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Legion der Morgenroete

Legion der Morgenroete

Titel: Legion der Morgenroete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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der Nähe des Palasts, wo der Kampf wütete. Promp hatte seine Hunde noch nicht herangebracht. Er wollte abwarten, was Kalans Maschine erreichte, ehe er einen offenen Sturm auf die Palasttore wagte. Das gewaltige Bauwerk sah durchaus so aus, als könnte es jeden Angriff überstehen, ja, als würde es selbst das Ende der Welt überdauern. Es hob sich Stufe um kunstvoll ausgearbeitete Stufe in den tiefhängenden Himmel. An vier Außenseiten strebten gewaltige Türme in die Höhe, die in einem ungewöhnlichen goldenen Licht glühten. Groteske Basreliefs, die Szenen aus Granbretaniens glorreicher Vergangenheit darstellten, zierten es, und es leuchtete in tausend grellen, einander schneidenden Farben. Von hinter und über seinem Schutz von gigantischen Toren aus dreißig Fuß dickem Stahl schien es verächtlich auf die so sinnlos kämpfenden Menschlein herabzusehen.
    Selbst Meliadus empfand einen momentanen Zweifel, als er es betrachtete, doch dann widmete er seine Aufmerksamkeit erneut Kalans Waffen. Aus der Masse von Drähten und Röhren schob sich ein riesiger Trichter, der in etwa an eine titanische Trompete erinnerte. Dieser Trichter schaute in Richtung der Palastmauern, wo sich die feindlichen Soldaten - hauptsächlich vom Heuschrecken-, Schweine- und Fliegenorden - dicht an dicht drängten. Außerhalb der Stadt sammelten sich Abteilungen anderer Orden, um Meliadus' Truppen von hinten anzugreifen. Er wußte deshalb, daß das Zeitelement von größter Wichtigkeit war. Gelang es ihm, einen Sieg an den Palasttoren davonzutragen, konnte er hoffen, daß zumindest ein Teil der Krieger in seinem Rücken zu ihm überlaufen würden.
    „Sie ist bereit", erklärte ihm Kalan.
    „Dann setzt sie ein. Nehmt euch die Soldaten zum Ziel, die die Mauern bemannen."
    Kalan nickte, und seine Schlangen justierten die Waffe. Dann trat er vor und legte die Hand auf einen großen Hebel. Nach einem kurzen Blick auf den fahlen Himmel, wie in einem lautlosen Gebet, drückte er den Hebel herunter.
    Die Maschine erbebte. Dampf stieg von ihr auf. Sie rumpelte und zischte, und aus ihrem Trichter wuchs eine gigantische, pulsierende grüne Blase, von der unvorstellbare Hitze ausging. Die gespenstische Kugel löste sich aus dem Lauf und schwebte langsam auf die Palastmauer zu.
    Meliadus beobachtete sie fasziniert. Er sah, wie sie die Mauer erreichte und sich auf eine Gruppe von etwa zwanzig Soldaten herabließ. Zufrieden registrierte er, daß ihr Gebrüll abrupt verstummte, als sie sich in dem heißen grünen Zeug wanden und schließlich völlig verschwanden. Der grüne Hitzeball rollte an der Mauer entlang und verschluckte seine Opfer, bis er plötzlich platzte und grüne Flüssigkeit zähklebrig die Mauer hinunterfloß.
    „Es ist geplatzt! Es funktioniert nicht!" schrie Meliadus wütend.
    „Geduld, Meliadus, Geduld!" rief Kalan. Seine Männer drehten die Waffe um ein paar Grad. „Sehr her!" Wieder drückte er den Hebel herunter, wieder zischte und bebte die Maschine, und wieder formte sich eine gewaltige grüne Blase im Trichter. Auch sie schwebte zur Mauer und wälzte sich über eine andere Gruppe von Kriegern, und weiter und weiter. Diese rollte, bis kaum noch ein Soldat auf der Mauer übrigblieb, ehe auch sie schließlich platzte.
    „Nun schicken wir sie über die Mauer." Kalan kicherte und drückte erneut auf den Hebel. Diesmal wartete er nicht ab. Kaum hatte eine der grünen Kugeln den Trichter verlassen, drückte er wieder und schickte die nächste ab, bis zumindest zwei Dutzend der heißen Bälle über die Mauer und hinunter in den Innenhof dahinter geschwebt waren. Er werkte wie ein Wahnsinniger und war völlig in seine Arbeit vertieft, als die Maschine plötzlich heftig zitterte und zischte und ihre fast unerträgliche Hitze abdampfen ließ.
    „Diese Mixtur zerfrißt alles!" rief Kalan aufgeregt. „Alles!" Er hielt einen Augenblick inne und deutete. „Schaut, was sie mit den Mauern macht!"
    Das klebrige Zeug fraß sich tatsächlich in den Stein. Gewaltige Brocken der so kunstvoll behauenen Mauer lösten sich und polterten in die Tiefe und zwangen die Angreifer, zurückzuspringen. Die Mixtur bahnte sich einen Weg durch den Stein, ähnlich kochenden Öls in Eis, und ließ große Lücken in der Verteidigung zurück.
    „Aber wie sollen unsere Krieger da hindurch?" gab Meliadus zu bedenken. „Dem Zeug ist es doch egal, was es zu fressen kriegt!"
    „Keine Angst", beruhigte ihn Kalan. „Die Lösung verliert schon nach wenigen Minuten

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