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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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machen.

19

    ALS DAR DAS UFER hinaufkletterte, wurde sie von Zna-yat erwartet. Er hielt ihr die alte Washavoki-Kleidung hin. Dar verstand den Hinweis. »Warum soll ich nicht wie eine Mutter angezogen sein?«
    »Bei den Urkzimmuthi verbreiten sich Nachrichten schnell. Kath-mah hat nicht nur einen guten Riecher, sie ist auch auf andere Weise klug.«
    »Kath-mah?«, sagte Dar. »Meinst du Kovok-mahs Muthuri? «
    »Hai. Wenn sie sein Atur wittert, wird sie zu erfahren versuchen, mit welchen Müttern er zusammen war.«
    »Warum fragt sie ihn nicht einfach?«
    »Das tut man nicht«, erwiderte Zna-yat. »Sie wird abwarten, bis er über seine Velazul spricht. Bis dahin ist sie nur auf Vermutungen angewiesen.«
    »Ach so«, sagte Dar. »Ich bin froh, dass du Kath-mah so gut verstehst.« Sie beäugte widerwillig ihre alten Kleider. »Es freut mich allerdings weniger, das hier wieder tragen zu müssen.«
    Nachdem sie sich umgezogen hatte, folgte sie Zna-yat über einen flussabwärts verlaufenden Pfad. Der Bach mündete
bald in einen Fluss. Sie passierten mehrere unbewohnte Lagerplätze von Fischern. Sie marschierten bis Sonnenuntergang, dann schlugen sie ihr Lager auf. Obwohl Zna-yat Dar anbot, sie zu halten, wirkte er erleichtert, als sie lieber auf dem Boden schlafen wollte.
    Am nächsten Tag begegneten Dar und Zna-yat einer Ork-Ansiedlung. Dort pausierten sie und erkundigten sich nach dem Weg. Zna-yat erklärte, sie seien Überlebende einer Schlacht. »Dieses Washavoki hat mir das Leben gerettet«, sagte er und deutete auf Dar. »Nun sind wir zusammen auf der Flucht.«
    Die Orks schauten Dar neugierig an. »Es sieht so klein aus. Und doch hat es dich gerettet?«
    »Es ist zwar klein, aber grausam«, erwiderte Zna-yat.
    »Hast du keine Angst vor ihm?«, fragte ein anderer Ork.
    »Thwa, es wird immer friedfertiger.«
    »Weißt du das genau?«, fragte ein anderer und beäugte Dars Dolch.
    Zna-yat machte eine Geste, die dem Achselzucken eines Menschen entsprach. »Na ja, für ein Washavoki ist es friedfertig. «
    Dar tat während der Unterhaltung so, als verstünde sie kein Orkisch. Sie sprach erst wieder, als die Ansiedlung außer Sichtweite war. Dann zischte sie. »Ich bin also grausam, aber friedfertig? Ich dachte, Urkzimmuthi können keine Worte ohne Bedeutung sprechen.«
    »Deine Kraft muss geheim bleiben«, erwiderte Zna-yat. »Deswegen habe ich nur wenig erzählt. Doch das, was ich gesagt hatte, hatte Bedeutung.«
    »Ich habe getötet, also muss ich wohl annehmen, dass ich grausam bin«, sagte Dar. »Aber friedfertig fühle ich mich überhaupt nicht.«

    Dar und Zna-yat wanderten, ohne sich zu verstecken, doch möglichst unauffällig, fünf Tage lang. Als sie das Tal der Yat-Sippe erreichten, zog Dar ihre Urkzimmuthi-Kleidung an. »Ich bin eine Mutter, und als solche werde ich euer Haus betreten. «
    Zna-yat verbeugte sich. »Anders wäre es nicht möglich.«
    Das Tal der Yat-Sippe schlängelte sich dahin, deswegen war das Haus gut verborgen. Zuerst sah Dar nur Wiesen, auf denen Schafe und Ziegen weideten, und kleine Hütten, in denen im Sommer die Hirten wohnten. Bald darauf begegnete Zna-yat auf der Straße den ersten Verwandten. Jedes Mal blieb er stehen und erzählte seine Geschichte. Alle waren verblüfft, weil er noch lebte und zurückgekehrt war, denn die Nachricht über die tödliche Schlacht war schon vor ihm hier angekommen. Ebenso erstaunt war man über Dar und die Art, wie Zna-yat sie vorstellte. Er erzählte jedem, dass sie eine Mutter sei, sein Leben gerettet und ihn durch viele Gefahren geleitet habe. Die Begegnungen wurden zahlreicher, deswegen war der letzte Teil der Reise für Dar sehr erschöpfend, und sie begriff, dass die Nachricht ihres Hierseins den Familiensitz lange vor ihr erreichen würde.
    Endlich kamen sie an eine Biegeung und erblickten am Ende des Tales einen kleinen Berg. Terrassen lagen wie grüne Schindeln an seinen Seiten. Der Sitz der Yat-Sippe krönte seinen Gipfel. Selbst aus der Ferne wirkte das Gebäude groß und beeindruckend. Dar fühlte sich an Tarathank erinnert, nicht an die gemütlichen Behausungen Muth-pahs und Muth-goths. » Das ist euer Haus?«, fragte sie mit ehrfürchtiger Stimme.
    »Hai«, sagte Zna-yat. »Die Königin hat dort gelebt. Eines Tages wird sie wieder dort leben.«
    Dar kannte das orkische Wort für »Palast« nicht, doch genau dies glaubte sie zu sehen. Der Eindruck verstärkte sich, als
sie dem Anwesen näher kamen. Bergauf führte der Weg im Zickzack

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