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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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herunterzuspielen. »Schon gut. Ich glaube, ich habe mir irgendwas eingefangen. Nichts Dramatisches.«
    Ich mustere sie in dem künstlichen Licht. Erst jetzt, da ich ihr Gesicht genauer betrachte, fällt mir auf, dass sie blasser ist als gewöhnlich und ihre Wangen nur deswegen röter aussehen, weil ihre Haut so fahl ist. Ich setze mich weiter auf und schiebe sie von mir herunter. Dann lege ich ihr die Hand auf die Stirn. Sofort ziehe ich sie wieder weg. »Mensch, du glühst ja.«
    June versucht zu protestieren, doch als hätte unsere kleine Trainingssession auch sie erschöpft, sackt ihr Oberkörper abermals weg und sie muss sich mit dem Arm abstützen. »Das wird schon wieder«, murmelt sie. »Wir sollten uns bald auf den Weg machen.«
    Und ich war so sauer auf sie, ohne auch nur kurz daran zu denken, was sie durchgemacht hat. Was bin ich nur für ein Trottel? Ich lege ihr einen Arm um den Rücken, schiebe den anderen unter ihren Knien hindurch und hebe sie hoch. Sie lässt sich gegen meine Brust sinken und die Hitze ihrer Stirn an meinem Hals ist beunruhigend. »Du musst dich ausruhen.«
    Ich trage sie in einen der Schlafräume, ziehe ihr die Stiefel aus und lege sie vorsichtig auf eins der Betten. Dann decke ich sie zu. Sie blinzelt zu mir hoch.
    »Ich habe das vorhin nicht so gemeint.« Ihr Blick wirkt trüb, doch die Emotionen darin sind noch immer deutlich sichtbar. »Das mit dem Geld. Und … ich wollte nicht …«
    »Hör auf zu reden.« Ich streiche ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Was, wenn sie sich während ihrer Haft irgendetwas Ernstes eingefangen hat? Ein Seuchenvirus … Aber sie stammt aus der Oberschicht. Sie muss doch geimpft sein. Hoffentlich . »Ich werde dir Medikamente beschaffen, okay? Mach einfach die Augen zu.«
    June schüttelt frustriert den Kopf, aber sie versucht nicht mal zu widersprechen.
    Nachdem ich den gesamten Bunker durchsucht habe, stoße ich schließlich tatsächlich auf eine ungeöffnete Schachtel Aspirin und gehe damit zurück zu June. Sie schluckt ein paar der Pillen. Als sie Schüttelfrost bekommt, nehme ich die Decken von zwei anderen Betten im Raum und breite sie über June, doch es scheint nichts zu ändern.
    »Ist schon okay. Das reicht«, flüstert sie, als ich noch mehr Decken heranschleppen will. »Du kannst so viele Decken auf mich draufstapeln, wie du willst – ich muss einfach warten, bis das Fieber runtergeht.« Sie zögert und greift dann nach meiner Hand. »Kannst du bei mir bleiben?«
    Die Schwäche in ihrer Stimme beunruhigt mich mehr als alles andere. Ich klettere ins Bett, lege mich neben sie auf die Decken und ziehe sie an mich. June lächelt schwach und schließt die Augen. Ihr Körper, so dicht an meinem, löst Wärme in mir aus. Ich hätte sie niemals als zart beschrieben, denn zart ist ein Wort, das einfach nicht zu June passt … Aber jetzt, da sie so krank ist, wird mir klar, wie verletzlich sie sein kann. Gerötete Wangen. Ihr weicher Mund und die großen geschlossenen Augen, die von einem Halbkreis aus dunklen Wimpern eingerahmt sind. Sie so zu sehen gefällt mir nicht. Die Hitze unseres Streits lauert noch immer am Rand meines Bewusstseins, doch ich darf nicht mehr daran denken. Solche Auseinandersetzungen behindern uns nur. Wir können uns später mit den Problemen zwischen uns befassen.
    Langsam dösen wir beide ein.
    Irgendetwas reißt mich aus dem Schlaf. Ein Piepsen. Ich lausche eine Weile und versuche in meiner Erschöpfung, die Richtung zu orten, aus der es kommt, dann krieche ich vorsichtig aus dem Bett, ohne June zu wecken. Bevor ich das Zimmer verlasse, beuge ich mich über sie, um ihre Stirn zu fühlen. Immer noch nicht besser. Schweißperlen stehen auf ihrer Haut, also muss das Fieber zumindest einmal kurz runtergegangen sein, aber sie ist noch genauso heiß wie zuvor.
    Als ich dem Piepsen folge, sehe ich über der Tür, durch die wir den Bunker betreten haben, ein kleines Lämpchen blinken. Darunter leuchten in grellem, bedrohlichem Rot ein paar Wörter auf:
    Nahende Person – 120   Meter
    Kalte Angst erfasst mich. Jemand muss durch den Tunnel auf den Bunker zukommen – Patrioten vielleicht, oder Republiksoldaten. Keine Ahnung, was schlimmer wäre. Ich fahre auf dem Absatz herum, eile zu den Jutebeuteln mit unseren Vorräten und räume aus einem ein paar der Dosen. Als der Sack leicht genug ist, ziehe ich mir die Henkel über die Arme wie bei einem Rucksack und renne damit zurück an Junes Bett. Sie erwacht mit einem

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