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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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jungen Elektor gerät ins Wanken und löst sich immer mehr auf. Heißt das etwa … Heißt das etwa, dass er Eden wirklich freigelassen hat? Ist mein Bruder in Sicherheit? Ich studiere Kaedes Gesicht. »Und du bist den ganzen Weg hierhergekommen, nur um mir das zu sagen?«, flüstere ich.
    »Klar. Und weißt du auch, warum?« Sie beugt sich zu mir vor, bis ihre Nase beinahe meine berührt. »Es dauert nicht mehr lange, dann hat Anden ganz die Kontrolle über das Land verloren. Die Leute sind so kurz davor, auf die Barrikaden zu gehen.« Sie hält Daumen und Zeigefinger wenige Millimeter auseinander. »Wenn er gestürzt wird, dann wird es nicht leicht werden, Razor davon abzuhalten, die Macht über die Republik an sich zu reißen. Im Moment kämpft Anden mit allen Mitteln um die Loyalität des Militärs, doch Razor und Commander Jameson arbeiten gegen ihn. Die Regierung ist dabei, sich in zwei Lager zu spalten.«
    »Warte mal – Commander Jameson?«, hake ich nach.
    »Auf dem Computerlaufwerk war ein Protokoll von einem Chat zwischen ihr und Razor. Weißt du noch, wie wir ihr an Bord der RS Dynasty über den Weg gelaufen sind? Razor hat es so aussehen lassen, als hätte er keine Ahnung, dass sie da sein würde. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich erkannt hat. Wahrscheinlich wollte sie dich einfach nur mit eigenen Augen sehen. Um sich persönlich davon zu überzeugen, dass du Teil von Razors Plänen bist.« Kaede zieht eine Grimasse. »Ich hätte merken müssen, dass an Razor was faul ist. Und was Anden angeht, hatte ich auch unrecht.«
    »Warum machst du dir überhaupt einen Kopf darüber, was in der Republik vor sich geht?«, frage ich. Der Wind peitscht Schnee von der Straße auf, als wollte er der Kälte in meinen Worten Nachdruck verleihen. »Und wieso ausgerechnet jetzt?«
    »Ich geb’s zu, zuerst war ich nur an dem Geld interessiert.« Kaede schüttelt den Kopf und presst die Lippen aufeinander. »Aber erstens wurde ich nicht bezahlt, weil der Plan nicht funktioniert hat. Und zweitens lautete die Abmachung nicht, dass ich das ganze Land zugrunde richten und das Schicksal der Bevölkerung direkt an den nächsten verdammten Diktator weiterreichen soll.« Dann wird ihre Stimme etwas leiser und ihr Blick geht ins Leere. »Ich weiß nicht … vielleicht habe ich ja gehofft, die Patrioten könnten mir ein ehrenhafteres Ziel in Aussicht stellen als nur Geld. Diese zwei Nationen wieder zu vereinigen vielleicht. Das wäre schön gewesen.«
    Der eisige Wind brennt mir auf den Wangen. Kaede muss mir nicht erklären, warum sie den ganzen Weg hierhergekommen ist, um mit mir zu reden. Nachdem ich das alles gehört habe, weiß ich, warum sie es getan hat. Ich erinnere mich an das, was Tess in Lamar zu mir gesagt hat. »Das ganze Land blickt auf dich, Day. Alles wartet auf deinen nächsten Zug.« Möglich, dass ich der Einzige bin, der Anden jetzt noch retten kann. Ich bin der Einzige, auf den die Menschen in der Republik hören werden.
    Wir schweigen und drücken uns in die Schatten, als zwei Polizisten an uns vorbeieilen. Schnee stiebt unter ihren Stiefeln auf. Ich sehe ihnen nach, bis sie in der Gasse verschwunden sind, durch die wir gekommen sind. Wo wollen die wohl hin?
    Während Kaede bloß weitergeht, ihren Schal wieder über den Mund gezogen, frage ich: »Was ist mit den Kolonien?«
    »Was soll damit sein?«, nuschelt sie durch die Wolle.
    »Warum lassen wir nicht einfach die Kolonien den Krieg gewinnen und die Republik einnehmen? Was wäre daran so falsch?«
    »Es ging nie darum, die Kolonien gewinnen zu lassen. Das Ziel der Patrioten ist es, die Vereinigten Staaten wiederherzustellen. Wie auch immer das bewerkstelligt werden soll.« Kaede hält inne und bedeutet mir dann, in eine andere Straße einzubiegen. Wir folgen ihr zwei Blocks weit, bevor Kaede schließlich vor einer gigantischen Reihe verfallener Gebäude stehen bleibt.
    »Was ist das denn?«, frage ich sie, doch sie antwortet nicht. Ich betrachte das Gebäude vor mir. Es ist etwa dreißig Stockwerke hoch und nimmt mehrere Häuserblocks ein. Alle paar Dutzend Meter befindet sich ein enger, dunkler Hauseingang. Wasser rinnt an den Wänden herunter, von den Fenstern und baufälligen Balkonen, und zeichnet hässliche Schimmelstreifen auf die Mauern. Der Gebäudekomplex erstreckt sich bis zum anderen Ende der Straße – aus der Luft muss er aussehen wie ein riesiger schwarzer Betonquader.
    Ungläubig starre ich darauf. Nach all den hell erleuchteten

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