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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Mittagszeit herum tat. Ich durfte dabei nur nicht tief Luft holen. Das tat immer noch höllisch weh. Hätte ich für DAS BLATT eine Schlagzeile über meinen Zustand verfassen müssen, hätte sie gelautet: Sie erträgt die Schmerzen für die Familie .
    Mit dem Kochen beeilte ich mich, es gab Spaghetti Bolognese und dazu Gurkensalat. Ich bereitete alles zu, anschließend servierte ich Timo und meiner Mutter das Essen. Die beiden Großen würden sich ihre Portion in der Mikrowelle erhitzen.
    »Lecker«, sagte meine Mutter anerkennend. »Schmeckt fast so gut wie beim Italiener.« Sie hatte schon mit der Umdekorierung des Wohnzimmers angefangen, aber ich durfte es mir erst ansehen, wenn es fertig war. In der Hoffnung, später keine böse Überraschung zu erleben, machte ich mich auf den Weg zum Polizeipräsidium.
    *
    Diesmal fühlte ich mich bedeutend vorzeigbarer als im Krankenhaus. Ich hatte mich nach dem Mittagessen nicht nur schnell umgezogen, sondern auch den Löscher verwendet. Und die neuen italienischen Pumps angezogen, die machten mich größer. Nicht so groß wie Veronica Ferres, aber immerhin ein paar Zentimeter.
    Die Pumps bereute ich schon nach wenigen Minuten. Das Polizeipräsidium war von endloser Weitläufigkeit, die Gänge vielfach verzweigt und verwirrend nummeriert, ich stöckelte fast zehn Minuten durch die Etage, bis ich merkte, dass ich mich im falschen Flügel befand. Als ich endlich vor dem Büro von Tobias Anders stand, fühlten sich meine Füße an wie zu lange gekochte Nudeln, und meine Seite tat fast so weh wie am Tag nach der OP .
    Tobias Anders öffnete mir auf mein Klopfen hin und begrüßte mich lächelnd. Aus der Nähe betrachtet waren seine Augen noch blauer, als ich sie in Erinnerung hatte. Wie beim letzten Mal trug er Stoppelbart, entweder hatte er es nicht so mit dem Rasieren, oder es war sein Look. Der allerdings gut zu ihm passte, ebenso wie die sportlich-nachlässige, etwas zerknautsche Kleidung. Vom Bügeln hielt er anscheinend genauso wenig wie vom Rasieren. Ob er Single war? Verstohlen blickte ich auf seine Hand. Kein Ring.
    »Sie sehen super aus, richtig frisch und gut erholt«, sagte er, und in seinen Augen meinte ich tatsächlich Bewunderung wahrzunehmen. Dieser Löscher war sein Geld wert!
    »Vielleicht sollte ich mich öfter mal anschießen lassen«, gab ich zurück und fand mich sehr schlagfertig, als er laut auflachte.
    Doch das Hochgefühl verflog sofort, als er mich bat, am Schreibtisch Platz zu nehmen. Man sah sofort an dem dort stehenden Monitor, dass es jetzt amtlich wurde.
    »Kann ich Ihnen was zu trinken anbieten? Tee, Kaffee? Oder Wasser?«
    »Wasser, bitte.«
    Er ging welches holen, unterdessen sah ich mich neugierig um. Das Büro sowie die Einrichtung waren wie das gesamte Gebäude relativ neu, doch die Ausstattung war eher funktionell als hochwertig. Vom Ambiente der Bank war so ein Kripo-Büro Welten entfernt. Statt Teppichboden gab es Linoleum, statt edler Kunstdrucke hingen an der Wand Fahndungsplakate. Anstelle eines Blumengestecks fristete auf der Fensterbank ein kümmerlicher Kaktus sein Leben.
    Tobias Anders kam mit dem Wasser zurück. Er schenkte mir ein Glas voll und setzte sich dann neben mich. Ziemlich dicht. Ich merkte, dass mich diese Nähe verwirrte und mir Herzklopfen bescherte. In den letzten zwei, drei Jahren hatte ich gedacht, ich sei über solche Dinge hinausgewachsen, rein altersmäßig und überhaupt, doch anscheinend war das ein Irrtum.
    Die ersten beiden Jahre nach Martins Tod hätte ich Männer nicht mal ansehen mögen. Das Interesse an einer neuen Beziehung war nur zögernd erwacht. Erst nach drei Jahren hatte ich mich wieder auf die Piste getraut. Mein erster Versuch war das Ergebnis einer Party bei Berit. Nicht ohne Hintergedanken hatte sie einen ihrer Kollegen eingeladen, frisch getrennt und ein toller Typ, wie sie mir gegenüber mehrmals betonte.
    Tatsächlich war er nett und witzig, eins führte zum anderen, und gerade, als ich anfing, mich in ihn zu verknallen, ging er zu seiner Frau zurück. Hinterher erfuhr ich, dass die beiden in Wahrheit überhaupt nicht getrennt gewesen waren. Sie hatten lediglich gestritten, weil er mit der Nachbarin fremdgegangen war, weshalb er für drei Wochen in eine Pension hatte ziehen müssen.
    Von diesem Reinfall musste ich mich fast ein halbes Jahr lang erholen. Danach schleppte Berit mich mit zu einer Karnevalsveranstaltung, wo sie mir einen alten Schulfreund vorstellte. Der war seit einer Weile

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