Leg los alter Sack
ständigem Ortswechsel.
Ideal für uns alte Säcke, denn dieser Aktivurlaub bietet eine angenehme Mischung aus Action und »Nur-so-Sitzen«.
Also, jetzt mal zur Sache: Ich meine, nein, ich empfehle nachdrücklich einen Wohnmobilurlaub in Kanada. Zusammen mit der Gattin. Das haben meine Frau und ich zweimal gemacht: einmal in jungen Jahren (Mann, sah ich da noch gut aus) und einmal im Sack-Alter. Und da war’s immer noch super.
Den Flug und ein Wohnmobil (von spartanisch bis »fahrende Eigentumswohnung«) kann man bequem von hier über spezialisierte Reiseveranstalter buchen. Einmal »Kanada reisen« bei Google eingegeben, und man hat jede Menge zur Auswahl. Wir hatten uns beide Male für einen vierwöchigen Trip nach Westkanada entschieden, sind bis Vancouver geflogen und von da mit einer Fähre auf die Insel Vancouver Island gefahren. Beim ersten Mal sind wir nach dem Inselbesuch wieder aufs Festland zurückgekehrt und dann noch durch die Rocky Mountains gebrettert. Die Entfernungen sind dort unten allerdings so groß, dass wir diese Entscheidung am Ende bereut haben, weil wir Stunde um Stunde im Auto gehockt haben, bis wir endlich den nächsten Campground erreichten. Die Insel Vancouver Island ist groß und abwechslungsreich genug und bietet alles, was man braucht für einen Westkanada-Trip: Strand, Wald, Berge, Tiere, Seen – und Bären. Aber dazu später mehr.
Nach der Landung in Vancouver sollte man eine Nacht in einem Hotel verbringen, damit man dann am nächsten Tag ausgeruht und ohne Stress sein Wohnmobil abholen und sich einweisen lassen kann. Ich rate dringend, eine Axt und Campingstühle dazu zu mieten. Das haben wir nicht gemacht und es später bitter bereut.
Die Axt braucht man zum Zerkleinern des Feuerholzes, das man auf allen staatlichen Campgrounds bekommt – aber oft in so großen Stücken, dass wir mächtig Mühe hatten, die Scheite in der Größe von Militärgranaten anzuzünden.
Und die Campingstühle sind wirklich ein Segen, wenn man auf seinen Rastplätzen in den Wäldern gemütlich in der Sonne sitzen will und nicht nur auf den schönen, aber unverrückbaren Holzbänken samt Tisch, die zum Standard jedes Campgrounds gehören. Zumindest jedes staatlichen. Nur die empfehle ich Ihnen wirklich. Meiden Sie private Campingplätze. Sie sehen es schon bei der Anfahrt: Die sind meist unattraktiv, doof gelegen und haben den Charme von Trailer-Parks. Die »National Campgrounds« aber liegen meist in wunderbaren,
malerischen Wäldern, außerdem hat man genug Platz für sich und muss dem Nachbarn nicht beim Abführen zuhören.
Es ist einfach wahnsinnig toll, da mit seinem Wohnmobil inmitten der Natur zu campen, sich abends was zu kochen und dann am Lagerfeuer zu essen.
Tagsüber kann man wunderbar wandern, baden, Kanu fahren und an der Pazifikküste Wale beobachten. Da das hier kein Reiseführer ist, will ich mich jetzt zügeln und nur noch kurz ein paar Namen von Orten nennen, die Sie auf Vancouver Island nicht verpassen sollten:
Goldstream Provincial Parc (toller Wasserfall, bemooste Bäume, guter Trail)
Qualicum Falls (klasse Trail)
Sproat Lake (Kanu fahren, gutes Baden)
Die Pacific-Rim-Küste (viele verschiedene Trails, Whale-Watching, malerisch)
So, jetzt wollte ich aber noch etwas zum Thema Bären sagen. Soll ja bei allen Reisetipps auch noch mal spannend werden. Also Bären gibt es da recht häufig, und wir hatten auch tatsächlich unheimliche
Begegnungen der dritten Art mit ihnen. Einmal brach zehn Meter vor uns ein Braunbär aus dem Unterholz, latschte seelenruhig über den Wanderweg und verschwand wieder im Dickicht.
»Boah, ist der groß«, murmelte ich.
Diese Begegnung war beeindruckend, aber nicht ohne Thrill, sage ich Ihnen. Meine Frau fand das vor allem spannend und aufregend. Ich aber, als geborener Verschwörungstheoretiker, hatte nackte Angst empfunden. Denn ich wusste: Selten, aber doch immer wieder mal kam es hier in Kanada auch zu Attacken von Bären auf Menschen. Zwar meinte ein Einheimischer zu mir, die Opfer solcher Angriffe seien vor allem dämliche Touristen, die sich falsch verhielten, wenn sie auf Bären treffen würden. Aber das war es ja eben: Wie verhält man sich denn nun richtig?
Das musste ich wissen. Ich recherchierte vor Ort im nächsten Internetcafé und wurde kurzerhand zum Experten. Also, der Reihe nach: Mal angenommen, Sie wandern in der Wildnis. Paradiesische Stimmung. Da kracht und knackst es links von Ihnen, und aus dem Unterholz bricht ein etwa
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