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Leg los alter Sack

Leg los alter Sack

Titel: Leg los alter Sack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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»taxi-cosmetics«. Das ist Wimperntusche
für Männer. Ich tuschte meine schütteren Wimpern. Dann nahm ich auch noch den »Brow Groomer« von Gaultier zur Hand, um meine Augenbrauen zu färben. Ich hätte das Ding »Theo-Waigl-Stick« genannt, dann wüsste man gleich, dass es um das Brauenbetonen geht. Meine sahen nach Gebrauch dunkler und ich irgendwie entschlossener aus. Und zum Schluss ging’s auch noch an die Lippen: Ich probierte drei »Lip Balm«-Varianten aus. Alle zum Glück farblos, weiter geht man dann doch noch nicht. Es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen (Spearmint, Citrus, Vanilla), und sie sollen mit Hilfe von Pflanzenwachsen trockene und rissige Lippen glätten und »die Lippen«, so der Werbeprospekt, »weich und geschmeidig halten«. Ich machte einen Kussmund! Nix riss. Cool!

    So, alles in allem war ich nun also einmal oben rum grundsätzlich aufgefrischt worden. Jemand sollte, jemand musste teilhaben an diesem Effekt. Atze? Besser nicht.
    Ich rannte einfach vor die Tür, traf einen Nachbarn und rief: »Fällt dir was an mir auf?«
    Er sagte: »Ja, du siehst irgendwie tuntig aus.«
    So ein Sack!
    Ich ließ ihn links liegen.

Parfüms für alte Säcke
    DIE NOCH NICHT AUF DEM MARKT SIND

Sackstarker Aktivurlaub

Bicycle Race 2
    DER PROSTATASATTEL, DIE MÜRITZ UND ICH

    Ja, ich gestehe. Ich habe mir für eine Fahrradtour einen Prostatasattel gekauft. Also einen weichen Sattel mit einer kleinen Vertiefung in der Mitte, der den ganzen Sackbereich des alten Sacks Schlenz schont. Nein, ich habe keine Probleme mit der Prostata. Aber ich will auch keine kriegen. Und als der Verkäufer mir einen solchen »Vorsteherdrüsen-Schonungs-Sattel« anbot, habe ich halt zugeschlagen.
    Bin ja auch nicht mehr zwanzig.
    Außerdem saß es sich dort verdammt gemütlich drauf. Und man sieht ja nicht, dass es ein Prostatasattel ist. Also, es steht zum Beispiel nicht drauf »Prosta-Wohl – der schonende Sattel für den radelnden Rentner«.

    So, kommen wir zum eigentlichen Thema: Die eben oben erwähnte Fahrradtour war eine durch den Nationalpark Müritz. Eine ganz wunderbare, unfassbar schöne Ecke im Osten Deutschlands inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Malerische Gewässer, Wälder, Moore, seltene Tiere, unberührte Natur, darin rund 230 Kilometer Radwanderwege und 450 Kilometer Wanderrouten. Man kann sogar Kanutouren mit Gepäckservice machen. Liebe Mitsäcke – hiermit wird ein Urlaub an der Müritz angeordnet, weil man da echt gut chillen und trotzdem was für seinen Körper tun kann. Ich will hier ja aber keinen Reiseführer schreiben, sondern Grundsätzliches empfehlen. Aber als Orientierung seien Ihnen hier die Kranich-Touren im Herbst und Frühjahr bei Federow ans Herz gelegt, wo man diese wunderbaren Vögel von versteckten Beobachtungsposten aus in Massen bewundern kann.
    Und dringend anraten muss ich Ihnen auch eine Radtour zum Müritzhof. Der liegt mitten in einem wunderschönen, kleinen Tal und ist nicht mit dem Auto erreichbar. Die letzte Parkmöglichkeit sind die Orte Waren oder Federow. Man muss dann mit dem Rad rund 45 Minuten durch den Wald fahren oder etwa drei Stunden zu Fuß gehen. Die Belohung ist dann aber ein wirklich grandioser, friedlicher Fleck, wie man ihn in Deutschland nur selten findet.
    Man kann dort einkehren, was Einfaches essen und alles baumeln lassen: Glied, Seele, Beine, Arme – alles kommt zur Ruhe!
    Und vor allem sind dort fast nur nette Leute und keine Hackfressen. Die radeln oder walken solche Entfernungen nicht für einen tollen Ausblick sowie Kaffee, Kuchen oder ein Bauernfrühstück. Der Müritzhof, ich muss es hier sagen, ist weltweit einer meiner Lieblingsplätze.

    Und er soll ein Geheimtipp bleiben. Also vergessen Sie, was ich gerade geschrieben habe.
    Tja, die wunderbaren Kraniche rund um die Müritz hatte ich ja schon erwähnt. Man kann dort aber auch Fischadler, Biber, Unken, Frösche, Molche – und auch sehr skurrile Einheimische sehen. Bei einem Fahrradverleih am Eingang zum Nationalpark zum Beispiel trafen meine Familie und ich mal eine wirklich sonderbare Frau. Sie hockte in einem Holzhaus, paffte Kette, vermietete brutal sächselnd Fahrräder, schien insgesamt aber eine herzliche und sehr patente Frau zu sein. Allerdings hatte sie noch die alte sorglose DDR-Masche drauf, wenn es um den Einsatz von Chemie und Gift ging. Als ich beim Anmieten der Fahrräder fragte, ob sie eventuell ein Mittel gegen Mücken hätte, grunzte sie »Abo sischä«;

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