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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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murmelt sie dann. »Ich bin jedenfalls nur des Geldes wegen hier.«
    Ich erwidere nichts. Die Kolonien werden die neuen Vereinigten Staaten sein. Ist es möglich, dass der Krieg nach all diesen Jahren wirklich ein Ende haben wird? Ich versuche, mir eine Welt ohne die Republik vorzustellen – ohne den Elektor, den Großen Test, die Seuchen. Die Kolonien als Sieger. Mann, das wäre ja fast zu schön, um wahr zu sein. Und wenn wir es wirklich schaffen, den Elektor zu ermorden, könnte es noch viel früher so weit sein. Am liebsten würde ich Kaede weiter mit Fragen löchern, aber sie schneidet mir mit einer Geste das Wort ab, bevor ich etwas sagen kann, und wir laufen schweigend weiter.
    Nach ein paar Häuserblocks biegen wir ab und folgen einer Reihe von Bahngleisen ein Stück weit, das mir wie mehrere Meilen vorkommt. Schließlich bleiben wir, weit weg von den Kasernen, an einer Straßenecke im Schatten einiger zerbombter Gebäude stehen. Hin und wieder laufen einsame Soldaten an uns vorbei.
    »Im Moment finden keine Kämpfe statt«, raunt Kaede und wirft einen Blick auf die Gleise hinter uns. »Schon seit ein paar Tagen nicht. Aber bald geht es wieder los. Du wirst noch verdammt froh sein, dass du bei uns gelandet bist; keiner von den Republiksoldaten hat das Glück, sich unter die Erde verkriechen zu können, wenn die Bomben auf die Stadt niederregnen.«
    »Unter die Erde?«
    Aber Kaede hat ihre Aufmerksamkeit auf einen Soldaten gerichtet, der entlang der Gleise geradewegs auf uns zumarschiert. Ich blinzele mir das Wasser aus den Augen, um ihn genauer erkennen zu können. Seine Kleidung – eine durchnässte Kadettenjacke, deren Knöpfe zum Teil unter einem diagonalen Aufschlag verschwinden, mit einem einzelnen silbernen Streifen auf jeder Schulter – unterscheidet sich nicht von unserer. Seine dunkle Haut schimmert nass hinter dem dichten Regenvorhang und die kurzen Locken kleben ihm platt am Kopf. Sein Atem formt weiße Wolken in der Luft. Als er näher kommt, sehe ich, dass seine Augen von einem überraschend hellen Grau sind.
    Scheinbar ohne uns zu beachten, geht er an uns vorbei, doch er gibt Kaede ein kaum merkliches Zeichen: Zwei Finger seiner rechten Hand sind zu einem V gespreizt.
    Wir überqueren die Gleise und laufen ein paar Blocks weiter. Hier stehen die Gebäude enger und die Straßen sind so schmal, dass dort nicht mehr als zwei Leute nebeneinander herlaufen können. In dieser Gegend müssen einmal Zivilisten gewohnt haben. Viele der Fenster haben keine Scheiben mehr, andere sind mit zerschlissenen Lumpen verhängt. Dahinter bewegen sich bei flackerndem Kerzenlicht menschliche Schatten. Wer in dieser Stadt kein Soldat ist, verdient sein Geld wahrscheinlich mit dem, was auch mein Vater gemacht hat: kochen, Ordnung schaffen und die Truppen versorgen. Dad muss in genauso elenden Verhältnissen gelebt haben, wenn er an der Front stationiert war.
    Kaede reißt mich aus meinen Gedanken, indem sie mich unvermittelt in eine der dunklen, engen Gassen hineinzerrt. »Du musst jetzt schnell sein«, flüstert sie mir zu.
    »Du weißt schon, mit wem du hier redest, oder?«
    Sie übergeht meine Bemerkung und kniet sich am Fuß einer Hauswand vor ein metallenes Abdeckgitter auf dem Boden, dann zieht sie mit ihrem heilen Arm einen kleinen schwarzen Gegenstand aus ihrer Tasche. Damit fährt sie kurz an einer Kante des Gitters entlang. Eine Sekunde vergeht. Dann hebt sich das Gitter an zwei Angeln vom Boden und gibt den Blick auf ein finsteres Loch frei. Erst jetzt wird mir klar, dass es ein geheimer Eingang ist, der absichtlich auf alt und schmutzig getrimmt wurde. Kaede bückt sich und springt in das Loch. Ich folge ihr. Flaches Wasser spritzt unter meinen Stiefeln auf und das Gitter über uns schließt sich wieder.
    Kaede greift nach meiner Hand und führt mich durch einen Tunnel. Hier drinnen ist es muffig, es riecht nach altem Stein und Regen und rostigem Metall. Eisiges Wasser tropft von der Decke und rinnt durch mein nasses Haar. Wir gehen ein paar Meter, dann beschreibt der Gang eine scharfe Kurve und völlige Dunkelheit umschließt uns.
    »Früher gab es solche Tunnelsysteme meilenweise unter fast jeder Stadt an der Front«, flüstert Kaede in der Finsternis.
    »Ja? Und wofür waren die gut?«
    »Es gibt Gerüchte, dass diese ganzen alten Tunnel von den Menschen in den Oststaaten Amerikas benutzt wurden, um vor den Überflutungen in den Westen zu fliehen. Noch vor Ausbruch des Kriegs. Darum verlaufen auch

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