Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
Gegenwart tat. Das Schwert ihres Gatten steckte noch halb in der Scheide, doch Zna-yats Klinge drückte sich schon an seinen Hals. »Wieso gehorchen dir diese Söhne?«, fragte sie.
    »Ich bin eine Mutter«, sagte Dar.
    »Muth’la leitet sie an«, sagte Zna-yat. »Wir achten ihre Klugheit.«
    »Niemand kämpft«, sagte die Mutter. »Ich komme zurück. « Sie verschwand wieder in dem Gebäude.
    Während Dar gespannt wartete, versuchte sie sich alles in Erinnerung zu rufen, was sie über die höfischen Sitten der Orks wusste. Sie bedauerte, diesem Thema nicht mehr Beachtung geschenkt zu haben. Das Wenige, was sie erfahren hatte, wäre bestimmt bald lebenswichtig. Wie viel von ihrem Wissen konnte sie wohl anwenden?
    Bevor die Mutter zurückkehrte, fiel Dar ein kleines Steingebäude auf, das abseits im Dunkeln stand. Eine Wand fehlte, deswegen sah man, was es beherbergte: ordentlich aufgestapelte Menschenschädel. Die oberste Schicht ragte über Dars Kopf hinaus. Sie schätzte, dass es hunderte, wenn nicht gar tausende waren. Während sie das grässliche Lager betrachtete, kam die Mutter aus dem Haus zurück. »Nur das Washavoki kommt herein«, sagte sie.
    Dar trat ein. Hinter der Tür befand sich eine Treppe, die zu einem kurzen Korridor hinunterführte. Sie folgte der Mutter in einen kreisförmigen, größtenteils unterirdisch liegenden Raum. Es war ein Hanmuthi – Mutterherd — wie in dem Haus
in Tarathank. Seine Abmessungen waren jedoch bescheidener. Hier gab es keinen richtigen Kamin, sondern nur einen Rauchabzug in der verrußten Decke. In den Türrahmen standen Kinder und einige erwachsene Söhne. Im Hauptraum des Hanmuthi saßen nur Mütter. Dar zählte auf dem Steinboden mehr als zwei Dutzend. Eine hatte auf einem Holzstuhl Platz genommen. Ihr Busen war faltig, ihr Haar weiß. Auch ihr Gesicht war faltig, aber sie wirkte energisch und stark. Blassgelbe Augen voller Autorität musterten Dar.
    Dar nahm an, dass die sitzende Mutter die Matriarchin der Sippe war. Sie verbeugte sich und machte das Zeichen des Baums.
    Die Matriarchin sagte nichts.
    »Werden Gäste hier nicht begrüßt?«, fragte Dar.
    »Wenn Mäuse kommen, um mein Pashi zu holen, grüße ich sie auch nicht«, sagte die Matriarchin. »Ich töte sie.«
    »Ich bin nicht hier, um etwas zu holen.«
    »Du bist hier, um meine Kinder zu töten. Das tun die Washavoki doch für gewöhnlich.«
    »Ich habe ihren Tod zweimal verhindert«, sagte Dar. »Das weißt du doch. Ich bin hier, um Klugheit zu suchen. Es ist richtig, mich zu begrüßen.«
    Die Matriarchin ließ sich sehr viel Zeit, um über Dars Antwort nachzudenken. »Ich bin Muth-pah«, sagte sie dann.
    Dar wusste, dass alle Sippen-Matriarchinnen den Namen »Muth« trugen. Es war wichtig, begrüßt zu werden. Es war ein lebensnotwendiger erster Schritt. Nachdem Muth-pa sich nun vorgestellt hatte, entspannte auch Dar sich ein wenig. Sie verbeugte sich erneut. »Ich heiße Dargu.«
    »Dann ist also ein Wiesel zu meinem Sitz gekommen, keine Maus. Warum?«
    »Ich bin meinem Brustkorb gefolgt.«

    »Dann hast du nicht viel Verstand.«
    »Velasa-pah hat es mir geraten«, sagte Dar in der Hoffnung, dass die Erwähnung seines Namens ihr zum Vorteil gereichte. »Er hat gesagt, es wird schwierig werden.«
    Muth-pah schaute Dar verdutzt an. »Velasa-pah?«
    »Hai.«
    »Erzähle mir von ihm.«
    »Ich bin ihm bei Tarathank begegnet«, sagte Dar. »Er war allein und sehr alt. Er hat gesagt, er sei als Washavoki zur Welt gekommen, aber er hatte eine Tätowierung der Pah-Sippe. Dann hat er mit Federn einen Zauber gemacht. Nachdem wir miteinander gesprochen hatten, habe ich ihn nie wieder gesehen. Hätte er mir keinen Proviant gegeben, hätte ich ihn für eine Vision gehalten.«
    »Du hast Visionen?«, fragte Muth-pah.
    »Hai.«
    Muth-pah musterte Dar eine ganze Weile, dann neigte sie den Kopf. »Nimm Platz, Mutter«, sagte sie. »Bist du hungrig? «
    Da wusste Dar, dass sie weiterleben würde.
     
    Dar erwachte von den Geräuschen des nächsten Morgens. Sie saß auf Kovok-mahs Schoß. Der Ork umfasste sie. Sie tat, als schliefe sie noch. Bevor sie sich den zahlreichen Fremden aussetzte, wollte sie ihre am vergangenen Abend gewonnenen Eindrücke sortieren.
    Das meiste von dem, was nach ihrer Begrüßung als Mutter geschehen war, hatten Bräuche diktiert, die Dar nur teilweise verstand. Zuerst hatte man Dars Gefährten ins Haus geholt, damit sie sich ausführlich vorstellten. Dars leerer Magen hatte geknurrt, während

Weitere Kostenlose Bücher