel lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Ja und nein«, erwiderte er. »Da wir mit einem Sonderauftrag hier sind, brauchen wir seine Instruktionen eigentlich nicht zu befolgen.«
»Aber?«
»Rafferty hat mächtige Freunde in Washington. Er könnte durch sie genügend Druck ausüben, um uns zu zwingen, das zu tun, was er verlangt. Ich will ihn nicht verärgern und habe ihn deshalb in dem Glauben gelassen, dass wir mit ihm Zusammenarbeiten werden. Ich habe ihm versprochen, ihm bis heute Abend endgültig Bescheid zu geben, ob wir eine Zeugin haben oder nicht.«
»Und du glaubst, dass wir es heute herausfinden werden?«
»Teufel, ja,
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