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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Stirbst du, verlässt dein Geist den Körper. Mag dein Körper auch unverändert aussehen, er ist nicht Dargu. Der Geist bestimmt dein Wesen, nicht der Körper. Velasa-pah benutzte einen Zauber, um in seinem gemischten Geist den Washavoki-Anteil zu tilgen. Andere haben sich diesem Ritual ebenso unterzogen. Ich habe diesen alten Zauber erforscht. Wiedergeburt ist möglich.«
    Bei dieser unerwarteten Enthüllung fuhr ein Ruck durch Dars Herz. »Ich könnte also eine Urkzimmuthi werden?«
    »Hai«, bejahte Muth-yat, »wenn du dich dieser Magie unterwirfst. «
    »Sähe ich danach aus wie eine Urkzimmuthi?«
    »Du würdest hässlich bleiben, aber die Tätowierung der Yat-Sippe erhalten, an der jeder deine Natur erkennt.«
    »Dann möchte ich wiedergeboren werden.«
    »Ich muss dich warnen. Dieser Zauber mutet einem viel zu. Keine Geburt ist leicht.«
    »Ich bin Härten gewöhnt.«
    »Es besteht auch eine Gefahr«, sagte Muth-yat. «Nicht alle Kinder überleben.«
    »Hätte Muth’la mir den Tod bestimmt, wäre ich schon tot.«
    »Gut, wenn du dich diesem Zauber unterziehen willst, rate ich dir dazu. Auch Zor-yat rät es dir.«
    »Velasa-pah hat mir geraten, meinem Brustkorb zu folgen«,
sagte Dar. »Daran halte ich mich. Ich wünsche die Wiedergeburt. «
    »Dann musst du Folgendes tun«, sagte Muth-yat. »Erzähle niemandem davon. Iss nichts. Betritt heute Abend bei Mondaufgang diese Kuppel. Entkleide dich. Danach kann der Zauber beginnen.«
    »Ist das alles?«, fragte Dar.
    »Alles, was du wissen musst. Geh nun.«
    Muth-ya blieb sitzen, während Dar den Kuppelbau verließ, um zu Zna-yat zu eilen und ihm mitzuteilen, dass sie es sich bezüglich des Besuches bei Kovok-mah anders überlegt hatte. Sie nannte keine Begründung, und er stellte keine Fragen. Anschließend schlenderte sie in einem an Verzückung grenzenden Zustand durch die Terrassenfelder.
    Die Welt schien voller Verheißungen zu sein.
    Jetzt glaubte Dar den letztendlichen Sinn all ihrer Leiden zu erkennen. Zum ersten Mal sah es danach aus, als stünden Muth’las und ihre Bestrebungen im schönsten Einklang.

23

    DAR KEHRTE NICHT ins Hanmuthi zurück. Gegen Einbruch der Dämmerung ging sie in den mit Gesträuch überwucherten Innenhof, um auf den Abend und den Mond zu warten. Der Hof erinnerte sie an Tarathank. Blütenduft üppiger Gewächse durchzog die Luft. Einmal meinte Dar, sie könnte riechen, dass sich ihr Atur mit dem Wohlgeruch der Pflanzen vermischte.
    Der Himmel wurde dunkel. Sterne erschienen. Dar wartete. Schließlich erhob sich der Mond über den Horizont. Dar ging zum Eingang der Kuppel, legte ihre Kleidung ab und stieg die Treppe hinunter. In dem Gewölbe herrschte nahezu pechschwarze Finsternis, doch sobald ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, erkannte sie, dass sich inzwischen einiges verändert hatte: Das Laub war fort, die runde Steinplatte zur Seite gerückt worden, sodass man im Fußboden eine Öffnung sah. Sie war so groß, dass jemand wie Dar hineinfallen konnte, und bis unter den Rand mit Wasser gefüllt. Im Dunkeln ließ sich nicht unterscheiden, ob es ein flaches Becken war oder ein tiefer Brunnen.
    Da fiel die Tür zu. Fast völlige Schwärze breitete sich aus.
Dar hörte ein Geräusch, als würde ein Riegel geschlossen. »Tava«, rief sie. »Wer ist da?«
    Schweigen. Dar wartete darauf, dass jemand ihr erläuterte, was geschehen sollte. Dann hörte sie ein leises Geräusch von oben und schaute hinauf. Das Loch im Deckengewölbe zeigte einen blauschwarzen Ausschnitt des Himmels. Kaum hatte Dar hingeschaut, verschwand er. Nun war die Finsternis vollkommen.
    Dar versuchte Ruhe zu bewahren, aber die Lage, in die sie geraten war, verursachte ihr Missbehagen. Zwar hatte man ihr angekündigt, die Wiedergeburt könne nur unter gewissen Härten erlangt werden, doch sie hatte angenommen, sie würde erfahren, was ihr bevorstand. Das Rätselhafte dieser Umstände ängstigte sie stärker als das Dunkel.
    Weiß außer Muth-yat irgendwer, dass ich hier bin? Es konnte doch auch sein, dass man sie schlichtweg lebendig begraben hatte.
    »Thwa«, sagte sie laut. »Es ist ein Zauber, kein Mord.« Doch Zweifel blieben.
    Dar streckte sich auf dem Fußboden aus und versuchte Ruhe zu finden, doch unter diesen Verhältnissen erwies es sich als ausgeschlossen. Sie setzte sich hin und dachte an Kovok-mah. Sie malte sich aus, wie er ihre Verwandlung aufnehmen würde, und schwelgte in rosigem Wunschdenken. Ihre Gedanken schweiften umher. Sie erinnerte sich

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