Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
verlassen da. Obwohl die Kisten einen alles andere als appetitanregenden Duft verströmten, wurde Angela schon wieder von Hunger geplagt. Sie würde Kevin so schnell wie möglich absetzen müssen, um dann zu einem Supermarkt zu fahren und ihn leerzuessen. Sie deutete auf die andere Seite der Straße und auf die verbarrikadierte Hintertür des Lagerhauses, in dem früher offensichtlich einmal Schaumstoff aufbewahrt worden war.
    »Ob sich darin tatsächlich Blutspuren finden lassen?« fragte sie.
    »Hat Mary nicht gesagt, daß sie die ganze Schweinerei aufgewischt haben?« entgegnete Kevin.
    Angela zuckte mit den Schultern. »Du weißt, wie schlampig Monster sind. Laß uns gehen und sehen, was wir finden können. Aber ich will zuerst den Schraubenschlüssel hinten aus dem Kofferraum holen. Wir können ihn anstelle einer Brechstange benutzen, falls wir ein Schloß aufstemmen müssen.«
    »In Ordnung«, sagte Kevin. »Vielleicht sollten wir auch eine Taschenlampe mitnehmen.«
    Angela gefiel der Anblick nicht, den das Gebäude bot, die Stimmung, die es vermittelte. Es war, als hausten dort Geister, die diese schöne Welt noch nicht verlassen hatten. Aber wahrscheinlich war das alles nur Einbildung.
    »Ja«, sagte sie an Kevin gewandt. »Und versuch ein Gewehr aufzutreiben.«
    Mit erstaunlicher Leichtigkeit gelang es ihnen, in das Gebäude einzubrechen, und sie ließen die Tür hinter sich weit aufstehen. Trotzdem waren sie bald schon froh, eine Taschenlampe zu haben. Das Lager war riesig. Die Tür schrumpfte hinter ihnen zu einem winzigen Rechteck, durch das Licht fiel, ihre einzige Verbindung zu der realen Welt. Wenn ihr das Gebäude von außen schon gruselig erschienen war, so hatte sie drinnen erst recht das Gefühl, daß dies der rechte Ort war, um eine Teufelsaustreibung zu zelebrieren. Der Klang ihrer Schritte hallte gespenstisch nach. Die Luft war stickig. Ein feiner Hauch nach Schaumgummi durchzog sie, vermischt mit etwas anderem, das sie nicht definieren konnte. Der ranzige Gestank von Verfall vielleicht?
    »Hier ist es wirklich zum Fürchten, findest du nicht?« flüsterte sie.
    »Ich würde nicht herkommen wollen, wenn es dunkel ist«, meinte Kevin zustimmend. »Ich frage mich, ob es irgendwo einen Lichtschalter gibt.«
    Sie suchten danach, konnten jedoch keinen finden. Angela vermutete, daß der Strom ohnehin schon vor langer Zeit abgestellt worden war. Den Besitzern war offensichtlich nicht daran gelegen, das Lager wenigstens so weit in Ordnung zu halten, daß sie es möglichen Mietern oder Käufern zeigen konnten. Eine dicke Staubschicht bedeckte alles – den harten grauen Boden, die dunklen braunen Wände. Aber gerade der Staub war es, der ihre Suche erleichterte, denn plötzlich glitt der Strahl der Taschenlampe über eine Ecke, die vollkommen staubfrei war. Hier mußte jemand vor kurzem gewischt haben. Angela kniete sich hin, während Kevin die Lampe über ihrem Kopf hielt. Sie berührte den kalten Boden mit einer Hand und beugte sich vor, um noch besser sehen zu können.
    »Erkennst du irgend etwas?« fragte Kevin.
    Sie kroch vorwärts, strengte die Augen an. Und dann, in einem Riß, der womöglich entstanden war, weil das Gebäude langsam in sich zusammenfiel, machte sie etwas Trockenes, Dunkles, Rotes aus. Sie bedeutete Kevin, sich neben sie zu knien. Sie richteten den Strahl der Taschenlampe unmittelbar auf den Riß. Kevin kratzte etwas von dem dunklen Zeug mit seinem Nagel ab.
    »Was ist es?« fragte Angela. Ihr Herz schlug heftig.
    »Es sieht aus wie getrocknetes Blut.«
    »Herr im Himmel.«
    »Dessen Blut ist es, glaube ich, nicht.«
    »Kevin!«
    »Ich weiß, daß das eine üble Sache ist. Für Mary vielleicht eine gute. Für den Rest des Planeten eine üble.«
    Sie starrte ihn an. »Heißt das, daß du Mary ihre Geschichte abkaufst?«
    »Ich habe nur Spaß gemacht«, entgegnete er. »Ich glaube schon, daß Todd, Kathy und Jim hier vier Menschen umgebracht haben. Das macht sie unzweifelhaft zu Monstern. Aber nicht der übernatürlichen Art.«
    »Ja.« Angela nahm die Taschenlampe und verfolgte mit dem Strahl den Verlauf des Risses. Er erstreckte sich etwa fünf Meter quer durch die staubfreie Zone und war überall mit getrocknetem Blut gefüllt. Wieviel Blut haben sie vergossen, so fragte sie sich, daß es eine so große Fläche des Bodens bedeckt hat? »Mary hat das Blut nicht entdeckt, als sie hierher zurückgekommen ist«, sagte sie.
    »Vorausgesetzt, daß es auch wirklich Blut ist«, gab Kevin

Weitere Kostenlose Bücher