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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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hoch, bis sie auf gleicher Augenhöhe waren. Dar kicherte, als er ihr Küsse aufs Gesicht und den Hals drückte.
    Nir-yat unterbrach das Liebesspiel. »Vetter Kovok«, sagte sie, »Dargu ist zwei Tage lang gewandert, um dich zu besuchen.
Sie kann auch noch zu deiner Hütte laufen. Ich hüte derweil die Ziegen.«
    Kovok-mah stellte Dar auf die Füße, verneigte sich vor seiner Verwandten und führte Dar zur Hütte. Sie lag in einer kleinen Mulde und war gewissermaßen ein von der Natur geschaffener Pferch. Ein hoher, aus Ästen geflochtener Zaun umschloss die Mulde. Dem Zugang gegenüber befand sich ein hölzerner Ziegenstall. Daneben stand Kovok-mahs Hütte, ein winziger Steinbau, der als Tür nur einen Ledervorhang aufwies. Die Behausung wirkte kaum größer als das Strohzelt, das er auf dem Rücken trug, wenn er für den König ins Feld zog. Aber der Ziegenstall machte einen wohnlicheren Eindruck.
    An Kovok-mahs Seite lief Dar übers lehmige Erdreich und betrat die Hütte. Der Eingang war so niedrig, dass sie sich bücken musste, das Innere äußerst spärlich eingerichtet. Eine Binsenmatte auf dem Erdboden, ein paar Pflöcke an der Wand und ein kleiner Herd waren die ganze Ausstattung. Als auch Kovok-mah eintrat, war die karge Hütte so gut wie voll. Doch Dar nahm all das nur am Rande wahr. Sie war bei ihrem Geliebten. Das allein zählte.
     
    Die Sonne stand schon tief, als das Paar seine Liebeslust erschöpft hatte. Dar kleidete sich an und warf einen Blick in die schattige Mulde. Die Ziegen hatten sie gänzlich kahlgefressen. Es roch nach ihnen und ihrem Kot. »Hier wohnst du?«
    »Hai.«
    »Ganz allein?«
    »Ich habe meine Ziegen.«
    »Wer serviert dir die Mahlzeiten?«
    »Ich speise allein.«
    »Ich bleibe und bediene dich.«

    »Diese Hütte ist nichts für Mütter«, antwortete Kovok-mah.
    »Ich habe schon in übleren Buden geschlafen.«
    »Aber du bist jetzt eine Urkzimmuthi«, stellte Kovok-mah fest. «Unsere Mütter wohnen in Häusern. Hast du in unseren Feldlagern welche gesehen? Nicht mal in Taiben trifft man sie an.«
    »Mir ist es einerlei, wenn nur du da bist«, beteuerte Dar.
    »Es ist deswegen nicht einerlei, Dargu-yat, weil es meiner Muthuri nicht einerlei sein wird.«
    Die Schicksalsergebenheit in Kovok-mahs Tonfall beunruhigte Dar. Sie musste an damals denken, als sie ihn vor dem Hinterhalt im Tal der Kiefern gewarnt hatte. Er sieht Unheil voraus, aber er fühlt sich machtlos.
     
    Wie sich erwies, mangelte es Nir-yat an Talent zum Ziegenhüten. Als Kovok-mah nach dem Rechten sah, hatten sich die Tiere über den gesamten Berghang verteilt. Trotzdem dankte er ihr, ehe er sich eilends ans Zusammentreiben der Herde machte.
    Als er den steilen Hang erklomm, konnte Dar den Blick kaum von seiner Anmut und Kraft abwenden. »Offenbar habt ihr es euch gut gehen lassen«, sagte Nir-yat. »Euer Atur ist stärker als der Ziegengestank.«
    Dar lächelte. »Danke fürs Hüten.«
    »Gern geschehen«, sagte Nir-yat. »Aber mir hätte klar sein sollen, was für starrköpfige Viecher Ziegen sind. Sie gleichen einer Schar Muthuris. Da fällt mir ein, du solltest baden, ehe du vor unsere Tanten trittst.«
    Auf dem Weg zum Familiensitz rasteten sie an einem Bach. Während Dar sich im eiskaltem Wasser wusch, erläuterte Nir-yat die Eigentümlichkeiten ihres Ziels. Die Mah-Sippe bewohnte
mehrere auf dem ganzen Berg verteilte Gebäude. Das Haus, in dem Kath-mah lebte, verfügte nur über ein Hanmuthi. »Ter-mah wird uns begrüßen«, sagte Nir-yat. »Sie ist Kath-mahs jüngere Schwester.«
    »Wenn Kath-mah die Älteste ist, wieso ist es nicht ihr Hanmuthi? «
    »Kath-mah hat zwei Söhne, aber Ter-mah zwei Töchter«, antwortete Nir-yat, als sei damit alles erklärt.
    Abenddämmerung herrschte, als Dar und Nir-yat das bescheidene Gebäude betraten, in dem Kovok-mahs Eltern lebten. Ter-mah saß im Hanmuthi, um sie förmlich willkommen zu heißen. »Schwestermannsschwestertöchter, seid gegrüßt.«
    Nir-yat und Dar verbeugten sich und erwiderten den Gruß. Danach wurde Dar allen in einem feierlichen Zeremoniell vorgestellt. Die Reihenfolge richtete sich nach der Rangordnung.
    Erst begrüßten Ter-mahs Töchter sie, dann kam Kath-mah an die Reihe, die wie ihr Sohn grüne Augen hatte. Danach wurde Dar mit den Rangniedrigeren bekannt gemacht: mit Ter-mahs Mann, den Männern ihrer Töchter und zuletzt mit den Kindern der Töchter. Im Anschluss an die Vorstellung bewirtete Ter-mah die Gäste.
    Nach dem Essen zogen sich

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