Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
dankte dem Wind für seine Nachricht und schickte ihn mit der strengen Versicherung in den Hof, dass Chejo sich von nun an um alles kümmern würde. Der Wind schien nicht allzu überzeugt, aber schließlich rauschte er mit verärgertem Sausen aus dem Fenster und überließ Alric der Aufgabe, sich um die anderen Brandherde zu kümmern, die bereits aufflammten.
Es gab Gerüchte von einer potenziellen Dämonenbrut in den südlichen Dschungeln der Ratskönigreiche, und einen weiteren Bericht über etwas jenseits der nördlichen Küste der Weißen Wüste. Wahrscheinlich war das nur ein Leviathan, aber trotzdem musste man der Sache nachgehen. Es gab Stapel von Berichten der Agenten aus den großen Städten, die Dämonenkult-Aktivitäten, Geldbewegungen und potenzielle Kandidaten für die Liga genauso anzeigten wie ungewöhnliche Panikreaktionen von verängstigten Geistern, denen man nachgehen musste. Und dann waren da noch die gesammelten Beobachtungen der Großen Winde und die Ausrüstungsanforderungen des Waffenmeisters der Liga. Es war immer wieder derselbe Mist, aber trotzdem musste sich jemand darum kümmern.
Er hatte die Arbeit seines Morgens ungefähr zur Hälfte beendet, als etwas mit einem Klappern auf seinen Schreibtisch geworfen wurde. Er sah auf. Es war eine verschlossene Röhre, die mit dem Siegel ihres Postens in Zarin verschlossen war. Alric runzelte die Stirn. Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Nachricht einfach auf seinem Tisch erschien. Das war Teil des Systems, mit dem die Liga schon immer dafür gesorgt hatte, dass Informationen schnell verbreitet wurden, und es war lange Zeit vor seiner Geburt eingerichtet worden. Das Ungewöhnliche war, dass Zarin einen Bericht schicken sollte, obwohl er doch ihren morgendlichen Bericht erst vor einer halben Stunde erhalten hatte. Er brach das Siegel mit dem Finger und begann zu lesen.
Angstimpuls am späten Vormittag, Fron. Geisterzerstörung, Massenpanik, vermutet fünf Wochen oder älter. Bitte um Unterstützung .
Alric las die Nachricht zweimal schnell hintereinander, bevor er das Papier losließ, sodass es sich wieder zusammenrollte. Er beugte sich vor, und die Runzeln auf seiner Stirn vertieften sich. Das war ein Problem. Ein Angstimpuls war der Liga-Ausdruck für die Welle der Dämonenpanik, die gewöhnlich das erste Warnsignal lieferte, wenn eine Dämonenbrut ihren Wirt fraß und allein als Dämon aktiv wurde. Doch Merick, sein Mann in Zarin, vermutete einen Dämon, der bereits fünf Wochen unbeschränktes Wachstum hinter sich hatte. Das war einfach unmöglich. Kein Dämon konnte fünf Wochen lang der Aufmerksamkeit der Liga entgehen – besonders nicht in einem so dicht bewohnten und zivilisierten Landstrich wie Fron. Andererseits war Merick ein erfahrenes Ligamitglied und neigte nicht zu Übertreibungen. Wenn er von fünf Wochen sprach, dann hatten sie es auch genau damit zu tun.
Alric schob die Nachricht von sich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um über seine Möglichkeiten nachzudenken. Es gab nur zwei Dämonen außerhalb des Toten Berges selbst, die auch nur ansatzweise so aktiv waren: Slorns Frau und Monpress’ Schoßdämon. Alric trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Nivel war in ihrem Tal gut aufgehoben, aber Elis Kreatur war etwas ganz anderes. Wenn sie die Quelle der Angst war, die Merick gemeldet hatte, dann würde das Ganze kompliziert. Die Weiße Dame hatte der Liga verboten, diesen speziellen Dämon zu jagen. Das hatte der Herr der Stürme absolut klargemacht, auch wenn er keine Begründung gegeben hatte und offensichtlich selbst nicht allzu glücklich über diese Entscheidung war. Trotzdem konnte die Liga eine Massenpanik in einem so dicht besiedelten Gebiet nicht einfach ignorieren. Ihre Mission war es, die Ordnung aufrechtzuerhalten, und diese Ordnung hing von schnellen vorhersehbaren Reaktionen ab. Wenn sie nicht erfolgten, könnte eine zweite, noch schlimmere Panik ausgelöst werden. Alric trommelte nachdenklich auf den Tisch und betrachtete das Problem von allen Seiten. Langsam bildete sich in seinem Kopf ein Plan.
Mit einem leisen Lächeln nahm Alric die Nachricht und schob sie unter einen Stapel anderer, bereits bearbeiteter Papiere. So mächtig sie auch war, auch die Weiße Dame konnte keine Gedanken lesen. Er besaß keinen Beweis dafür, dass die gemeldete Störung mit Monpress’ Dämon zusammenhing. Es gab keine Personenbeschreibung, keine Zeugenaussagen. Er hatte nur eine dringliche Nachricht und ein
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