Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
Kaffeemaschine in Betrieb setzte und den Tisch deckte, während ich Aufbackbrötchen in den Backofen schob und den Kindern Pausenbrote machte.
Meine Mutter kramte die Ausgabe vom BLATT aus dem Altpapier, die ich wegen des zweiten Artikels über mich noch besorgt hatte. »Das kannst du doch nicht wegwerfen«, sagte sie. »So was muss man aufheben!«
Ich konnte mir nettere Erinnerungsstücke vorstellen, auch wenn mir ganz warm ums Herz geworden war, als ich den Artikel gelesen hatte. Er stand direkt unter einer dezent platzierten Anzeige mit dem Werbelogo meiner Bank.
OPFER DES BANK-KILLERS AUF DEM WEGE DER BESSERUNG
Die dreifache Mutter, die der Bank-Killer vorige Woche nach seinem Raubüberfall brutal niedergeschossen hatte, erholt sich allmählich von den Folgen des schrecklichen Verbrechens. Belastend wirkt sich aus, dass die Polizei bei den Ermittlungen immer noch im Dunkeln tappt. Doch die tapfere Frau blickt nach vorn. Grund zur Zuversicht gab die Nachricht, die sie heute von ihrer Hausbank erhielt: Der Kredit für das neue Dach wurde bewilligt! »Selbstverständlich geht uns das Wohlergehen unserer Kunden über alles«, sagt der zuständige Filialleiter der Bank, Harald K., »weshalb wir auch einen Teil der Krankenhauskosten übernommen haben. Als Bank sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung. Wir haben nicht nur das Geld des Kunden im Blick, sondern seine ganze Person. Als lebenslange, vertrauensvolle Begleiter wollen wir in jeder Lage hinter ihm stehen.«
»Übrigens, der Boiler im Badezimmer funktioniert nicht mehr richtig«, meinte meine Mutter. »Das Wasser wird nicht heiß.«
»Darum habe ich mich schon gekümmert. Das kommt jetzt bald in Ordnung. Der alte Boiler fliegt raus, wir kriegen ganz neue Sanitärinstallationen.«
Ich hatte bereits einen Installateur bestellt, der Zuschlag auf der Internetseite war an ein kleines Unternehmen ganz in der Nähe gegangen. Fachleute mit viel Erfahrung und fairen Preisen.
Bevor sie oben mit dem Bad loslegten, sollte noch ein kleines Duschbad im Keller eingebaut werden, ebenfalls eine Maßnahme, die Martin und ich schon vor etlichen Jahren hatten verwirklichen wollen. Dass diese ganzen Pläne nun endlich realisiert wurden, erfüllte mich nicht nur mit erwartungsfroher Aufregung, sondern auch mit Wehmut, weil er von alledem nichts mehr hatte. Doch das Gefühl des hoffnungsvollen Neuanfangs überlagerte alles. Es war, als würde etwas ganz Besonderes bevorstehen, das nicht nur mein Haus, sondern auch mich und mein Leben verändern würde.
»Der Klempner kommt heute Nachmittag vorbei und sieht sich alles an. Heute Abend kommt dann ein Dachdecker, mit dem ich in Verhandlung stehe. Zwischendurch muss ich noch zur Polizei, aber das Mittagessen koche ich vorher auf jeden Fall, du musst also gar nichts machen.« Ich sagte es mit Betonung an der Stelle, auf die es ankam. Du musst nicht die Küche zum Explodieren bringen, nicht das Haus abfackeln, keine Toxine auf den Tisch bringen.
»Ich hätte dich gern beim Kochen entlastet«, sagte meine Mutter. »Aber ich werde mich natürlich trotzdem bei dir nützlich machen. Ich muss noch zum Friseur und will mir neue Schuhe kaufen, aber danach habe ich Zeit.« Ihre Miene hellte sich auf. »Ich könnte das Wohnzimmer ein bisschen umdekorieren. Nach den Grundsätzen von Feng-Shui.«
»Mein Wohnzimmer gefällt mir ganz gut.«
»Oh, aber so, wie es jetzt ist, hast du überhaupt keine Geldecke!«
»Geldecke? Was ist das?« Ich lachte. »Eine Ecke voller Geld?«
Meine Mutter schüttelte mitleidig den Kopf. »Kein Wunder. Ohne vernünftige Geldecke wirst du zeitlebens immer klamm bleiben. Deine Beziehungsecke ist übrigens auch mausetot. Und dabei kann man mit ganz einfachen Handgriffen dafür sorgen, dass alles lebendig wird. Finanziell und in der Liebe.« Eifrig lächelte sie mich an. »Soll ich das mal für dich in Angriff nehmen?«
»Meinetwegen. Aber lass keine Duftkerzen oder Räucherstäbchen brennen, wenn du aus dem Zimmer gehst.«
»Feng-Shui ist keineswegs irgendwelcher dubioser esoterischer Schnickschnack. Sogar namhafte Architekten arbeiten heute damit. Du hast doch Internet, sieh einfach nach, wenn du mir nicht glaubst. Ach, apropos Internet – ich bin da auf einer hochinteressanten Seite unterwegs, wo sich alleinstehende Damen und Herren jeden Alters kennenlernen können. Das wäre für dich auch was.«
»Nein«, sagte ich sofort.
»Aber …«
»Auf keinen Fall«, bekräftigte ich.
»Na gut. Ich sehe
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