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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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liegen, gut sichtbar, zwei kleine Steine – und an einem von ihnen ist eine Nachricht befestigt.
    Ich entriegele die Tür, schiebe sie ein Stück auf und reiße den Zettel von dem Stein. Dann schließe ich die Tür schnell wieder und falte das Papier auseinander. Die Worte wirken hastig hingekritzelt.
     
    Komm nach draußen. Bin allein. Notfall.
    Will euch helfen. Wir müssen reden. K.
     
    Notfall . Ich knülle den Zettel in meiner Hand zusammen. Was kann sie mit Notfall meinen? Ist im Moment nicht einfach alles ein Notfall? Gut, sie hat uns zur Flucht verholfen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihr traue.
    Keine Minute später trifft ein dritter Stein die Tür. Diesmal lautet die Nachricht:
     
    Wenn du jetzt nicht mit mir redest, wirst du es bereuen. K.
     
    Angesichts dieser Drohung steigt Wut in mir auf. Kaede könnte uns verpfeifen, weil wir die Pläne der Patrioten durchkreuzt haben. Eine Weile bleibe ich stehen und lese abermals die Nachricht in meiner Hand. Ein paar Minuten, sage ich mir. Mehr nicht. Nur um zu erfahren, was Kaede will. Dann gehe ich wieder rein .
    Ich schnappe mir meinen Mantel, hole tief Luft und gehe zur Balkontür. Lautlos lösen meine Finger den Riegel. Kalter Wind schlägt mir ins Gesicht, als ich hinausschlüpfe. Dann ducke ich mich und schiebe die Tür hinter mir ins Schloss. Wenn irgendjemand in das Zimmer will, um June etwas anzutun, dann muss er dabei schon so viel Lärm veranstalten, dass die Wachen vor der Tür es hören. Ich schwinge mich über die Brüstung und halte mich an der Kante fest. Dann klettere ich langsam abwärts, bis ich mich auf Höhe des ersten Stocks befinde. Hier lasse ich los.
    Meine Stiefel landen mit einem leisen Knirschen im weichen Schnee. Ich werfe einen letzten Blick zu Junes Zimmer hinauf und präge mir die genaue Lage des Krankenhauses ein, dann stopfe ich meine Haare in den Mantelkragen und presse mich mit dem Rücken gegen die Mauer.
    Die Straßen sind um diese Zeit still und verlassen. Ich warte eine Minute ab, bevor ich mich aus dem Schatten des Gebäudes hervorwage. Komm schon, Kaede . Mein Atem formt kleine Wölkchen vor meinem Gesicht. Mein Blick inspiziert die dunklen Ecken und Winkel rings um mich, auf der Suche nach drohender Gefahr. Aber es ist niemand hier. Du wolltest dich doch mit mir treffen. Also, da bin ich.
    »Rede mit mir«, flüstere ich vor mich hin, als ich am Gebäude entlanggehe. Ich suche die Gegend nach Straßenpolizisten ab, aber hier draußen ist niemand.
    Plötzlich bleibe ich stocksteif stehen. In einer dunklen Ecke hockt ein Schatten.
    »Komm raus«, flüstere ich laut genug, dass die Person mich hören muss. »Ich weiß, dass du da bist.«
    Kaede löst sich aus der Dunkelheit und winkt mich zu sich. »Komm mit. Schnell.«
    Sie marschiert in ein schmales Gässchen, das hinter einer Reihe schneebeladener Büsche verborgen liegt. Wir folgen der Gasse ein Stück, bis sie von einer breiteren Straße gekreuzt wird, in die Kaede abrupt einbiegt. Ich eile hinter ihr her. Meine Augen suchen jede Ecke ab. Ich präge mir jede Stelle ein, wo ich an den Häuserwänden in ein höheres Stockwerk klettern könnte, falls irgendjemand sich unerwartet auf mich stürzen sollte. Jedes Härchen in meinem Nacken ist gesträubt vor Anspannung.
    Kaede wird etwas langsamer, bis wir schließlich nebeneinander laufen. Sie trägt dieselbe Hose und dieselben Stiefel, die sie zuletzt in Pierra anhatte, doch ihre Militärjacke hat sie gegen einen Wollmantel mit Schal eingetauscht. Auch den schwarzen Streifen hat sie sich aus dem Gesicht geschrubbt.
    »Okay, mach schnell«, sage ich zu ihr. »Ich will June nicht zu lange allein lassen. Was machst du hier?« Ich achte darauf, genügend Abstand zu ihr zu halten, nur für den Fall, dass sie plötzlich ein Messer zückt oder so. Es scheint, als wären wir allein, das muss ich ihr zugutehalten, aber ich werde dafür sorgen, dass wir auf der Hauptstraße bleiben, wo ich, wenn nötig, schnell die Biege machen kann.
    Ein paar Arbeiter eilen an uns vorbei, ihre Gesichter vom Licht der Reklametafeln erhellt. Kaedes Augen funkeln vor beinahe panischer Angst, ein Anblick, der mir in ihrem Gesicht völlig fremd erscheint.
    »Ich konnte nicht zu dir raufklettern«, sagt sie. Der Schal über ihrem Mund dämpft ihre Stimme und sie schiebt ihn ungeduldig hinunter. »Dann hätten diese verdammten Wachen mich gehört. Nicht umsonst bist du der Melder von uns beiden, nicht ich. Ich schwöre dir, ich bin nicht

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