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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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den Söhnen versprochen, sie nach Hause zu bringen.«
    »Du kennst den Weg?«
    »Thwa. Ich hoffe, du kannst ihn mir erklären.«
    »Der Weg zum nächsten Landsitz ist versteckt. Du wirst einen Sapaha brauchen.«

    »Könnte mir jemand aus eurer Sippe beistehen?«
    »Wir sprechen nach dem Bah Niti darüber«, sagte Muth-pah.
    Dar versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen, denn der Mond befand sich im letzten Viertel, und Bah Niti – der versteckte Mond – würde erst in fünf Tagen eintreten. »Was soll ich bis dahin tun?«
    »Mach dich nützlich«, erwiderte Muth-pah. »Angeblich bringt jeder Mund auch zwei Hände mit. Deine Söhne sind schon auf Wachrundgang.«
    »Ich kann auf dem Feld arbeiten«, sagte Dar.
    »Gut.« Muth-pah stand auf. »Wir sehen uns später.«
    Dar schaute zu, wie sie den Raum durchquerte und sich zu einer Gruppe anderer Mütter gesellte. Nachdem Muth-pah gesprochen hatte, drehte eine Mutter sich um und schaute Dar an. Es war jene, die Thak-goth befohlen hatte, sie zu töten. Sie wirkte erheitert.
    Dar beendete ihre Mahlzeit und versuchte ihre Isolation philosophisch zu sehen. Ich bin eine unwissende sippenlose Außenseiterin; trotz alledem nennen sie mich »Mutter«. Sie spürte zwar keine Feindseligkeit, doch ihre Andersartigkeit war ihr deutlich bewusst. Mi-pah hat mich »Wiesel-Mutter« genannt. Die Erinnerung daran löste eine irritierende Ahnung aus. Es könnte ein Vorgeschmack auf den Rest meines Lebens sein. In Kovok-mahs Heimat würde schon ihr Brandzeichen dafür sorgen, dass sie das Land nie wieder verlassen konnte. Dar machte sich bewusst, dass sie irgendwann als schrullige Alte enden konnte – als Wiesel-Mutter.
     
    Nach dem Essen verweilte Dar noch ein wenig in der Hoffnung, Kovok-mah und den anderen auftischen zu können. Als aber nur ältere und halbwüchsige Söhne zum Essen erschienen,
begriff sie, dass ihre Gefährten noch auf Wachgang waren. Genau in diesem Moment tauchte die Mutter, die sie angeschaut hatte, mit Mi-pah im Schlepptau auf. »Unsere Mutter sagt, du möchtest gern auf dem Feld arbeiten.«
    »Ich möchte mich gern nützlich machen«, erwiderte Dar.
    Die Mutter wandte sich an Mi-pah. »Nimm zwei Tive und gehe mit Dargu aufs Hochfeld, Mi. Hren pflanzt Pashi an.«
    »Hai, Mutter«, sagte Mi-pah. »Komm mit, Dargu.«
    Mi-pah führte Dar zu einem Lagerraum. Dort händigte sie ihr ein Tiv aus, das sich als kurzstieliges Grabwerkzeug mit einem flachen Eisenkopf entpuppte. Beim Pashi-Pflanzen muss man sich bestimmt oft bücken, dachte Dar und folgte Mi-pah ins Freie.
    Das Hochfeld war lang und schmal und bedeckte den höchsten Punkt eines langen und gewundenen Grates. Eine niedrige Steinmauer verhinderte, dass der Boden fortgeschwemmt wurde. Dar nahm an, dass man den fruchtbaren Mutterboden über den steilen Hang heraufgebracht hatte, denn der Rest des Grates war steinig und kahl. Ein Grüppchen von Müttern, alle ungefähr in Mi-pahs Alter, schwangen gebückt ihre Tive.
    »Hren-pah! Wiesel-Mutter und ich wollen euch helfen.«
    Eine feiste ältere Mutter – sie war einen Kopf größer als Dar – kam ihnen entgegen. Sie erklärte Dar kurz, wie man Pashi anpflanzte, dann gab sie ihr einen Sack mit Wurzelstücken. Dar begab sich zu den Müttern, die das Feld in einer einzelnen Reihe bearbeiteten und machte sich an die Arbeit. Zwar war der Boden leicht umzugraben, doch ihr Tiv war ein für stärkere Arme gebautes Werkzeug, bei dessen Verwendung man sich bücken musste. Bald hatte Dar Rückenschmerzen. Sie beschwerte sich aber nicht, sondern nahm sich ein Beispiel an den anderen Müttern. Selbst die Jüngste arbeitete
ohne zu murren. Alle verrichteten Schwerarbeit und hörten erst bei Sonnenuntergang auf, als Hren-pah endlich das Kommando gab.
    Auf dem Weg zum Badeteich sagte Hren-pah zu Dar: »Du siehst aus wie ein Jungling, aber arbeiten kannst du.«
    Dar verzog den Mund zu einem Lächeln. »Shashav, Hren-pah. «
    Die Mütter, die den ganzen Tag schweigend gearbeitet hatten, fingen an zu tratschen. Dar lauschte ihren Gesprächen. Ihr fiel auf, dass die blütigen Mütter das »pah« wegließen, wenn sie sich ansprachen. Außerdem redeten sie ausgiebig über eine Mutter namens Fre. »Ich habe gehört, dass Thak-goths Schwestersohn sie begehrt«, sagte eine Mutter.
    »Und sie begehrt ihn«, sagte eine andere.
    »Es nützt ihnen nichts«, sagte Hren-pah. »Seine Muthuri würde ihnen ihren Segen nicht geben. Fre muss sich anderswo umsehen.«
    »Arme Fre!«, sagte die erste

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