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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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angemeldet, und seine Ferien würde er in Zukunft auf dem Familiensitz in Cornwall verbringen.
    »Ich hoffe nur, dass ich da reinpasse«, murmelte er vor sich hin. Sein Lächeln stellte sich wieder ein, als ihm klar wurde, dass diese Zukunftspläne auch ihr Gutes hatten. Ein ganzer Ozean würde dann zwischen ihm und Tante Gertrude liegen.
    »Frederick! Deine Mama wartet. Beeil dich!«
    Seufzend legte er den Kamm weg. Er betrachtete sein Spiegelbild in der Hoffnung, vor dem strengen, prüfenden Blick seiner Tante zu bestehen. Sehnsüchtig schaute er aus dem regennassen Fenster auf das Baumhaus. Dort war seine Zuflucht, sein Piratenschiff und seine Schatzkammer – ein idealer Platz für die Beute, die er kurz zuvor entdeckt hatte. Enttäuschung brannte in ihm. Wenn Gertrude ihm doch nur noch ein paar Minuten Zeit ließe …
    »Frederick, komm auf der Stelle herunter!«
    Er stöhnte verzweifelt auf, schnappte sich den Zylinder und eilte aus dem Zimmer.
    Seine Mutter, Amelia Cadwallader, strahlte in einem ihrerneuen Kleider, welche die Schneiderin vor Ort nach einer Reihe aus London importierter Modezeichnungen genäht hatte. Die Wirkung wurde jedoch durch Amelias nervösen Ausdruck zerstört. Sie stand mit unruhigem Blick neben Gertrude, drehte den zusammengefalteten Sonnenschirm und lächelte ihren Sohn verstört an.
    Gertrude musterte ihn, ihren blauen Augen entging nichts. Freddy nahm Haltung an und wagte nicht, dem humorvollen Aufblitzen in den Augen seines Vaters zu begegnen, denn er wusste, dann wäre er in Gelächter ausgebrochen, was ihm ein weiteres Zwicken am Ohr eingetragen hätte.
    »Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass du wenigstens die Spinnweben entfernt hast«, schnaubte Gertrude. »Aber du siehst noch immer aus wie ein Gassenjunge. Es ist zum Verzweifeln.«
    Amelia warf ihm einen mitfühlenden Blick zu, bevor sie aus der Haustür und die Treppe hinunter zur geschlossenen Kutsche sauste; ihre weiten Röcke und Schultervolants blähten sich wie Segel im Wind.
    Freddy riskierte einen kurzen Seitenblick auf seinen Vater, während sie seiner Mutter dicht auf den Fersen folgten. Oliver Cadwallader zwinkerte ihm zu, und er musste grinsen.
    »Du siehst sehr adrett aus«, murmelte Oliver und verzog das Gesicht, als er seine enge Weste lockerte. Mit seinen achtundvierzig Jahren war er korpulent geworden, sein braunes Haar und der Schnurrbart waren reichlich mit Grau durchsetzt. »Mach dir nichts aus deiner Tante, mein Sohn! Sie meint es nicht so.«
    Freddy war anderer Ansicht, aber schlau genug, nichts zu entgegnen. Wenn Mutter bloß öfter für mich eintreten würde!, dachte er wehmütig. Seit Gertrudes Eintreffen vor drei Jahren achtete sie immer weniger auf seine Belange und war beinahe nur noch ein Schatten der reizenden, liebenswerten und liebevollen Mutter, die sie einst gewesen war.
    »Meine Stiefschwester will nur einen guten Eindruck auf unseren Bruder und seine Frau machen«, sagte Oliver ruhig, »aber sie wird bald feststellen, dass Harry und Lavinia sich nicht die Bohne um die äußere Erscheinung scheren.«
    »Freust du dich darauf, deinen Bruder wiederzusehen, Vater?« Sie warteten auf der Veranda, bis Amelia sich in der Kutsche eingerichtet hatte, da ihre ausladenden Röcke einen ganzen Sitz und den größten Teil des Bodens in Anspruch nahmen.
    Oliver lächelte. »Natürlich. Ich habe Harry seit Jahren nicht gesehen, und Briefe ergeben kein geschlossenes Bild, oder?«
    Freddy wusste es nicht – er hatte noch nie einen Brief erhalten. »Es muss seltsam sein, einen Bruder zu haben, den man nur selten sieht. Trotzdem ist es wahrscheinlich besser, als gar keinen Bruder zu haben.«
    Oliver hatte die Wehmut in seiner Stimme offenbar bemerkt, denn er versetzte seinem Sohn lächelnd einen zarten Kinnhaken. »Bald wirst du deinen Vetter Charlie haben, der die Lücke ausfüllt. Aber sei gewarnt, Freddy: Brüder sind nicht immer die besten Freunde. Sie kämpfen und streiten, und die Konkurrenz zwischen ihnen kann zeitweise ziemlich hitzig sein. Harry war allerdings ein liebenswerter Kerl, ein guter Kumpel, als wir noch klein waren.« Er schaute abwesend in die Ferne. »Seine Gesellschaft hat mir gefehlt.«
    »Was steht ihr da noch rum?«, bellte Gertrude. »Ihr seid schon spät genug dran.«
    »Ja, beeilt euch! Ich fürchte, ich erkälte mich, wenn ich hier noch länger sitze«, fügte Amelia gereizt hinzu.
    Freddy und sein Vater tauschten wissende Blicke. Der Tag würde sehr lang

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