Legenden d. Albae (epub)
Caphalor. »Sinthoras gebührt …«
»Das sagtest du bereits«, unterbrach ihn der Unauslöschliche unwirsch. »Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du dich etwas zu ruhig verhältst. Meine Schwester und ich wissen, dass du nicht der Alb bist, der nach vorne drängt, sondern seine Aufgaben mit Bedacht und besonnen erledigt. Aber etwas mehr Selbstbewusstsein angesichts dieser heldenhaften Taten stünde dir gut zu Gesicht.«
»Danke, Unauslöschlicher.« Caphalor verneigte sich tief.
»Und mir wäre es zudem lieber gewesen«, setzte der Unauslöschliche nach, »wenn wir einen Beweis für den Pakt mit dem Dämon hätten. Ich vertraue euch beiden, Sinthoras und Caphalor, doch es geht um die wichtigste Rolle in einem Feldzug. Ohne die Macht des Wesens stehen wir vor dem Tor der Unterirdischen und werden es nicht öffnen können. Die Katapulte der Zwerge werden unser Volk und die Vasallentruppen in aller Ruhe unter Beschuss nehmen und vernichten, ohne dass wir etwas dagegen zu tun vermögen.«
»Er wird kommen, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind«, beteuerte Sinthoras fest. »Wenn ich meine Stimme erhebe, erscheint er.«
Nagsar Inàste bewegte sich, der Stoff raschelte. »Wenn dir nun aber etwas zustoßen würde, ehe wir die Heere versammeln – wie können wir den Dämon dann zu uns rufen?«, verlangte sie unzufrieden zu wissen. Aus dem Honig in ihrer Stimme war Säure geworden. »Wir müssen uns dagegen absichern, Sinthoras. Also: Nenne uns die Worte.«
Sinthoras hoffte sehr, dass Caphalor genügend Selbstbeherrschung besaß, um nicht in lautes Lachen zu verfallen, wenn er das Geheimnis gestand. »Kein Wort vermag das Wesen zu rufen. Meine Stimme ist es. Meine Stimme und eine albische Weise.«
»Was
?«,
rief das herrschaftliche Geschwisterpaar gleichzeitig. Nagsar Inàste war sogar von ihrem Thron aufgesprungen, wie er an den Stiefeln und dem Schwingen des Überwurfs erkannte.
»Vergebt mir, doch es lag nicht in meiner Absicht, dass es so kommt.« Seine Bekräftigung klang sogar in seinen Ohren lahm. Es war der perfekte Angriffspunkt für seinen Rivalen, der sich nun herausreden und ihm allein die Schuld an dem Unfug geben konnte.
Und schon vernahm er Caphalors Stimme. »Sinthoras spricht die Wahrheit«, hörte er ihn sagen.
Vor Verblüffung öffnete sich Sinthoras’ Mund ein wenig.
Er steht mir bei
?
!
»Im Gegensatz zu mir beeindruckte er den Dämon mit seiner Darbietung. Es scheint eine Kreatur mit künstlerischem Verstand oder doch zumindest gutem Hörvermögen zu sein«, redete Caphalor weiter. »Wir haben alles versucht, ihm angeboten, einen Boten zu senden, Nachrichtentauben, was auch immer. Er bestand darauf, dass er nur erscheinen würde, wenn Sinthoras singt.«
Die Herrscher schwiegen.
Die Zeit verstrich langsam, viel zu langsam nach Sinthoras’ Geschmack.
Was werden sie sagen
?
Er sah seine Segnung in Rauch aufgehen. Der Qualm mischte sich mit den Schwaden, die einmal sein Ansehen in Dsôn Faïmon gewesen waren. Seine Verdienste, sein Einfluss, seine Freunde lösten sich auf.
»Es war ein Fehler«, tadelte Nagsar Inàste.
»Ein sehr großer Fehler«, sprach ihr Gemahl und Bruder.
»Euer
beider
Fehler«, sagte sie, weder Säure noch Honig in der Stimme. »Fortan wirst du, Caphalor, das Leben und den Leibvon Sinthoras mit deinem eigenen Dasein beschützen«, bestimmte die Unauslöschliche nüchtern. »Ich gebe dir dafür zehn meiner besten Krieger, die ausschließlich deinem Befehl unterstehen. Sie werden tun, was immer du von ihnen verlangst. Solltest du scheitern, wirst du, wird deine Familie, deine ganze Linie, dein Hab und Gut, werden deine Sklaven und Diener ausgelöscht werden. Dein Blut wird nicht länger Bestandteil der Ewigkeit sein.«
»Ich bin Euer gefügiger Diener«, sagte Caphalor unverzüglich.
»Doch eure herausragenden Leistungen sollen nicht vergessen werden. Ihr beide«, sprach Nagsar Inàste, »seid hiermit zu den Befehlshabern der Truppen erkoren, welche gegen Tark Draan ziehen. Stellt euch Heere zusammen, beweist uns euren Sinn für Taktik, und dann marschiert los und beschert uns den größten aller Triumphe: das Ende der Elben!« Ein schwarzer Samthandschuh senkte sich in Sinthoras’ Blickfeld und überreichte ihm ein zusammengerolltes Pergament sowie ein Abzeichen aus Tionium mit silbernen Intarsien. Es waren die Insignien eines Nostàroi, das höchste Feldabzeichen eines albischen Heeres.
Nagsar Inàste selbst hat mir die
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