Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
gesteckt. Die in dem Loch versteckte Zinndose war während seiner Gefangenschaft nicht entdeckt worden, denn sie hatten ihre Lizenz für ein Jahr im Voraus bezahlt, und kein anderer Goldgräber durfte auf ihrem Stück Land arbeiten. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war es eine große Erleichterung gewesen, dass sein Vermögen nicht angetastet worden war.
    Howard begleitete Hina zur Mimosa . »Es ist wohl Zeit, sich zu verabschieden«, sagte er und schüttelte Hina die Hand. »Vielleicht besuche ich dich eines Tages und seh mir dein Tahiti an.«
    »Das würde mich sehr freuen, und meiner Familie wäre es eine Ehre, dich zu bewirten.« Hina ging das Herz über vor Zuneigung. »Vielen Dank für deine Freundlichkeit und Loyalität, besonders aber dafür, dass du mir geglaubt hast.«
    Verlegen scharrte Howard mit dem Stiefelabsatz über das Pflaster. »Du musst dich nicht bedanken. Dafür sind Freunde da.« Sein runzliges Gesicht erhellte sich. »Ich wünsche dir alles Gute, Kumpel, und ich hoffe, das Mädchen wartet noch auf dich. Es wäre dumm, wenn nicht. Du bist ein guter Mann.«
    Hina nahm seine Tasche und war im Begriff zu gehen.
    »Bevor du gehst, habe ich noch etwas für dich.« Noch immer peinlich berührt, zog er eine lange Schatulle aus seiner Tasche. »Du musst mir versprechen, sie erst zu öffnen, wenn du abgelegt hast.«
    Hina versprach es, ärgerte sich jedoch, dass er kein Geschenk für seinen Freund hatte. Howard tat seine Entschuldigung mit einem Achselzucken ab, hob die Hand zum Abschied und war bald im Gedränge verschwunden.
    Hina stieg die Gangway hinauf und stellte sich an Deck. Die Kutsche war fort, und von einem großen Mann mit Zylinder und Stiefeln mit Absätzen gab es keine Spur. Er steckte die Schatulle in die Tasche und suchte seine Kabine. Das Mindeste, was er tun konnte, war, sich an sein Versprechen zu halten und zu warten, bis er auf hoher See war, bevor er sie öffnete.
    Unter einem sternenklaren Nachthimmel sah Hina, wie der Wind die Segel blähte, und er spürte das Stampfen und Rollen der Mimosa unter den Füßen. Er schaute auf den fernen Horizont, und in seiner Aufregung glaubte er beinahe den Duft von Tahiti im Wind wahrzunehmen.
    Er setzte sich aufs Vorderdeck und öffnete vorsichtig die Schatulle. Howards Bowiemesser lag neben der türkisfarbenen Gürtelschnalle, und als er sie untersuchte, merkte er, dass unter dem Bett aus Seidenpapier noch etwas lag. Er hob das Papier an und riss die Augen weit auf. Im Mondlicht schimmerte die Uhr, der Diamant funkelte, und als er den Begleitbrief las, kamen ihm die Tränen:
    Diese Uhr gehört rechtmäßig Dir, und ich weiß, dass Du gut darauf aufpassen wirst. Es ist eine Ehre, Dich Freund nennen zu dürfen, und ich hoffe, dass wir uns wiedersehen werden.
    Bis dahin, lebe wohl, Hina,
    Howard Repton der Dritte
    Hina faltete den Brief zusammen, klappte die Uhr auf und schaute sich das Porträt an. »Wir fahren nach Hause, Lianni, und du sollst von nun an endgültig bei deiner Familie bleiben.«
    Tibooburra, im Norden von New South Wales, Februar 1856
    Kumali hatte jegliches Zeitgefühl verloren, und es war ihr inzwischen gleichgültig, was mit ihr passierte. Vielen erging es genauso wie ihr in dem Lager, das weitab von der Ansiedlung lag und Place of Heap of Rocks , Ort der Steinhaufen, genannt wurde. Obwohl sie die Qual teilten, dass man ihnen ihre Kinder entrissen hatte, sprachen sie nur selten darüber. Die Gefühle in Worte zu fassen war zu schmerzhaft. Daher saßen sie jeden Abend stundenlang zusammen und starrten auf den Weg, der hierherführte, als könnten sie ihre Kinder mit schierer Willenskraft zurückholen.
    Sie waren an einem trostlosen Ort. Der Boden war so steinig, dass kein Grashälmchen wachsen konnte. Der Fluss war nur ein Rinnsal und lieferte das Trinkwasser, und der einzige Baum auf dem Gelände war vom Blitz getroffen und so verdorrt wie die vielen Meilen der Leere ringsum. Eine Reihe Blechhütten bot einen fragwürdigen Schutz innerhalb des hohen Stacheldrahtzauns, und ohne die Kinderstimmen wurde die tödliche Stille nur vom sich verschiebenden roten Sand und dem Krächzen der Krähen durchbrochen.
    Die Männer, die sie hergebracht hatten, waren verschwunden und durch andere ersetzt worden, die sie bewachten. Jeden Tag im Morgengrauen mussten sie sich aufstellen. Dann wurden sie zur Arbeit in die weiße Stadt geschickt, die man rings um die Goldgruben aus dem Boden gestampft hatte.
    Kumali war dem Eigentümer des

Weitere Kostenlose Bücher