Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
ich vom Rat über Eure Taten angefordert habe, erwähnt nicht ein einziger, dass Ihr mal mehr als zwanzig Standards auf einmal ausgegeben hättet.« Er hielt an und sah zu Eli. »Versteht Ihr, wohin das führt?«
Eli zuckte mit den Achseln, und der Herzog schenkte ihm ein Lächeln.
»Wie lange steht Ihr schon auf der Kopfgeldliste des Amtes?« Er zuckte mit den Achseln. »Ein wenig über drei Jahre? Ich schätze, dass Ihr in dieser Zeit Waren im Wert von ungefähr dreihundertfünfzigtausend Goldstandards des Rates gestohlen habt, ohne das einzurechnen, was aus meiner Schatzkammer gestohlen wurde.« Sein Grinsen wurde breiter. »Um diese Summe mal ins rechte Licht zu rücken, dreihundertfünfzigtausend Goldstandards sind mehr als das jährliche Steueraufkommen des Thronrates. Das ist die Zahl, die meine Aufmerksamkeit erregt hat, Herr Monpress, nicht die fünfundfünfzigtausend, auf die diese Idioten in Zarin Euren Wert festgesetzt haben.«
Eli legte den Kopf schräg. »Es klingt sehr eindrucksvoll, wenn Ihr es so ausdrückt. Ich habe es tatsächlich nie zusammengerechnet.«
Der Herzog schenkte ihm einen abfälligen Blick. »Das kann ich kaum glauben.«
Eli lächelte nur, und der Herzog sprach weiter. »Also, Herr Monpress, ich habe Eure Frage beantwortet. Jetzt muss ich darauf bestehen, dass auch Ihr mir eine Frage beantwortet.«
»Ich glaube unerschütterlich an Fairness«, meinte Eli und überschlug die Beine. »Was wollt Ihr wissen?«
Der Herzog ging zu dem einzigen offenen Fenster und sah über die Dächer und die ordentlichen grünen Felder seines Landes. »Es gibt etwas, was ich Euch fragen wollte, wenn ich Euch gefangen habe«, sagte er, und zum ersten Mal war seine Stimme nicht autoritär, sondern nur voller Neugier. »Eure Diebstähle sind immer so aufwendig, einige davon wirklich gefährlich. Ich habe Geschichten gehört, dass Ihr an Stapeln von Goldbarren vorbeigelaufen seid, nur um eine hölzerne Statue zu stehlen, einfach nur, weil sie berühmter war. Zuerst dachte ich, Ihr müsstet ein Sammler sein, aber dann geht Ihr hin und stehlt die Soldliste der gesamten Marcheron-Schifffahrtsgesellschaft.«
»Oh ja«, lachte Eli. »Da dachte ich für einen Moment, das würde mich mein Leben kosten. Diese Piraten sind wirklich geschickt mit dem Messer, und damals hatte ich meinen Schwertkämpfer noch nicht.«
»Ja, ja.« Der Herzog wandte sich um und sah Eli direkt in die Augen. »Aber ich will wissen, warum. Warum stehlt Ihr diese Dinge? Offensichtlich geht es nicht ums Geld. Ihr müsstet schon seit Jahren mehr Geld haben, als ein einzelner Mann in seinem Leben ausgeben kann.«
»Unterschätzt nicht, wie viel ein Mann ausgeben kann«, sagte Eli mit einem leisen Lachen.
»Wenn Ihr auch nur die Hälfte von dem ausgebt, was Ihr stehlt, wärt Ihr Euer eigenes Wirtschaftssystem«, erklärte der Herzog verächtlich. »Ihr könnt die Masche des eingebildeten Jungen aufgeben. Ihr habt hier kein Publikum. Sagt mir einfach die Wahrheit. Warum stehlt Ihr, was Ihr stehlt? Warum lebt Ihr dieses« – er hielt inne, um nach dem richtigen Wort zu suchen – »Vagabundenleben? Ihr seid offensichtlich intelligent, ehrgeizig und noch dazu ein mächtiger Magier. Also warum? Was ist Euer Motiv? Warum tut Ihr es?«
»Nun«, sagte Eli langsam. »Zum einen macht es Spaß. Ein Mann muss doch etwas mit seinem Leben anfangen. Und was das Motiv angeht, ist meines größer als das der meisten. Diese fünfundfünfzigtausend, die Ihr vorhin als ›nicht uninteressant‹ bezeichnet habt? Ich finde diese Summe eher lächerlich. Diese winzige Zahl erfüllt noch nicht mal ein Zehntel meines Ehrgeizes.« Eli grinste den Herzog an, lehnte sich vor und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Eines Tages wird der Kopf auf meinen Schultern eine Million in Gold wert sein.«
Der Herzog kniff die Augen zusammen. »Ich hatte gesagt, Ihr seid ehrgeizig, aber jetzt habt Ihr bewiesen, dass Ihr auch dem Wahn verfallen seid. Eine Million in Gold? Dann wärt Ihr mehr wert als vier Königreiche zusammen. Der Thronrat würde eine solche Summe nie erlauben. Eine solche Summe könnte das Mächtegleichgewicht auf dem Kontinent verschieben. Es ist ein unmögliches Ziel.«
»Vielleicht«, meinte Eli mit einem Nicken, »aber trotzdem ein eindrucksvolles, oder?«
»Aber Ihr müsst mir immer noch die Frage nach dem Warum beantworten«, erwiderte der Herzog. »Warum wollt Ihr ein Kopfgeld in dieser Höhe?«
Eli zögerte und trommelte
Weitere Kostenlose Bücher