Leg dein Herz in meine Haende
»Nach Norden, meine ich?«
»Ach, Jessica, fang nicht schon wieder an zu weinen. Es wird alles gut. Du willst doch, dass er sicher ist, nicht wahr?«
»Ja, ja, natürlich will ich das. Aber ich kenne die Nortons nicht und weiß nicht ...«
Er erhob sich und wandte sich zum Gehen. »Pack nur das Nötigste, Jessica. Eine Satteltasche für dich und eine für Caleb. «
»Ich muss mit Grace reden, bevor wir aufbrechen.«
»Das kommt nicht in Frage.«
»Werden wir nach Rockford Falls zurückkehren, wenn wir Caleb bei den Nortons abgegeben haben?«
»Nein, wir fahren direkt nach Texas weiter.«
»Und meine Sachen? Alles, was ich auf dieser Welt besitze, ist in Graces Wagen.«
»Ich lasse ihn zum Mietstall bringen. Der Besitzer kann darauf aufpassen. Du kannst doch reiten, oder?«
»Ja«, sagte sie, verschwieg ihm aber, dass sie keine besonders gute Reiterin war. »Ich würde gerne eine Waffe für mich kaufen, bevor wir aufbrechen, und du wirst mir beibringen, wie man sie benutzt. Ich möchte schießen lernen.«
Es gefiel ihm nicht, dass sie eine Waffe haben wollte. »Du brauchst nur zu zielen und zu schießen«, sagte er. »Das ist alles. Aber du brauchst keine eigene Waffe.«
»Doch, die brauche ich«, widersprach sie. »Wirst du mir Unterricht im Schießen geben?«
»Du hast Yorks Waffe doch schon abgefeuert.«
»Ich will im Stande sein, ein Ziel zu treffen«, beharrte sie.
Er verschwendete keine Zeit mehr mit Diskussionen über dieses Thema. »Wir reiten los, sobald der Kleine aufwacht. Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte er, als sie den Kopf schüttelte.
»Er muss vorher etwas essen.«
»Gut«, sagte er. »Wir reiten los, sobald er etwas gegessen hat. Und vergiss nicht, etwas einzupacken, was er gerne isst«, fügte er dann rasch hinzu.
»Wie lange wird es dauern, bis wir bei den Nortons sind?«
»Nicht lange«, versprach er. »Und noch etwas, Jessie: Du darfst niemandem erzählen, wohin wir Caleb bringen. Erwähne von jetzt an auch nicht mehr den Namen der Nortons, für den Fall, dass jemand uns belauscht. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
Er war schon an der Tür, als sie ihn noch einmal rief. »Cole?«
»Ja?«
»Versprichst du mir, dass Caleb nichts geschehen wird?«
»Ich verspreche es.«
Teil 3
23
Rebecca saß auf der steinernen Bank in dem kleinen Patio des Hotels. Ihre gepackten Taschen standen neben ihr auf dem Boden. Es war hier um diese Tageszeit still und ruhig, da die anderen Gäste des Hotels die heiße Nachmittagssonne scheuten. Der Innenhof war auf allen Seiten von einer hohen Backsteinmauer und einer dichten Hecke umgeben. Spencer und Cobb hielten Wache an der Tür, die in den Garten führte, während ihr Vorgesetzter, Marshal Cooper, mit nervösen Schritten auf- und abmarschierte, während er auf die Kutsche wartete, die sie für die Fahrt gemietet hatten.
Rebecca hatte Angst, dass Grace und Jessica sie abfahren sehen würden.
Nachdem sie zum wiederholten Mal auf die Uhr geschaut hatte, drehte sie sich zu Marshal Cooper um. »Es tut mir Leid, mich nicht von Grace und Jessica verabschieden zu können, aber ich möchte nicht, dass sie etwas von dieser Reise erfahren. Sie würden sich nur Sorgen machen, wenn sie wüssten, dass ich mir den Mann ansehen werde, den sie dort verhaftet haben. Ich hoffe, wir begegnen ihnen nicht, wenn wir das Hotel verlassen.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Cooper. »Keine der beiden Damen wird Sie sehen.«
»Wie können Sie so sicher sein?«
»Grace hat auf Anweisung des Arztes bis morgen das Bett zu hüten, und Marshal Ryan hat einen Wachtposten vor ihre Tür gestellt. Er lässt sie nicht heraus, und er wird auch keinen Besuch gestatten.«
»Und was ist mit Jessica?«
»Sie ist vor ein paar Stunden mit Marshal Clayborne abgereist.«
»Was soll das heißen, abgereist? Wo will sie hin?«, rief Rebecca. »Hatte sie etwas zu erledigen? Wird sie heute wiederkommen?«
»Nein.«
»Wo ist sie?«
»In guten Händen«, versicherte Cooper. »Sie brauchen sich keine Sorgen um sie zu machen.«
»Wie lange ist sie schon fort? Sagten Sie, seit ein paar Stunden?«
»Ja«, antwortete er. »Wir müssten eigentlich auch längst unterwegs sein, aber es war nicht leicht, eine vernünftige Mietkutsche zu finden. Sind Sie sicher, dass Sie nicht bis zum Bahnhof reiten wollen?«
»Ganz sicher. Ich bin in der Großstadt aufgewachsen, Marshal , und wie ich Ihnen bereits sagte, habe ich noch nie auf einem Pferd gesessen. Ich
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