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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Augen läuft.
    »Hey, Junebug«, sagt er lächelnd.
    »Bist du nicht spät dran für irgendwas?«, flüstere ich. Ein nagendes Gefühl in meinem Bauch sagt mir, dass Metias irgendwo anders sein sollte. Dass er zu spät kommen wird.
    Doch mein Bruder schüttelt nur den Kopf, sodass ihm ein paar dunkle Haarsträhnen ins Gesicht fallen. Die Sonne zaubert goldene Pünktchen in seine Augen. »Na, ich kann dich ja wohl kaum hier allein lassen, oder?« Er lacht und der Laut macht mich so glücklich, dass ich glaube, platzen zu müssen. »Also keine Widerrede, mich wirst du nicht los. Und jetzt iss deine Suppe. Ist mir egal, wie ekelig du sie findest.«
    Ich probiere einen Löffel. Ich könnte schwören, dass ich fast etwas schmecke. »Bleibst du wirklich hier bei mir?«
    Metias beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. »Für immer und ewig, Kleines, so lange, bis du mich nicht mehr sehen willst.«
    Ich lächele. »Du kümmerst dich immer um mich. So hast du doch gar keine Zeit für Thomas.«
    Metias zögert kurz, dann kichert er. »Vor dir kann man wirklich nichts geheim halten, was?«
    »Du hättest mir von euch beiden erzählen können, weißt du?« Die Worte schmerzen, als ich sie ausspreche, obwohl ich nicht ganz sicher bin, warum. Ich habe das Gefühl, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben. »Ich hätte es schon nicht weitergesagt. Hattest du Angst, Commander Jameson könnte es herausfinden und euch in zwei verschiedene Einheiten stecken?«
    Metias neigt den Kopf und lässt die Schultern hängen. »Ich hatte irgendwie nie einen Grund, es ihr zu erzählen.«
    »Liebst du ihn?«
    Jetzt erinnere ich mich, dass ich träume und dass alles, was Metias sagt, meine eigenen Gedanken sind, die ich ihm in den Mund lege. Trotzdem tut es weh, als er nach unten blickt und meine Frage mit einem kurzen Nicken beantwortet.
    »Das dachte ich zumindest«, sagt er. Ich kann ihn kaum noch hören.
    »Tut mir so leid«, flüstere ich. Er sieht mich an und in seinen Augen stehen Tränen.
    Ich strecke die Hände nach ihm aus und schlinge ihm die Arme um den Hals. Doch dann verändert sich die Szene, das Licht schwindet und plötzlich liege ich in einem schummrigen, weiß getünchten Zimmer, das nicht meins ist. Metias löst sich in Luft auf. An diesem neuen Ort sorgt Day für mich, sein Gesicht von lichthellem Haar umrahmt, während seine Hände das Tuch auf meiner Stirn zurechtrücken. Er mustert mich aufmerksam.
    »Hey, Sarah«, sagt er. Er benutzt den falschen Namen, den er sich für mich ausgedacht hat. »Keine Sorge, hier bist du in Sicherheit.«
    Ich blinzele über den unerwarteten Szenenwechsel. »In Sicherheit?«
    »Die Polizei hat uns aufgegabelt. Sie haben uns in ein kleines Krankenhaus gebracht, nachdem sie herausgefunden haben, wer ich bin. Ich schätze, die hatten hier alle schon von mir gehört, und das kommt uns jetzt zugute.« Day lächelt mich verlegen an.
    Diesmal bin ich so schrecklich enttäuscht, Day zu sehen, so unsagbar traurig, Metias in den Untiefen meiner Träume verloren zu haben, dass ich mir auf die Lippe beißen muss, um nicht zu weinen. Meine Arme fühlen sich so schwach an. Ich hätte sie meinem Bruder wahrscheinlich sowieso nicht um den Hals schlingen können, also ist Metias davongeschwebt – weil ich ihn nicht festhalten konnte.
    Days Lächeln erstirbt – er spürt meine Traurigkeit. Er streckt die Hand aus und streicht mir über die Wange. Sein Gesicht ist so nah und in sanftes Abendlicht getaucht. Ich nehme das bisschen Kraft zusammen, das ich noch habe, und stemme mich hoch, damit er mich in den Arm nehmen kann. »Ach, Day«, flüstere ich in sein Haar und meine Stimme bricht unter all den Schluchzern, die ich so lange zurückgehalten habe. »Er fehlt mir so. Er fehlt mir so sehr. Und es tut mir so leid, das alles tut mir so leid.« Ich wiederhole sie wieder und wieder, die Worte, die ich in meinem Traum zu Metias gesagt habe und die ich für den Rest meines Lebens zu Day sagen werde.
    Day nimmt mich noch fester in den Arm. Seine Hand streichelt mir durchs Haar und er wiegt mich sanft hin und her, als wäre ich ein kleines Kind. Ich klammere mich verzweifelt an ihn, schnappe krampfhaft nach Luft und ertrinke abermals in meinem Fieber, meiner Trauer und der Leere in mir.
    Metias hat mich wieder verlassen. Wie so oft.

DAY
    Es dauert eine halbe Stunde, bis June wieder eingeschlafen ist, vollgepumpt mit irgendwelchen Drogen, die die Krankenschwester ihr in den Arm injiziert hat.

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