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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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gesamte östliche Horizont schwarz von Rauch, den die Feuer, die sich ausbreiteten wie die aufgehende Sonne, immer höher hinauf in den Himmel trugen.

BUCH ZWEI
     

I
     
    MORMON TEARS
     
    Die Sonne war vor beinahe einer Stunde untergegangen, aber Adam konnte den Torbogen neben dem Highway, der nach Mormon Tears führte, dennoch erkennen. Er sah aus wie zwei Kinder, die einander zugewandt auf den Knien beteten. Adam lenkte den Sattelzug durch die Felsformation hindurch und fuhr hinaus auf die salzige Ebene. Alle Spuren, die dort einmal zu sehen gewesen waren, hatte der schmelzende Schnee mit sich genommen, aber Adam konnte die Berge, die jetzt ihr Zuhause waren, deutlich am Horizont erkennen. Es hatte länger gedauert, als sie geplant hatten, den Anhänger mit ihren Vorräten zu beladen. Er war jetzt bis oben hin voll, und dennoch hatten sie das Gefühl, die Hälfte vergessen zu haben. Keiner von beiden freute sich darauf, ihn zu entladen, aber zumindest würden die anderen ihnen bei der Schinderei helfen.
    Ihre Nerven waren die ganze Fahrt über angespannt gewesen, und erst jetzt, als die felsigen Hügel in Sicht kamen, entspannten sie sich etwas. Die Reise über den ausgestorbenen Highway war die reinste Tortur gewesen, ständig waren am Rande ihres Blickfelds unidentifizierbare Schatten aufgetaucht, nur um sofort wieder zu verschwinden oder von einem Baumstamm zum nächsten zu huschen, oder sie sahen weit vor ihnen auf der Fahrbahn, dort, wo die Scheinwerfer die dunkle Nacht gerade noch ein wenig erhellten, kurz etwas aufblitzen. Die Geschöpfe waren ihnen allesamt unbekannt und erinnerten nur vage an die Tiere, die sie einst gewesen waren. Sie kannten kein einziges davon in dieser neuen, mutierten Welt, und selbst die kleinsten wirkten ausgesprochen bedrohlich. Gott allein wusste, was diese Dinger fraßen. Und ob sie ihnen gefährlich werden konnten.
    Der Truck kam vor dem Aschehügel, der von ihrer Straßensperre übrig geblieben war, zum Stehen. Nur die verkohlte Motorhaube und die zersprungene Windschutzscheibe der Zugmaschine waren unter dem geschwärzten Holz zu sehen. Adam seufzte erleichtert und schaltete die Scheinwerfer aus.
    »Nun …« Er blickte hinüber zu Phoenix. »Ich schätze, wir fangen besser mal mit dem Ausladen an.«
    Adam stieß die Tür auf und kletterte hinunter in den nassen Sand.
    »Wird aber auch Zeit«, rief Evelyn von dem verkohlten Hügel herunter.
    Als Adam ihr Lächeln sah, wollte er losrennen und sie in die Arme schließen, unterdrückte aber den Impuls und wartete, bis sie zu ihm herunterkam. Missy war direkt hinter ihr, während ihr Bruder und Jill gerade erst die andere Seite des zerklüfteten Hügels erklommen.
    »Was hast du mir mitgebracht?«, fragte Evelyn. Sie schlang ihre Arme um Adam und zog ihn an sich, genoss es, seine Umarmung und die Wärme seiner Brust an der ihren zu spüren.
    »Nichts Besonderes, fürchte ich.«
    »Ich bin so froh, dass ihr es wohlbehalten geschafft habt«, erwiderte Evelyn und legte ihre Stirn auf seine Schulter, damit er die Tränen, die zu ihrer eigenen Überraschung aus ihren Augen quollen, nicht sehen konnte. Sie hatte geglaubt, sie hätte ihre Gefühle unter Kontrolle, wäre zufrieden mit dem, was zwischen ihr und Adam war, doch sie konnte nichts daran ändern, was sie im Moment fühlte. Sie biss sich auf die Unterlippe und hob den Kopf. Als sie Adam losließ und sich aus seiner Umarmung löste, waren ihre Tränen verschwunden. »Habt ihr irgendjemanden … oder irgendetwas gesehen?«
    »Nur das, was von den anderen noch übrig war.« Adam senkte den Blick. »Sie hatten nicht die geringste Chance.«
    »Du musst aufhören, dir die Schuld daran zu geben.«
    Adam rang sich ein Lächeln ab, aber nur ihr zuliebe.
    »Wir laden besser den Anhänger aus«, sagte er schließlich, drehte sich um und ging zur Ladeklappe.
    Evelyn holte ihn ein und nahm seine Hand. Gemeinsam gingen sie zu den anderen, die bereits auf der Ladefläche standen und mit der beschwerlichen Arbeit begannen. Der vordere Teil des Anhängers war vollgestopft mit Decken und Kleidung. Mare stand auf der einen Seite, Phoenix auf der anderen, und beide warfen sie Teile der Ladung in den Sand. Es gab Jacken und Schneehosen, T-Shirts und Jeans, noch ungeöffnete Packungen mit Socken und Unterwäsche. Weiter hinten sahen sie einen Stapel Holzpflöcke von der Art, die sie angespitzt und benutzt hatten, um sich gegen den Schwarm zu verteidigen. Es gab batteriebetriebene Laternen und

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