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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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oder so krank.«
    Metias überging meine Worte und legte mir ein frisches feuchtes Tuch auf die Stirn. »Und ich werde so oder so aufgenommen«, erwiderte er. Dann steckte er mir ein Stück Blutorange in den Mund. Ich weiß noch, wie ich ihm dabei zusah, als er sie für mich schälte; er machte einen langen, wohlplatzierten Schnitt in die Schale und entfernte sie dann in einem einzigen Stück.
    »Aber was ist mit Commander Jameson?« Ich blinzelte mit geschwollenen Augen. »Sie hat dir einen Gefallen damit getan, dass sie dich nicht an die Front geschickt hat ... Sie ist bestimmt böse auf dich, wenn du die Feier schwänzt. Gibt das keinen Vermerk in deiner Akte? Du willst doch wohl nicht rausgeworfen werden wie irgendein Versager von der Straße.«
    Metias tippte mir tadelnd mit dem Zeigefinger auf die Nase. »So sollst du nicht über die Leute reden, Junebug. Das gehört sich nicht. Und sie kann mich ja wohl kaum aus ihrer Einheit werfen, nur weil ich die Feier verpasst habe. Außerdem«, fügte er dann mit einem Augenzwinkern hinzu, »könnte ich mich jederzeit in ihre Datenbank einhacken und meine Akte bereinigen.«
    Ich grinste. Irgendwann würde ich auch zum Militär gehen und die dunkle Uniform der Republik tragen. Vielleicht hätte ich sogar Glück und würde auch einem richtig angesehenen Commander unterstellt, so wie Metias. Ich machte den Mund auf, damit er mir noch ein Stück Orange gab. »Du solltest öfter mal deinen Dienst schwänzen. Vielleicht hättest du sogar Zeit, dir eine Freundin zu suchen.«
    Metias lachte. »Ich brauche keine Freundin. Ich habe schon eine kleine Schwester, um die ich mich kümmern muss.«
    »Ach, komm schon. Irgendwann musst du doch mal eine Freundin haben.«
    »Mal sehen. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen wählerisch.«
    Ich hörte auf zu kauen und blickte meinem Bruder direkt in die Augen. »Metias, hat unsere Mutter sich auch so um mich gekümmert, wenn ich krank war?«
    Metias streckte die Hand aus, um mir ein paar schwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. »Na, was denkst du denn, Junebug? Natürlich hat sich Mom um dich gekümmert. Sie war darin sogar noch viel besser als ich.«
    »Nein. So gut wie du kann sich keiner um mich kümmern«, murmelte ich. Meine Augenlider wurden schwer.
    Mein Bruder lächelte. »Das ist lieb von dir.«
    »Du lässt mich doch nicht allein, oder? Du bleibst länger bei mir als Mom und Dad, nicht?«
    Metias gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Für immer und ewig, Kleines, so lange, bis du mich nicht mehr sehen willst.«

    0:01 UHR
SEKTOR RUBY
INNENTEMPERATUR: 22°C
    Ich weiß sofort, dass etwas passiert ist, als Thomas vor unserer Tür auftaucht.
    Die Lichter in den Wohnhäusern sind ausgegangen, genau wie Metias gesagt hat, und die Wohnung wird nur noch von Öllampen erhellt. Ollie bellt wie ein Wahnsinniger. Ich trage meine Trainingsuniform und eine schwarzrote Jacke, meine Stiefel sind geschnürt und meine Haare zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden. Einen kurzen Moment lang bin ich sogar erleichtert, dass es nicht Metias ist, der dort vor der Tür steht. Wenn er mich so sehen würde, wüsste er sofort, dass ich auf dem Weg zum Trainingsplatz bin. Und mal wieder nicht auf ihn gehört habe.
    Als ich die Tür öffne und Thomas mein überraschtes Gesicht sieht, hüstelt er nervös und zwingt sich zu lächeln. (Er hat einen Streifen schwarzes Schmierfett auf der Stirn, vermutlich von seinem eigenen Zeigefinger. Wahrscheinlich hat er heute Abend sein Gewehr poliert, weil seine Einheit morgen inspiziert wird.) Ich verschränke die Arme. Er tippt sich förmlich an die Mütze.
    »Hallo, Ms Iparis«, begrüßt er mich.
    Ich hole tief Luft. »Ich bin gerade auf dem Weg zum Trainingsplatz. Wo ist denn Metias?«
    »Commander Jameson bittet Sie, so schnell wie möglich zum Krankenhaus zu kommen.« Thomas zögert eine Sekunde. »Eigentlich ist es mehr ein Befehl als eine Bitte.«
    Ein hohles Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. »Warum hat sie mich dann nicht einfach angerufen?«, frage ich.
    »Sie möchte, dass ich Sie begleite.«
    »Warum denn?« Meine Stimme klingt plötzlich schrill. »Wo ist mein Bruder?«
    Jetzt ist es an Thomas, tief Luft zu holen. Ich weiß schon, was er als Nächstes sagen wird. »Es tut mir leid. Metias ist tot.«
    Die Welt um mich herum wird schlagartig still.
    Wie aus weiter Ferne sehe ich, dass Thomas noch immer redet, er gestikuliert mit den Händen und zieht mich in eine Umarmung. Ich erwidere die

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