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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die anderen Sklaven erfahren und später durch Beobachten erkundet, sich Notizen und Skizzen gemacht und gelernt.
    Raleeha verließ das Schlafgemach und begab sich in das Ruhezimmer, das sie betreten durfte. Sie öffnete die hohen Fenster, um Luft und Geräusche hineinzulassen. Von draußen vernahm sie Kinderstimmen, die riefen und lachten. Nicht anders, als es bei ihr zu Hause gewesen war. Es roch frisch, nach Ostwind und Eingebung. Die Zeichen standen günstig, sie mit ihrer alten Aufgabe unter neuen Begebenheiten vertraut zu machen.
    Raleeha verließ den Ruheraum und ging die Treppe nach oben, in das Atelier, in dem ihr Gebieter zu malen pflegte. Noch immer hatte sie es nicht gewagt, ihm ihre eigenen Werke zu zeigen, weil sie sich dabei gleich einem Kind vorkam, das einem Erwachsenen seine gekrakelten Schmierereien vorlegte. Und solange er wütend auf sie war, kam es sowieso nicht infrage.
    Sie übte einmal mehr vor den hohen Regalen den Griff nach Tiegeln, nach Pinseln, nach großen und kleinen Behältnissen, balancierte auf der Leiter, um sich an ihre verantwortungsvolle Tätigkeit im blinden Zustand zu gewöhnen. Sie orientierte sich an den Gerüchen der Farben, Pigmente und weiteren Zutaten. Anfangs hatte sie geglaubt, sie würde es niemals lernen, doch es fiel ihr immer leichter.
    Raleeha wurde immer sicherer, den ganzen Tag verbrachte sie an den Regalen, bis ihre Arme und Beine vor Erschöpfung zitterten und sich ihre Finger nicht mehr um die Sprossen der rollbaren Leiter schließen wollten. Zudem taten ihre Augenhöhlen weh, und sie litt Hunger und Durst.
    Erschöpft, doch zufrieden kehrte sie in die Gesindeküche zurück, wo das Abendbrot auf sie wartete: die Reste der Suppe.
    »Da ist sie ja«, wurde sie von Kaila begrüßt. »Wir haben einenNeuen, einen Frischfang. Er wurde eben abgeliefert. Los, stell dich vor.«
    »Guten Tag«, hörte Raleeha eine junge männliche Stimme unsicher sagen. »Ich bin Quanlot von der Familie Sratin.« Er nahm ihre Hand und schüttelte sie vorsichtig.
    Kaila lachte auf. »Was du nicht sehen kannst: Quanlot ist gerade mal zwölf Menschenjahre und sehr schmal.«
    »Dürr«, rief Wirian. »Rappeldürr ist er! Ein Besenstiel mit Haaren dran!« Die Menschen lachten laut, einige schlugen mit den Löffelstielen auf den Tisch. Raleeha fand das Benehmen schrecklich.
    »Weil unser junger Knabe mehr ein Skelett als ein Mensch ist, wurde er von Sinthoras für das Säubern der Kamine, Schächte und Abwasserrohre des Hauses gekauft«, erklärte Kaila und klang mitleidig, als sie sagte: »Nur halbe Portionen für dich, Junge. Wenn du zunimmst, wirst du verkauft, und mit mir macht der Alb sonst was.«
    Raleeha tastete sich an den Stühlen entlang zu ihrem Platz. Sie wusste von der Familie Sratin, dass sie nichts gut konnten, außer zu betrügen und zu stehlen. »Was wolltet ihr denn von mir?«
    »Du kannst ihm am besten erklären, wie es bei den Schwarzaugen läuft«, meinte Wirian zu ihrer Linken.
    »Will er es denn überhaupt wissen?«, hakte sie ein.
    »Doch«, kam es von Quanlot. »Je mehr ich weiß, umso länger lebe ich. Um ihnen zu entkommen.«
    Die trotzige Antwort ließ die Menschen erschrocken verstummen. Niemand rührte sich.
    Dann klatschte es laut, und Quanlot stöhnte.
    »Sag so etwas nie wieder«, sprach Kaila bedächtig. »Höre ich noch ein einziges Wort über Flucht, werde ich dich dem Alb melden.«
    »Aber   …«, stotterte der Junge.
    »Eine Flucht auch nur zu erwähnen, wird normalerweise mitdem Tode bestraft«, sagte Raleeha, die als Einzige zu essen begonnen hatte. »Und es ist kein schneller Tod«, fügte sie hinzu. »Das Sterben soll Strafe und keine Erlösung sein.«
    »Du klingst schon wieder wie eine von ihnen«, sagte Kaila halb entsetzt. »Mach dem Kleinen nicht mehr Angst als nötig.«
    Raleeha schluckte die dicke, muffige Suppe und hätte viel lieber von den Speisen des Gebieters gegessen. »Hör zu, Quanlot von der Familie Sratin. Der Staat der Albae wird beherrscht von den Unauslöschlichen, einem Herrscherpaar, die ihre Entscheidungen gemeinsam fällen, indem sie sorgfältig abwägen und Gutes und Schlechtes exakt ausloten. Dass es Bruder und Schwester sind, stört die Albae nicht. Und im Gegensatz zu meinem und deinem Barbarenvolk kennen die Albae keine Klassengesellschaft. Zwischen Mann und Frau herrscht Gleichberechtigung wie zwischen den verschiedenen Berufen und Professionen, wobei es den Kriegern zukommt, die Übrigen zu beschützen.« Sie nahm

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