Legionen des Todes: Roman
diese Tür zu schließen, würden sie alle sterben. Und selbst wenn, was sollten sie dann tun? Sich vor dem draußen lauernden Biest verstecken, bis ihnen die Luft ausging? Sie waren tot, egal was er tat. Außer …
Mare drehte sich um und blickte Jill direkt in die Augen. Er wusste, was er tun musste. Er zog sie an sich und umarmte sie, so fest er nur konnte, denn er wusste, dass es das letzte Mal sein würde. Er stellte sich vor, er könnte seine Tochter in ihrem Bauch spüren. Er war nicht sein Vater. Er war ein Mann, ein eigener, unabhängiger Mensch. Zum Teufel mit seinen Genen und den Umständen, unter denen er aufgewachsen war – es gab nichts, das er nicht für die Frau tun würde, die er liebte, und für das Kind, das sie zur Welt bringen würde, ganz egal was es auch kosten mochte.
»Tu das nicht«, flüsterte Jill schluchzend in sein Ohr, krallte ihre Finger in sein T-Shirt und hielt ihn fest.
Mare konnte hören, dass er ebenfalls weinte.
»Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. Und obwohl sein Herz trommelte wie wild, spürte er zur gleichen Zeit, wie eine Ruhe sich in ihm ausbreitete. »Und sag ihr, wie sehr ihr Vater sie liebt.«
Er versuchte sich loszumachen, doch ihr Griff war zu fest, und er kam nicht weg. Mare geriet in Panik. Er konnte nicht zulassen, dass ihr oder dem Baby etwas zustieß. Er spähte durch den Spalt neben der Tür und sah, wie das Monster auf sie zujagte. Es blieb keine Zeit mehr.
»Du musst mich gehen lassen, Jill!«, schrie er heulend und riss an seinem T-Shirt. »Lass mich gehen!«
Schreie hallten durch den kleinen Raum, als die anderen die Bestie im Türrahmen erblickten. Adam drückte sie auf den Boden und richtete sich so hoch wie möglich auf, um sie vor der Wucht des kurz bevorstehenden Feuerstrahls zu schützen, auch wenn er wusste, dass sein lächerlicher Körper kaum Schutz bieten konnte.
»Jetzt, Jill! Bitte!«
Sie stammelte etwas Unverständliches in sein Ohr, während die Schatten um sie herum verschwanden und der staub- und rauchverhangene Raum von flackerndem Flammenschein erfüllt wurde.
IV
Jill konnte sich nicht dazu bringen, es zu tun. Der entscheidende Moment war nahe. Ihre Chance, die Vision, in der sie alle zu Asche verbrannten, doch noch abzuwenden, war gekommen, und dennoch brachte sie es nicht fertig zu tun, was getan werden musste. Sie liebte Mare. In ihrem ganzen Leben gab es nichts, dessen sie sich jemals so sicher gewesen war. Er war alles, was zählte. Nein. Da war auch noch das Baby, an das sie denken musste. Und die anderen … deren Leben jetzt in ihren Händen lag.
Wenn sie den Mann opferte, den sie liebte, würden sie vielleicht alle überleben.
Wenn sie versuchte, ihn zu retten, würden sie alle mit Sicherheit sterben.
Das war nicht fair. Niemand hatte es verdient, in eine Situation gebracht zu werden, in der er eine derartige Entscheidung treffen musste. Auf alle Zeiten verdammt, wenn sie es tat; tot, wenn sie es nicht versuchte. Ihre gesamte Familie und all ihre Freunde von früher waren tot. Der Schmerz war das Einzige, was ihr noch blieb. Gott allein wusste, ob auch nur einer von ihnen überleben würde, wenn sie es geschehen ließ. Das Monster konnte sie immer noch alle umbringen, wenn Mares Versuch scheitern sollte. Oder vielleicht ein anderes Ungeheuer, das eine halbe Meile weiter auf sie wartete. Vielleicht hatten sie auch so viel Glück, es bis zu ihrem Ziel zu schaffen, nur um sofort abgeschlachtet zu werden, sobald sie dort ankamen. Es gab keine Garantien, für nichts. Wenn sie schon sterben musste, dann in den Armen des Mannes, den sie liebte.
Würdest du alles für dieses Kind opfern? , fragte eine Stimme in ihrem Kopf aus den Tiefen der Zeit.
»Nein …«, schluchzte Jill. »Ich kann es nicht«, sagte sie stammelnd, ihre Worte verzerrt von tiefstem Bedauern.
Doch sie verstand. Endlich hatte sie es verstanden.
»Du musst mich gehen lassen!«, brüllte Mare sie an und versuchte, sich aus ihrer Umarmung zu lösen.
»Lass mich gehen!«
»Ich kann nicht«, wimmerte sie, aber ihre Stimme wurde von Schreien des Entsetzens übertönt. »Ich liebe dich viel zu sehr.«
Jill verstärkte ihren Griff an Mares T-Shirt und sah, wie Panik sich auf seinem Gesicht ausbreitete.
»Jetzt, Jill! Bitte!«
Warum musste es so kommen? Es war nicht fair, es war nicht fair, es war nicht fair!
Wabernder Feuerschein erhellte den Raum, das Geräusch prasselnder Flammen erfüllte die Luft.
Würdest du alles für dieses Kind
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