Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
umklammerte. »Ich habe Josef immer gesagt, wenn es eine Spiritistin gibt, die einen klugen Kopf auf den Schultern trägt, dann ist das Mira…«
Er wurde vom Klicken eines Schlosses unterbrochen. Eli sah nach unten. An der Hand, mit der er Mirandas schüttelte, lag jetzt eine Handschelle um sein Gelenk, während Miranda die andere Schelle um ihr eigenes Handgelenk legte. Es war eine der Schellen von dem Gestell an der Wand, und sie wurde mit einem der Schlüssel von dem Bund verschlossen, den er ihr gegeben hatte. Anschließend warf sie den gesamten Bund in den Brunnenschacht.
»Eli Monpress«, sagte sie und grinste wie ihr Geisterhund, »von nun an unterstehst du der Gerichtsbarkeit des Geisterhofes.«
Eli sah auf sein Handgelenk herunter und bewegte testweise die Hand innerhalb des engen, scharfen Metallbandes. »Das war ein schmutziger Trick.«
Miranda lächelte nur weiter. Sie streckte die Hand aus, und Mellinor warf sich gegen die äußere Wand des Gefängnisses. Mit dem kreischenden Geräusch von Metall auf Stein fiel die Tür, und Mellinor kehrte zu Miranda zurück. Das zusätzliche Wasser, das er gesammelt hatte, ließ er in dem Schacht von Mirandas Zelle zurück.
Eli beobachtete, wie die Schlüssel unter einer Schicht von dreckigem, vergiftetem Wasser verschwanden. »Ein sehr schmutziger Trick«, grummelte er, als sie ihn in den Flur zerrte.
»Ich will nichts hören«, sagte sie, während sie, geleitet von Mellinors Licht, schnell und leise voranschritt. »Du bist der Meister der schmutzigen Tricks.«
»Ich dachte, du wärst über solche Dinge erhaben«, meinte er und ließ sich von ihr ziehen. »Und du weißt, dass es nicht funktionieren wird.«
»Vielleicht nicht allzu lange«, erwiderte sie, »aber wenn ich dich auch nur eine Stunde unter Kontrolle halten kann, war es das schon wert.« Sie hielt vor einer weiteren Tür an, diesmal aus Holz, die den gesamten Gang blockierte. Natürlich war sie verschlossen, mit einem Vorhängeschloss, das dem an ihrem Zellengitter sehr ähnelte.
»Nun«, sagte Eli. »Ich bezweifle, dass dein kleiner Spritzgeist hier noch genug Wasser hat, um auch diese Tür zu sprengen. Wenn wir doch nur die Schlüssel noch hätten!«
Miranda brachte ihn mit einem Rippenstoß zum Schweigen, dann drückte sie ihr Ohr gegen die Tür. Sie konnte auf der anderen Seite Schreie hören – Schreie und das Trillern von Pfeifen. Doch die Wachen schienen nicht in ihre Richtung zu kommen. Sie beugte sich gerade vor, um das Schloss genauer zu inspizieren, als sich die Tür leicht bewegte. Miranda zuckte zusammen, schlug Eli die Hand auf den Mund und drückte sie beide gegen die Wand. Die Tür wackelte wieder, dann erklang ein fast unhörbares Klicken, und das Schloss öffnete sich.
Miranda dimmte Mellinors Licht fast bis zur Dunkelheit herunter, dann griff sie nach oben, um eine unentzündete Fackel aus dem Wandhalter über sich zu nehmen. Als die Tür aufschwang, schwenkte sie die Fackel wie einen Knüppel. In dem Moment, in dem ein Kopf sichtbar wurde, wappnete sie sich und schlug mit aller Kraft mit ihrer improvisierten Waffe zu.
Doch eine Sekunde, bevor das Holz mit dem Kopf in Berührung kam, duckte sich ihr Zielobjekt weg. Die Gestalt, die im dunklen Flur lediglich ein Schatten war, wirbelte herum und packte gleichzeitig ihren Arm. Ihr blieb kaum Zeit für ein Keuchen, da lag sie schon mit auf dem Rücken gedrehtem Arm auf dem Boden, das Knie des Fremden im Rücken.
»Nun«, flüsterte eine kultivierte Stimme über ihr. »Eli, wieso lässt du die Dame vorangehen?«
Der Druck verschwand von Mirandas Rücken, und sie fühlte einen Zug an der Kette, als Eli sich neben ihr auf dem Boden herumrollte.
»Vorangehen lassen?«, zischte der Dieb. »Was glaubst du, wessen Idee das war?«
Der Mann, wer auch immer er war, ignorierte Eli vollkommen. Stattdessen streckte er Miranda eine Hand im schwarzen Handschuh entgegen, um ihr auf die Beine zu helfen.
»Ich möchte mich entschuldigen, meine Liebe«, sagte er freundlich. »Dieser Junge hat nie Manieren gelernt.«
Miranda ergriff vorsichtig und vollkommen verwirrt die Hand. Dann hob sie den Kopf und entdeckte einen großen dünnen Mann im mittleren Alter mit einem attraktiven, kultivierten Lächeln, der Kleidung in allen Schattierungen von Schwarz trug.
»Giuseppe Monpress«, sagte er, bevor sie auch nur zu Wort kam. »Ihr müsst Miranda sein. Gin hat uns alles über Euch erzählt.«
»Gin?«, fragte sie hoffnungsvoll. »Ist er hier?
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