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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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anders sein.«
    Tho-goth dachte über Tara-pahs Argumente nach und runzelte die Stirn. »Aus dir spricht Klugheit, aber ich bezweifle, dass meine Tochter damit einverstanden ist. Thak-goth versteht seine Schwester nicht. Sie möchte ihren Sohn in der Nähe haben, ob er nun zufrieden damit ist oder nicht. Trotzdem können wir mit ihr sprechen. Vielleicht ändert sie ihre Ansicht.«
    Dar sah, dass die Hoffnung aus Fre-pahs Miene schwand, und sie tat ihr sehr leid. Später am Abend, als sie sich an Kovok-mahs Brustkorb schmiegte, um zu schlafen, hörte sie aus dem Nebenraum ungewohnte Klänge. Sie waren leise und wiederholten sich: ein gedämpftes Weinen. »Was höre ich da?«, fragte sie leise.
    »Fre-pah ist traurig«, flüsterte Kovok-mah und umfasste Dar ein wenig fester. »Sie wird keinen Segen bekommen.«
    »Was wird sie dann tun?«
    »Sie wird nach Hause zurückkehren und ihren Velazul nie mehr sehen.«
     
    Am nächsten Morgen kehrten Fre-pah, ihre Muthuri und Thak-goth in aller Frühe nach Hause zurück. Dar blieb. Sie wurde der Goth-Matriarchin später am Tag vorgestellt. Muth-goth war die älteste Ork-Frau, die ihr je begegnet war. Sie war
auch als Einzige gebrechlich. Ihr Gesicht war ein von feinem weißem Haar umgebenes Faltennetz. Nach dem formellen Austausch von Grüßen erhob sich die Matriarchin unter Mühen von ihrem Hocker und hinkte Dar entgegen. Sie blieb eine Handlänge vor ihr stehen und musterte sie mit unverhohlener Neugier. »Ich habe viel von dir gehört«, sagte sie. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Du bist kein Washavoki! Du hast ja schwarze Zähne!«
    »Ich kaue Washuthahi-Körner, Mutter«, erwiderte Dar.
    »Sie sind hilfreich«, sagte Muth-goth, ohne ihre Begutachtung zu unterbrechen. »Aber nicht viel. Trotzdem ist man besser klug als hübsch. Bist du klug?«
    »Ich bezweifle es«, sagte Dar.
    Muth-goth lächelte erneut. »Kluge Antwort.« Sie wandte sich den anderen Anwesenden zu. »Ich möchte mit Dargu allein sein.«
    Als der Raum sich geleert hatte, setzte Muth-goth sich wieder auf den Hocker und lud Dar ein, zu ihren Füßen Platz zu nehmen. »Muth’la spricht zu Urkzimmuthi-Müttern«, sagte Muth-goth, »aber nur zu sehr wenigen. Ist es normal, dass Washavoki-Mütter Visionen haben?«
    »Thwa«, sagte Dar. »Ich habe noch nie davon gehört.«
    »Manche sagen, Visionen sind ein Geschenk«, fuhr Muth-goth fort. »Andere behaupten, sie seien eine Last. Was sie nun auch sind – sie sind selten. Auch ich hatte einst Visionen. Erzähl mir von den deinen.«
    Dar erzählte ihr alles. Muth-goth lauschte kommentarlos ihren Worten, bis sie fertig war. Ihr Gesichtausdruck wirkte nun beunruhigt. »Du bist also Velasa-pah begegnet. Das ist in der Tat eine Neuigkeit.«
    »Wer ist er, Mutter? Die Pah-Sippe hat nur wenig über ihn gesagt, auch dann, als ich aus dem Dunkel zurückkehrte.«

    »Sie verwahren diese Geschichte ganz unten in ihren Truhen, weil sein und ihr Schicksal miteinander verwoben sind. Das deine auch, glaube ich.«
    »Wieso?«
    Muth-goth lächelte nur. »Warum, glaubst du, schickt Muth’la dir Visionen, Dargu?«
    Obwohl Muth-goth ihrer eigenen Frage ausgewichen war, beantwortete Dar die der Matriarchin. »Ich weiß nicht genau«, erwiderte sie. »Einige Visionen verstehe ich, aber andere ergeben gar keinen Sinn.«
    »Jene, die keinen Sinn ergeben, sind die wichtigsten«, sagte Muth-goth. »Sie zeigen Ereignisse, die erst noch passieren.«
    »Wie können sie mich anleiten, wenn ich sie nicht verstehe? «
    »Hat die Feuervision dir gesagt, was du tun sollst, als du Zna-yat an den Baum gefesselt sahst?«
    »Thwa«, erwiderte Dar. »Ich bin meinem Brustkorb gefolgt. «
    »Das ist Muth’las Methode«, sagte Muth-goth. »Sie zeigt einem, wo der Weg sich gabelt, doch man muss selbst wählen, welchen Kurs man einschlägt.«
    »Aber welchen Sinn haben dann Visionen? Wozu sind sie nütze?«
    Muth-goth zischte. »Glaubst du, ich weiß, was Muth’la sich dabei denkt? Ich bin alt und habe viel gesehen, aber neben der Weltmutter bin ich auch nur ein Kind. Ich weiß nur eins: Muth’la schickt Visionen, die ihren Zwecken dienen, nicht den deinen.«
    Dar seufzte. »Das habe ich vermutet.«
    »Doch wenn man klug handelt, erwächst Gutes aus ihnen.«
    Dar senkte den Kopf. »Hai, Mutter.« Trotzdem ging ihr ein Gedanke nicht aus dem Kopf: Gutes für wen?

     
    Am nächsten Tag brachen Dar und ihre Gefährten auf. Geführt wurden sie von dem Sapaha, den Muth-goth besorgt hatte.

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