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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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festgehalten. Sogar von so weit weg konnte ich spüren, wie er mich festhielt. Ich konnte mich nicht einmal bewegen. Der Boden war heiß, und meine Füße haben gebrannt, aber ich konnte nicht weglaufen.«
    Als sie den Punkt erreichten, wo das dämmrige Morgenlicht sich zögerlich in die Höhle tastete und von dort bis in den Eingang des Felsentunnels, blieb Jake stehen. Jill blickte ihn an. Seine Unterlippe zitterte, und an der Oberlippe hing Rotz. Er hatte furchtbare Angst.
    »Und dann bist du aufgewacht?«, fragte Jill, dankbar für die, wenn auch schreckliche, Ablenkung, denn zumindest musste sie dann nicht über ihren eigenen Albtraum nachdenken.
    »Nein«, flüsterte Jake und schaute an ihr vorbei zum Eingang der Höhle. »Er sagte etwas, und ich wusste, dass ich ihn von so weit weg eigentlich gar nicht hören können dürfte. Es war, als würde er direkt hinter mir stehen und zu mir herunter sprechen, obwohl ich ihn doch genau sehen konnte, dort oben auf dem Dach, so klein und so weit weg.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Jill und rieb sich die Gänsehaut, die sich auf ihren Armen ausgebreitet hatte.
    Ein Zittern ging durch Jakes Körper, als koste es ihn große Kraft, die Worte auszusprechen.
    »Er hat gesagt: ›Und das Meer gab die Toten, die darinnen waren; und Tod und Hölle gaben die Toten, die darinnen waren.‹«
    Jill wandte sich ab von den Schrecken, die sich in den Augen des Jungen widerspiegelten, und seine Hand rutschte aus der ihren. Stattdessen schaute sie hinaus auf die Wellen, auf denen das erste Sonnenlicht glitzerte. Doch selbst dieses goldene Funkeln fühlte sich irgendwie kalt und befleckt an von der sich zurückziehenden Nacht.
    »Er hat gesagt, dass wir jetzt zu ihm kommen müssen, dass wir den Weg finden würden, wenn wir nur dem Pfad des Blutes folgen.«
    Jill schloss die Augen und zwang ihren rasenden Herzschlag, sich ein wenig zu beruhigen.
    Flieh .
    Ihr eigener Traum war schon schlimm genug. Sie hatte gehofft, dass, so wie der Tag die Dämonen verjagt, die in der Finsternis ihr Unwesen treiben, auch ihr Albtraum etwas von seiner Bedrohlichkeit verlieren würde. Zusammen mit Jakes Traum jedoch war die Botschaft unverkennbar, ihre unbedingte Wichtigkeit nicht mehr zu leugnen.
    Jakes eisige Hand kroch wieder in die ihre, und ein Schauder jagte durch Jills Körper. Der Tunnel schien sich plötzlich um sie herum zusammenzuziehen.
    Mit zitternden Knien betrat Jill die Höhle. Selbst dieses halb offene Gewölbe schien jetzt nichts anderes mehr zu sein als ein Maul, das nur darauf wartete, sie zu verschlingen. Je eher sie draußen am Strand stehen und frische Luft atmen würden, desto besser. Jill konzentrierte sich auf die endlose Wasserfläche dahinter, um das bedrückende Gefühl loszuwerden, sie würde jeden Moment im Inneren des Berges ersticken. Sie atmete tief ein und …
    Ihr Mund füllte sich mit dem Geschmack von Tod, und ihr Bewusstsein registrierte sofort den Fäulnisgeruch, der in der Luft lag. Sie kannte den Geruch nur allzu gut, hatte die ganze Zeit über verzweifelt versucht, ihn zu ignorieren. Es war derselbe, der auch aus den Häusern strömte, in denen die Toten verwesten, derselbe erbärmliche Gestank, der sich hinter den Scheiben der aufgeheizten Autos sammelte, in denen schwarze Leichen leblos über den Armaturenbrettern hingen. Es lag mehr darin als nur der Tod, mehr als nur die Tatsache, dass die Seele den Körper verlassen hatte. Es war der Gestank von dem, was blieb: zerfallendes Gewebe, der Verfall jeder einzelnen Zelle, Fleisch, das flüssig wurde und von den Knochen tropfte.
    Jake würgte als Erster, doch auch Jill konnte es nicht länger zurückhalten.
    Flieh.
    Ihr Blick fiel auf den Strand, und sie musste schnell wieder wegsehen, doch das Bild hatte sich bereits in ihr Gehirn gebrannt, und selbst als sie sich eine Hand über Mund und Nase gepresst hielt und hinauf in den farblosen Himmel schaute, sah sie es immer noch vor sich: Schicht um Schicht von Kadavern in der schäumenden, roten Brandung. Vögel mit Schwimmhäuten an den Füßen lagen über den Strand verstreut, dazwischen Fischskelette, von denen die Schuppen fielen und sich die graue Haut löste. Aufgeblähte Pferdebäuche ragten aus dem Wasser wie Inseln. Leuchtend bunte Vögel stießen ihre langen Schnäbel in ihre eigenen Wunden, aus denen fauliges Blut quoll. Jede neue Welle schwemmte noch mehr Kadaver an Land, die mit dem Vor und Zurück der Brandung über den Strand schabten.
    Flieh!
    »Was ist

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